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Ettlinger Hedwigshof (III)

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Ettlinger Hedwigshof (III)

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    Er wisse, dass diese freie Art der Haltung eine Seltenheit sei: "Es werden einfach zu viele Eier gegessen, als dass alle Hühner so viel Platz haben könnten", meint der Besitzer des Hofes Glatz, "dafür ist Deutschland schlicht zu klein." Trotzdem freue er sich natürlich, den Hühnern ein solch prächtiges Leben zu ermöglichen.

    Rinder und Schweine leben mit Tageslicht und frischer Luft

    Auch die größeren Tiere haben es gut: 1996 wurde für die Rinder des Hofes ein neuer, großzügiger Stall erbaut. Vorausschauend plante man hier bereits Schweineställe mit ein. Und tatsächlich nahm man die Schweinehaltung kurze Zeit später zum Betrieb hinzu. Mittlerweile erwirbt Glatz die Tiere ausschließlich von der Landesanstalt für Schweinezucht, wo sie schon von klein auf genauso artgerecht gehalten werden wie später auf dem Hedwigshof.

    Gute Bedingungen für Schweine und Rinder im Stall (Foto: ka-news)

    Durch die Vergrößerung und Verbesserung der Tierhaltung mit dem teilweise offenen Stall finden die Schweine und Rinder stets natürliche Bedingungen vor: Sie haben echtes Sonnenlicht und frische Luft. Tag und Nacht können sie sich außerdem in kleine Außenstellen begeben, sofern sie nicht sowieso gerade auf einem der insgesamt 90 Hektar großen Felder grasen.

    Moderner Hofladen im ehemaligen Kuhstall

    Der neue Tierstall war jedoch in jüngster Zeit nicht die einzige Veränderung auf dem traditionellen Hof: In den ehemaligen, freigewordenen Kuhstall zog im Jahr 2000 der Hofladen ein. Modern, frisch und großflächig präsentiert der Hedwigshof hier sowohl die eigenen Erzeugnisse wie Fleisch und Eier, als auch Obst, Gemüse und Getreide von Bauern der Region. Obwohl der Hofladen mit einer großen, ansprechenden Fleischtheke stark einer Metzgerei ähnelt, weist der Landwirt darauf hin, dass nicht immer die gesamte Produktpalette angeboten werden könne.

    Die große und ansprechende Fleischtheke des Hofladens (Foto: ka-news)

    Schließlich sollten die Produkte ja stets frisch sein: Im Wechsel würden somit wöchentlich Rind und Schwein geschlachtet. "Da ist für jeden etwas dabei", so Glatz. "Bei den Kunden ist dann eben ein bisschen Spontaneität gefragt", meint der Landwirt. Meist kämen die jedoch gar nicht mit festen Vorstellungen hierher, sondern stellten oft die Frage "Ach Herr Glatz, was soll ich denn kochen?". Dann stehe der 33-Jährige gerne beratend zu Seite: "Wie wär's denn mit Geschnetzeltem?".

    Selbst hergestellter Weizenschnaps ebenfalls im Hofladen

    Bis das Fleisch ansprechend und verzehrfertig in der Ladentheke liegt, leben die Tiere jedoch einige Zeit auf dem Hedwigshof. Generell ist ihre Zeit hier länger als in modernen Mastanlagen bemessen: Nach zweieinviertel Jahren werden die Rinder und nach ungefähr sieben Monaten die Schweine geschlachtet. Damit sie während des Aufenthalts auf dem Hof gedeihen und das Fleisch später saftig und zart schmeckt, bekommen die Tiere neben Gras und Heu auch besonders eiweißreiche Schlempe: Einen nahrhaften Rückstand der sogenannten Verschlussbrennerei, bei der Weizenschnaps gewonnen wird. Auch diese alkoholische Seltenheit ist in der Angebotspalette des Hofes zu finden.

    Auch Pensionspferde und ein Esel leben auf dem Hedwigshof (Foto: ka-news)

    Mit dem Schlachten sei er groß geworden, meint Glatz. Das Gefühl beim Abtransportieren der ihm bekannten und vertrauten Tiere sei unterschiedlich: Gerade bei unfriedlichen und aufwiegelnden Tiere falle es leichter, bei ganz lieben und treuen hingegen äußerst schwer. Einmal sei ihm eine Kuh so ans Herz gewachsen, dass er nicht dazu imstande gewesen sei, sie schlachten zu lassen: Da habe er kurzerhand umgesattelt. Nun soll sie auf dem Hedwigshof für Nachwuchs sorgen.

    Spaß an der Arbeit: "Bürojob nicht mehr vorstellbar"

    Der Diplomingenieur der Agrarwissenschaften Glatz hat sichtbar Freude an seinem Beruf, was sich sowohl im Umgang mit den Tieren, als auch mit den Kunden des Hofladens, dessen Umbau er bewirkt hatte, zeigt. Er merke zu seiner Freude, dass immer mehr Menschen das schätzten, wofür der Hedwigshof stehe. "Die Leute achten mehr darauf, wo sie was einkaufen, denn sie entdecken wieder den Spaß daran, etwas selbst zuzubereiten."

    "Gerade zum Wochenende hin haben wir hier mehr Betrieb: Die Leuten kaufen etwas Schönes ein und nehmen sich Zeit", so Glatz. Mittlerweile könne er sich keinen Bürojob mehr vorstellen, meint er, der an der Freiheit, Vielfältigkeit und Vielseitigkeit des Berufes einfach Gefallen gefunden habe. Obwohl er jedoch gerne mit Rindern umgehe, hätte er sich nie vorstellen können Milchbauer zu werden: "Nein, jeden Tag so früh im Stall zu stehen, das wäre nichts für mich", meint er lachend.

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