Startseite
Icon Pfeil nach unten
Karlsruhe
Icon Pfeil nach unten

Karlsruhe: "Es wird weiterhin gesoffen"

Karlsruhe

"Es wird weiterhin gesoffen"

    • |
    • |
    Rainer Blobel von der Drogenberatung Karlsruhe
    Rainer Blobel von der Drogenberatung Karlsruhe Foto: ka-news

    ka-news:

    Herr Blobel, das Thema Komasaufen wurde in den Medien heiß diskutiert, dann folgten eine Reihe gesetzlicher Regelungen, die den Alkoholkonsum von Jugendlichen reduzieren sollten. Wie ist denn nun aktuell die Situation in Karlsruhe?

    Rainer Blobel: Es wird weiterhin gesoffen - die Häufigkeit ist nicht mehr ganz so erschreckend groß. Was die Gesetzesänderungen angeht: Nett aber nicht besonders effektiv. Ein Alkoholverkaufsverbot für Tankstellen und sonstige Verkaufsstellen nach 22 Uhr hat eher eine begrenzte Wirkung; die konsequente Einhaltung des schon lange geltenden Jugendschutzgestzes würde sehr viel mehr Wirkung zeigen. Fazit: Wir brauchen keine neuen gesetzlichen Regelungen, wir sollten viel mehr die bestehenden Regelungen mit Leben füllen.

    ka-news: Die Fastnachtszeit ist traditionell eine besonders feucht-fröhliche. Da sind Jugendliche nicht ausgeschlossen. Wie bereiten Sie von der Drogenhilfe sich darauf vor, Komasaufgelage zur Fastnacht zu verhindern?

    Blobel:  Wir werden ebenfalls fast schon traditionell die jährlichen Einsätze der Jugendschutzteams beim Nachtumzug in Grötzingen beginnen lassen. Die Erfahrungen der letzten drei Jahre waren sehr ermutigend - die Zahl der jugendlichen Komasäufer ging dramatisch zurück. Zurück ging auch die Zahl der Notaufnahmen wegen Alkoholvergiftung während des Nachtumzuges. Dieses von der Stadt Karlsruhe, dem Polizeipräsidium und den Rettungsdiensten gemeinsam durchgeführte Projekt lässt sich leider nicht auf alle Faschingsveranstaltungen ausdehnen.

    ka-news: Was sollte Ihrer Meinung nach von der Politik noch nachgebessert werden, um den übermäßigen Alkoholkonsum von Jugendlichen zu unterbinden?

    Blobel: Am besten mit gutem Beispiel voran gehen. Das zweitbeste wäre, den Focus auf dieses Phänomen zu richten. Mit dem problematischen Saufverhalten sind auch Vandalismus und Kriminalität verbunden, es kommt zu sexuellen Übergriffen und nicht zuletzt zu hochriskantem Verhalten im Straßenverkehr. Strukturelle Maßnahmen wie Griffnähe verringern oder die Preisgestaltung anpassen sind ebenso denkbar wie die Schwerpunktsetzung in der schulischen und außerschulischen Präventionsarbeit. Vor allem aber sollten die zuständigen Politiker ihre Argumentation nicht mehr an Steuereinnahmen oder Arbeitsplätzen festmachen. Unter dem Strich ist die Bilanz dieses Geschäftes hoch negativ - die entstehenden Kosten für das Gesundheitswesen und die vernichteten Arbeitsplätze übersteigen die Einnahmen bei weitem.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden