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Karlsruhe: Fehlverhalten bei KMK

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Fehlverhalten bei KMK

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    Fakt ist, dass der ehemalige Geschäftsführer der Karlsruher Messe- und Kongress GmbH, Günter Wohlfart, bei seinem eigenmächtigen Vorgehen (ka-news berichtete) nicht alleine gehandelt hat. Wie der KMK-Aufsichtsratsvorsitzende, Karlsruhes Bürgermeister Manfred Groh, heute mitgeteilt hat, hat Wohlfart die Verträge mit den Pop-Stars Seal und Mariah Carey ohne die zweite erforderliche Unterschrift und gegen einen eindeutigen Beschluss des Aufsichtsrats unterzeichnet. Gleichzeitig sind noch mindestens zwei weitere Personen involviert: "Uns liegen zwei Auszahlungsbelege mit jeweils zwei Unterschriften vor", eröffnete Groh. Demnach gäbe es neben Wohlfart zwei weitere Personen, die die Überweisungsaufträge unterzeichnet und damit gegen das Regelwerk der KMK verstoßen hätten.

    Hätte die Reißleine noch gezogen werden können?

    KMK-Geschäftsführer Claus Hähnel: Ihn trifft laut Groh keine Schuld (Foto: ka-news)

    Dabei geht es um Unterschriften von zwei der drei vertretungsberechtigten Prokuristen der KMK im Bereich Veranstaltungen. Auszahlungen mit nur einer Unterschrift seien - im Gegensatz zu Vertragsunterzeichnungen - im "wasserdichten" Regelwerk der KMK ausgeschlossen, erläuterte Groh. Zur Zeit werde geprüft, was die betreffenden Personen dazu bewogen hat, die Unterzeichnungen vorzunehmen. "Entweder ist da geschlafen worden oder es wurde fahrlässig gehandelt", erläuterte der Aufsichtsratsvorsitzende. Den zweiten Geschäftsführer der KMK, Claus Hähnel, trifft in der ganzen Angelegenheit allerdings keine Schuld, teilte Groh mit.

    In einem Brief an Oberbürgermeister Heinz Fenrich, betitelt mit "Geschäftsführung in Not", hatte Wohlfart bereits am 13. Juni seine Sicht der Dinge geschildert. In diesem Brief hätte Wohlfart sinngemäß dargelegt, so Fenrich, dass er, Wohlfart, die Verpflichtungen für die beiden Konzerte alleine vorgenommen hätte - in dem Wissen, dass er das nicht dürfe. Der Brief lag am 14. Juni auf seinem Schreibtisch, bestätigte Fenrich. Die zweite Zahlung im Zuge der Konzerte floss am 15. Juni. Hätte das Stadtoberhaupt den Brief gelesen, hätte er Wohlfart in seinem eigenmächtigen Handeln stoppen und - rein theoretisch - zumindest die zweite Zahlung noch verhindern können. Als er im Juli den Brief schließlich gelesen habe, sei es bereits zu spät gewesen, um die Konzerte noch abzusagen, räumte Fenrich ein.

    Wohlfart bleibt Beschäftigter der Stadt

    Bleibt auch weiterhin bei der Stadt beschäftigt: Günter Wohlfart (Foto: ka-news)

    "Theoretisch ist alles möglich", antwortete Fenrich auf die Frage, ob die Reißleine zu dem Zeitpunkt, als das Schreiben einging, noch hätte gezogen werden können. "Ich räume ein, dass ich den Brief damals nicht gelesen habe." Fenrich gibt an, wegen der Gemeinderatssitzung am 14. Juni mit dem "wichtigen Tagesordnungspunkt 'Nordtangente'" keine Zeit gehabt zu haben, das Schreiben zu lesen. Außerdem sei er von einem "Alibi-Brief" ausgegangen, der an mehrere Adressaten geschickt worden sei. Er habe schon öfters Informationen zugesandt bekommen, die breit gestreut waren.

    "Das Verhalten von Wohlfart ist fahrlässig und nicht tolerabel", kritisierte Groh. "Er hatte eine glasklare Weisung und hat sich im Alleingang darüber hinweg gesetzt." Wohlfarts Ablösung habe einzig und allein mit den beiden Konzerten zu tun, erklärte der KMK-Aufsichtsratsvorsitzende, und nichts mit der Situation des KMK-Geschäftsbereichs "Veranstaltungen" als solche. Wohlfart erhält eine Abfindung in Höhe von 35.000 Euro. Das sei, so Groh, zwischen dem ausgeschiedenen Geschäftsführer und dem Aufsichtsrat ausgehandelt worden. Wohlfart bleibt allerdings bei der Stadt beschäftigt: "In seinem Anstellungsvertrag mit der Stadt ist das so geregelt, dass er im Fall eines Ausscheidens bei der KMK wieder bei der Stadt beschäftigt wird", erläuterte Fenrich.

    Schadensersatz- und strafrechtliche Konsequenzen?

    Insgesamt sind für die beiden Konzerte 900.000 Euro ausgegeben worden. 750.000 Euro wurden durch Eintrittsgelder, Catering und Sponsorenleistungen eingenommen. Das Defizit beläuft sich somit auf satte 150.000 Euro. Derzeit wird laut Groh geprüft, inwiefern Schadenersatzrechtliche Ansprüche geltend gemacht werden könnten. Auch strafrechtliche Konsequenzen schloss Groh nicht aus. Ob es weitere personelle Konsequenzen für die involvierten Personen gebe, könne erst im Laufe der weiteren Überprüfungen festgestellt werden. Die Suche nach einem Nachfolger laufe bereits "auf Hochtouren". Groh: "Wir stehen bereits in Verbindungen." Dabei werde es eine externe Lösung geben, merkte der Aufsichtsratsvorsitzende an.

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