Die Deutsche Bahn (DB) hatte bereits zum Jahreswechsel 2016 die Weichen zur Taubenabwehr neu gestellt: Die DB beauftragte die Falknerei Karlsruhe sich der Vogelpopulation am Hauptbahnhof anzunehmen. Sie entwickelte zusammen mit der Bahnhofsleitung ein langfristiges Strategiekonzept mit einem Maßnahmenkatalog zur "langfristigen Reduktion des Taubenbestandes", so die beiden Unternehmen in einer gemeinsamen Pressemeldung.
500 Tauben hielten sich nach ersten Zählungen der Falknerei im Bereich des Hauptbahnhofs auf. Als erste Maßnahme wurden die Tauben eingefangen und in einen betreuten Taubenschlag umgesiedelt. Um einen Überblick über die Bewegung der Tiere zu erhalten, wurden die Tiere mit einem Ring am Fuß ausgestattet.
Taubenhaus am Hauptbahnhof zurecht stillgelegt
Als zweite Maßnahme wurde der auf dem Bahnhofsgelände befindliche Taubenschlag stillgelegt und abgebaut. "An diesem Taubenschlag wurde nahezu ein Jahrzehnt die örtliche Population gezielt gefüttert, um die Tauben zur Brut im Taubenhaus zu bewegen", erklärt die Falknerei, "doch vergebens."
Ein großer Teil der Bahnhofstauben sei dort lediglich zur Futteraufnahme hin gekommen, brütete aber weiter im Bahnhof. Diese Fütterungen seien überhaupt erst die Grundlage dafür gewesen, dass so viele Tauben den Bahnhof bevölkern konnten. "Umso absurder erschien die Forderung einiger Fraktionen, ein weiteres Taubenhaus im Bahnhof aufzubauen! Wie erfolglos das ist, kann auch in Stuttgart beobachtet werden", mahnt die Falknerei Karlsruhe.
Daneben wurde begonnen, bekannte Brutstellen zu verschließen, Nester und Eier zu entfernen, vorhandene Taubenabwehr nachzubessern und das gesamte Bahnhofsgelände regelmäßig nach neuen Brutplätzen abzusuchen. Dabei konnte festgestellt werden, dass vermutlich nicht erst seit der Stilllegung des Taubenhauses auf dem gesamten Bahnhofsgelände und in der direkten Umgebung illegal gefüttert wird. In Spitzenzeiten seien mehr als 25 Kilogramm Futter in der Woche ausgebracht, so die Experten weiter. Das Futter wurde eingesammelt und entsorgt.
Die Ursache des Problems: Unkontrollierte Fütterungen
Die DB lässt regelmäßig die Bahnsteige von Taubenkot befreien, ließ zwischenzeitlich auch in einem aufwendigen Verfahren die Tiefbahnsteige reinigen und hat den Flachdächern auf Ihren Bahnsteigen ein neues Gesicht verpasst, um für Reisende, aber nicht für Tauben attraktiv zu sein. Darüber hinaus hält die DB ihre Gäste per Durchsage dazu an, keine Tauben zu füttern.
"Anders, als von vielen vermeintlichen Fachleuten seitens der Fraktionen des Gemeinderates und auch Teilen der Stadtverwaltung prognostiziert und gegen den Widerstand fundamentaler Tierschützer, die in unzähligen Schreiben an die DB und die Stadt Karlsruhe, einer Online-Petition und weiterer, zum Teil brachialer Methoden, welche die getroffenen Maßnahmen am Hauptbahnhof unterbinden sollten, konnte in einem wahrscheinlich bundesweit einmaligen Projekt, die zwischenzeitlich auf über 650 Tauben angewachsene Bahnhofspopulation, nachhaltig um 90 bis 95 Prozent reduziert werden", fasst die Falknerei zusammen.
Das Ergebnis der Beringung der umgesiedelten Tauben spreche für sich: die Rückflugquote liegt bei unter einem Prozent. Die getroffenen Maßnahmen werden auch 2017 weitergeführt.
Drastische Strafen sollen helfen
Die Umsiedlung sei ein Beweis dafür, dass ein Taubenschlag an ausgewählten Stellen, bei entsprechender Nutzung und Betreuung, eine sinnvolle Maßnahme im Kampf um immer größer werdende Stadttaubenpopulationen sein kann. Denn hier werde unter Kontrolle gebrütet, und eine Zunahme der Taubenpopulation verhindert.
Das unkontrollierte, illegale Füttern von Tauben ist die eigentliche Ursache dafür, dass sich Stadttauben zu einer solchen Plage entwickeln. So sorgt das ausgebrachte Futter neben punktuellen Massenansammlungen der Tiere bei der Nahrungsaufnahme wie beispielsweise auf der Kaiserstraße oder am Europaplatz auch dafür, dass die Tauben versuchen, möglichst in Futternähe zu brüten. Damit die Ausbreitung gestoppt wird, fordert die Falknerei drastische Strafen und ein konsequent umgesetztes Fütterungsverbot.