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Karlsruhe: Feder- und Lederlos: Karlsruher Modeboutique verkauft Fashion auf vegan

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Feder- und Lederlos: Karlsruher Modeboutique verkauft Fashion auf vegan

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    Missy und Monsta von Nakedshameclothing
    Missy und Monsta von Nakedshameclothing Foto: (Marie Wehrhahn)

    Missy und Monsta, außergewöhnliche Namen übrigens, ihr verkauft vegane Kleidung. Das erste, was mir dabei in den Sinn kommt, sind weite Leinen-Hosen und Öko-Schuhe. Klärt mich auf!

    Missy: Vegane Kleidung - das bedeutet keine Seide, kein Leder und keine Federn. Wir achten beim Einkauf deshalb besonders auf das Material und die Qualität der Kleidungsstücke, wobei uns aber auch das gewisse Etwas, also der Fashion-Faktor, sehr wichtig ist. "Öko-Sachen" kommen uns nicht ins Haus (lacht). Unser Ziel ist es, genau das zu tun, was die Konkurrenz nicht tut. Kinderarbeit kommt für uns außerdem nicht in Frage - wir wollen beweisen, dass faire Klamotten auch kostengünstig sein können, genauso wie das Angebot einschlägiger Billig-Labels. Gerade auch weil uns der Look so wichtig ist, hängen wir unser Konzept von der veganen Kleidung nicht so an die große Glocke - für uns ist es beispielsweise zur Normalität geworden, dass wir ausschließlich Kunstleder anbieten. Vor einiger Zeit hat uns die Tierschutzorganisation PETA für unser Konzept ausgezeichnet - uns war vorher gar nicht bewusst, dass wir offenbar der einzige Modeshop in Deutschland mit einer solchen Idee sind.

    Das klingt nach Konsequenz und viel Arbeit - ist da nicht eine große Menge an Kontrolle nötig?

    Monsta: Ja, in der Tat prüfen wir jedes Teil, das wir in unseren Bestand aufnehmen, mehrmals, lassen uns Muster zukommen und wählen kritisch aus, was zu uns passt. Der Anfang war echt schwer, schließlich wollen wir nicht einfach irgendwelche Klamotten verkaufen, sondern orientieren uns stark am Lookbook [Trend-Seite im Internet, Anm. der Redaktion]. Auf der einen Seite bedarf es viel Recherchearbeit und auf der anderen Seite ist unser Sortiment im Vergleich zu dem anderer Geschäfte deutlich kleiner. Mittlerweile haben wir aber auch ein gutes Netzwerk von Großhändlern und Junglabels aufbauen können, denen wir vertrauen. Gerade diese Kontakte sind es im Grunde, die unser Konzept von veganer, hipper Kleidung zu günstigen Preisen ermöglichen.

    Ihr seid nicht nur geschäftlich ein Paar. "Naked Shame Clothing" ist quasi euer Baby - wann erblickte es denn das Licht der Welt und wie kam es dazu?

    Missy: Angefangen hat vor etwa drei Jahren alles mit einem kleinen Online-Shop bei Ebay, was darauf folgte war ein Atelier in den privaten vier Wänden. Als ich dann zwecks der Liebe nach Karlsruhe zog, holte ich Monsta mit ins Boot und Naked Shame Clothing war geboren. Seitdem ist der Laden quasi unser Baby (lacht) - im August wird es ein Jahr alt!

    Als echte Insider: Was würdet ihr sagen - kann sich Karlsruhe "Fashion-Metropole" schimpfen?

    (Beide lachen) Missy: Karlsruhe ist definitiv keine Mode-Hauptstadt. Die Leute hier sind es gewohnt, in den Billigkaufhäusern zu shoppen und sich an deren Trends anzupassen. Das ist eigentlich schade, da diese die Einzelhändler kaputt machen. Vielleicht können wir die Karlsruher Fashion-Landschaft dennoch ein wenig prägen: Vor Kurzem bekamen wir eine Franchise-Anfrage, die Naked Shame Clothing-Shops für große deutsche Städte wie Hamburg vorsah - die lehnten wir jedoch ab, expandieren wollen wir vorerst nicht. Gerade dieses Unikat-Feeling ist es, was wir hier in der Fächerstadt genießen und beibehalten wollen, solange es geht.

    Neben eurer Boutique in Karlsruhe betreibt ihr gleichzeitig einen Online-Shop. Wie kommt das Konzept bei euren Kunden an?

    Monsta: Der Online-Shop boomt total! Es gehen sogar Bestellungen aus Kolumbien und Kuba ein - da müssen wir uns selbst erst einmal bei der Post über Versandbedingungen schlau machen (lacht). Wir kommen mit der Post fast nicht hinterher - arbeiten oft bis tief in die Nacht, da wir die Verwaltung unseres Webangebots zusätzlich, außerhalb der Ladenöffnungszeiten, machen. Aber auch die Boutique in Karlsruhe gewinnt immer mehr Fans und hat schon diverse Stammkunden - darunter übrigens auch zahlreiche Fleischfresser! (lacht) Manche kommen nach eigenen Aussagen sogar extra aus Berlin, was für uns irgendwie befremdlich ist, schließlich ist Berlin die Fashion-Metropole schlechthin. Im Grunde lässt sich sagen, dass wir Kundinnen zwischen 14 und 80 Jahren betreuen.

    Moment, ihr habt Kundinnen im Alter von 80 Jahren? Das sieht man eurem Sortiment zumindest auf den ersten Blick nicht an!

    Missy: Na klar, das ist echt cool: Wir haben einige Kleider im 60er-Jahre-Stil. Eine Rentnerin hat diese wohl einmal im Vorbeilaufen entdeckt und hat sich prompt für den nächsten Theaterbesuch ausgestattet. Und wie ältere Damen nunmal sind, spricht es sich in der Nachbarschaft oder im Bekanntenkreis schnell rum, wenn Frau XY ein neues schickes Kleid hat - dann will jede ihrer Freundinnen so eins (lacht). Ist allerdings schwierig, da wir 90 Prozent unserer Klamotten limitieren - welche Frau findet es nicht furchtbar, wenn sie zehn andere mit demselben Outfit auf der Straße sieht? (schüttelt sich)

    Verratet ihr uns euer Erfolgsrezept?

    Monsta: Persönlichkeit spielt eine super große Rolle - die geht heutzutage leider total unter. Wir wollen erreichen, dass die Kunden mit einem guten Gefühl hier raus gehen und sich gut beraten fühlen. Was unseren Umgang mit den Leuten ausmacht, ist ein familiäres Miteinander und dazu gehört beispielsweise auch Ehrlichkeit: Wenn ein Mädel eine Leggings anprobiert, die vorne und hinten nicht sitzt, dann ist es für uns selbstverständlich, ihr das zu sagen und ihr etwas anderes anzubieten - niemand ist perfekt, die Models, die für uns arbeiten, übrigens auch nicht. Wir achten sehr genau darauf, dass wir einen großen Bogen um Size-Zero-Models machen. Miese gemacht haben wir noch nie - ein Teil unseres Erfolges verdanken wir auch einem großen Netzwerk, das wir uns im Laufe der Jahre aufgebaut haben. Vor allem Missy, die nebenher als Model arbeitet und schon öfters für die "Berlin Fashion Show" gelaufen ist, kann mit vielen Kontakten in der Branche punkten. Ich sorge als echter Karlsruher für die regionalen Connections (grinst). Alles in allem spielt die Lockerheit eine große Rolle - verbissen darf man in dem Business auf keinen Fall sein.

    Missy: Wir sind voll "peace"! (Beide lachen)

    Wie soll's mit Naked Shame Clothing weitergehen? Habt ihr Zukunftspläne?

    Monsta: Wer hat die nicht? Zunächst nehmen wir im Sommer eine Aushilfe in unser Team auf, bei der wir uns sicher sind, dass sie in unser Team passt - wir haben sehr hohe Ansprüche an unsere Mitarbeiter. Doch auch modetechnisch planen wir, Neuland zu betreten: Derzeit besteht unser Sortiment ausschließlich aus Damenbekleidung - das soll sich nächstes Jahr mit einer eigens von uns entworfenen Kollektion für Männer ändern.

    Meine abschließende Frage: Habt ihr Fashion im Blut?

    Missy: Ich arbeite wie gesagt nebenberuflich als Model, vor allem für alternative Modelabels. Allerdings wird man irgendwann zu alt für das Business. Fashion steckt in meinen Genen. Ich hatte eine waschechte Pin-up-Omi, die immer tolle Kostümchen im Schrank hatte - das hat meinen Stil bis heute sehr geprägt, schätze ich. Gelernt habe ich den Beruf der Heilpraktikerin - in Sachen Mode hat es mir jedoch schon immer in den Fingern gejuckt und irgendwann wollte ich mir meinen Traum vom eigenen Shop erfüllen. Heute könnte ich mir nichts anderes mehr vorstellen.

    Monsta: Ich bin gelernter Grafiker - habe vor der Gründung von Naked Shame Clothing jedoch auch schon lange Zeit in einem Szene-Laden in Karlsruhe gejobbt. Was mir da grundlegend fehlte war die Kundenberatung sowie Freundlichkeit und Ehrlichkeit - das will ich nun anders machen. Mittlerweile stehe sogar ich für das ein oder andere Fotoshooting vor der Kamera - ich habe es vom besten Model gelernt (lacht).

    (Fragen: Marie Wehrhahn)

    Naked Shame Clothing - Boutique, Sophienstraße 98, 76135 Karlsruhe. Online unter: http://www.nakedshameclothing.com/ - Hier geht's zur Naked Shame Clothing-Facebookseite.

    Hier gibt's Bilder von unserem Besuch bei Naked Shame Clothing!

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