Doch nicht nur die stagnierende Lage auf dem Absatzmarkt sei verantwortlich für die Schließung des Betriebs, so der Geschäftsführer der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), Elwis Caprece. Ragolds habe es jahrelang versäumt, zukunftsträchtige Investitionen zu tätigen oder "auch mal ein paar Euros für eine Werbekampagne in die Hand zu nehmen", so Caprece. Er bezeichnete das Sortiment als "bieder".
Ärgerlich sei ebenfalls der Umstand, dass jahrelang Gelder der Firma Ragolds nach Boizenburg in Mecklenburg- Vorpommern geflossen seien. Dort betreibt Oliver Schindler, Sohn des Ragolds-Chefs Jörg Schindler, die Firmen Toffee Tec und Sweet Tec. Schindler bestritt jahrelang die Verschiebung der Gelder, die jedoch zumindest leihweise an die Boizenburger Unternehmen geflossen waren. Die Gelder hätten dann, so Caprece, im heimischen Betrieb für wichtige Investitionen gefehlt.
Betriebsrat und NGG unterstellen Schindler und seinem Sohn jetzt Planung und Berechnung: Für den Arbeitsplatzaufbau in Mecklenburg-Vorpommern gibt es enorme Förderzuschüsse des Bundeslands, des Bundes und der Europäischen Union. "Alleine die Förderung durch das Bundesland kann bis zu 100.000 Euro pro Arbeitsplatz ausmachen," so Caprece. Die Karlsruher Beschäftigten hätten somit die Arbeitsplätze in Boizenburg mitfinanziert.