In einem beschaulichen Teil der Weststadt liegt umrankt von einer kleinen Parkanlage und zwei alten Eichen das Franz-Rohde-Haus - ein Gebäude im Stil der 30er Jahre. Derzeit wird es als Pflegeheim genutzt. In vier Wohngruppen werden hier insgesamt 52 Menschen betreut. Ein "idyllisches Pflegehaus" nennt die Stadtmission, der das Gebäude gehört, das Heim in der Dragonerstraße. Doch das Gebäude ist in die Jahre gekommen: Vor allem die Bausubstanz hat nachgelassen. Daher plant die evangelische Stadtmission, das alte Gebäude nun abzureißen - obwohl dieses denkmalgeschützt ist.
Abrissbescheid für ein denkmalgeschütztes Gebäude
In einem Schreiben des Regierungspräsidiums Karlsruhe aus dem Jahre 2013, welches ka-news vorliegt, heißt es: Das genannte Anwesen sei ein Kulturdenkmal gemäß des Denkmalschutzgesetzes von Baden-Württemberg. An seiner Erhaltung bestehe aus künstlerischen, wissenschaftlichen und heimatgeschichtlichen Hintergründen ein öffentliches Interesse. Das Anwesen, welches seiner Zeit von Otto Bartning gebaut wurde, genießt laut dem Schreiben des Regierungspräsidiums "einen Seltenheitswert".
Diese Denkmaleigenschaft wurde jetzt aufgehoben; der Abrissbescheid liegt dem Bauherren der evangelischen Stadtmission bereits vor. Tatsächlichen dürfen Kulturdenkmäler unter bestimmten Voraussetzungen abgerissen werden. Denn ein laut Regierungspräsidium nur erhalten bleiben, wenn dies Kulturdenkmal nur im "Rahmen der Zumutbarkeit"möglich ist.
Dies ist beim Franz-Rohde-Haus offenbar nicht mehr gegeben: "Die wirtschaftliche Zumutbarkeit ist der Gratmesser für eine Entscheidung", lautet die Erklärung. der Stadt. In dem Fall sei der Abriss denkmalrechtlich zulässig, da ein Erhalt wirtschaftlich nicht zumutbar sei. Der Planungsausschuss hatte sich bereits im Januar für ein Bebauungsplanverfahren ausgesprochen. Derzeit laufen die internen Abstimmungen. DerAuslegungsbeschluss erfolgt öffentlich durch den Gemeinderat. >
Karlsruher Bürger starten Online-Petition
Doch in Teilen der Bevölkerung regt sich seit einiger Zeit Widerstand. Dieser äußert sich auch in einer Online-Petition , initiiert von Kerstin Unseld. Sie fordert eine Rettung des "Karlsruher Baudenkmals". Wörtlich heißt es hier: "Wir fordern die Karlsruher Gemeinderäte auf, ihre Verantwortung zum Schutz von Kulturdenkmalen in unserer Stadt zu tragen und Alternativen zum Abriss zu finden." Mittlerweile wurde hier schon über 1.300 Unterschriften gesammelt.
Unseld wirft der evangelischen Stadtmission vor "Dollarzeichen in den Augen zu haben". Derzeit würden von Bauherr und Gemeinderat Interessen vermischt und gegeneinander ausgespielt: "Mit der wirtschaftlichen Schaffung von Pflegeplätzen wird argumentiert und so Denkmalschutz und Naturschutz ausgehebelt", so die Kritik in der Petition.
Rein rechtlich sei der Vorgang sicherlich einwandfrei, "aber moralisch ist es verwerflich", so Unseld auf Anfrage von ka-news. Die Initiatorin fürchtet wie andere Anwohner, dass ihnen "ein Klotz vor die Nase gebaut" werde. Als Negativbeispiel nennt sie das Matthias-Claudius-Haus der evangelischen Stadtmission.
"Der Mensch hat bei uns erste Priorität"
Die evangelische Stadtmission, vertreten durch Martin Michel,bewertet den Fall anders. "Unsere Aufgabe ist rein diakonisch, das Geld ist dabei nur Mittel zum Zweck", erklärt Michel. In diesem Fall handle es sich um eine ethische Güteabwiegung. "Der Mensch hat bei uns erste Priorität", so Michel. Zur Zeit gebe es beispielsweise auf jedem Stockwerk nur eine Toilette, dies sei ein unzumutbarer Zustand für Bewohner und Mitarbeiter des Pflegeheims.
Auch gibt er zu bedenken, dass es sich beim Franz-Rohde-Haus nicht um ein öffentliches Gelände handle, sondern um Eigentum der evangelischen Stadtmission. Die Stadtmission sei ja auch letztlich bereit alle Investitionen zu tragen. Er begrüße aber, dass die Stadt das Vorhaben der Stadtmission unterstütze. Dabei ist Michel nach eigener Aussage an Kompromissen interessiert. "Die beiden alten Eichen wolle er nach dem jetzigen Stand stehen lassen.
Er zeigt jedoch Unverständnis für manche Forderungen der Anwohner: "Wir wollen genau so hoch bauen wie es die Umgebung zulässt, außerdem ist unser Gelände kein öffentlicher Park". Des Weiteren wurde die Bausubstanz geprüft und entgegen der Meinung seiner Gegner wäre diese nicht mehr ausreichend. Wie er im Gespräch mit ka-news erklärt, tun Michel die Bewohner und Mitarbeiter leid, die zur Zeit durch die Diskussion unter Druck geraten. "Aber falls wir schließen müssten, bietet die Stadtmission allen Mitarbeitern und Bewohnern einen Platz an."