Das Hardtwaldzentrum ist ein modernes Dienstleistungszentrum für Begegnung, Gesundheit und Soziales in einem ehemaligen Kasernengebäude in der Karlsruher Nordstadt. Harald Denecken, Erster Bürgermeister der Stadt Karlsruhe, erinnerte sich bei seinem Grußwort daran, wie er in seiner Kindheit als Kegeljunge in den Kasernen seinen ersten Dollar verdiente. "Die Kasernen wurden einst für den Krieg gebaut, jetzt ist aus ihnen dieses wunderbare Zentrum entstanden", so der Bürgermeister. Mit Offenheit, Toleranz und Vielfalt sei, so Denecken, das Hardtwaldzentrum zu einer Plattform für Selbsthilfe und Bürgerengagement geworden.
"Der Paritätische repräsentiert in Karlsruhe 40 Mitgliedsorganisationen mit 90 Einrichtungen und Diensten, 2.100 Beschäftigte und 3.500 Freiwillige. 113.000 Karlsruher nutzten im vergangenen Jahr diese Einrichtungen und Dienste", so Gerd Hurst, Vorsitzender vom Paritätischen. In Zeiten der Massenarbeitslosigkeit, Armut und Wohnungsnot sieht sich der Paritätische als "Anwalt sozial benachteiligter und von Ausgrenzung bedrohter Menschen", sagt Hurst.
Hansjörg Böhringer, Geschäftsführer des Paritätischen Landesverbandes Baden-Württemberg, referierte in seinem Vortrag über die freie Wohlfahrtspflege im Wandel der Zeit. Uwe Herbener-Roos, Geschäftsführer der Reha-Südwest, erläuterte das, von der Geschäftsführungskonferenz der Reha-Südwest gewählte, aktuelle Jahresthema.
"Nachdem der Bundesrat noch im Dezember vergangenen Jahres die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen ratifiziert und damit zum Jahresbeginn in Kraft gesetzt hat, konnten wir dem Thema 'Inklusion' nicht länger ausweichen", erklärt Herbener-Roos.
Was das Wort "Inklusion" bedeutet, verdeutlichten im Anschluss die Spinner, das integrative Theaterprojekt der Lebenshilfe Karlsruhe und des Sandkorn-Theaters. Während Clemens Lennermann in der Rolle des Erklärers das neue "Zauberwort" Inklusion dekliniert, fragen sich Karin Arndt-Hauck und Paolo di Bono was das denn bedeuten soll. Die lateinische Übersetzung "Einschluss aller" hilft hier nicht weiter: "Das klingt ja wie im Knast", befinden die beiden. "Ich will nicht in den Knast, komm wir gehen", ruft Pablo entrüstet aus.
Musterbeispiel für Inklusion: Die Spinner
Auch ein weiter Erklärungsversuch von Lennermann, dass bei "Inklusion" alle gleich sind, überzeugt nicht. "Das hört sich ja an wie in der DDR, da waren auch hinter der Mauer alle inkludiert", so der Befund der Gruppe. Auf die Frage, anhand was für eines Beispiels man verdeutlichen könne, dass Männer und Frauen, Menschen aller Hautfarbe, Behinderte und Nichtbehinderte gleichberechtigt behandelt werden, ohne dass jemand ausgeschlossen wird, weiß allein Paolo die passende Antwort: "Die Spinner", ruft er begeistert aus. Das Integrationstheater ist ein Musterbeispiel für den Begriff "Inklusion" mit all seinen Definitionen. Bei den Spinnern sind Behinderte und Nichtbehinderte von Anfang an gleichberechtigt dabei. "Hier ist es normal verschieden zu sein", so Arndt-Hauck.
Im Anschluss an den Auszug des neuen Stücks der Spinner "olinclusiv, oder was", gab Ulrike Sinner, Geschäftsführerin der Bezirksgeschäftsstelle Karlsruhe der Paritätischen, einen Überblick über aktuelle und geplante Projekte. In Karlsruhe gibt es mittlerweile sechs funktionierende "Wohnpartnerschaften", die aus dem gleichnamigen Projekt in Kooperation mit dem Studentenwerk entstanden. Ein weiteres Projekt, das Mitte des Jahres realisiert werden soll, ist "Welcome". Um Kinder vor Verwahrlosung und Gewalt zu schützen, kommen freiwillige Mitarbeiter nach der Geburt des Kindes den jungen Familien zu Hilfe.
Das Klezmer-Projekt a bisele masl (ein bißchen Glück) rundete den Jahresempfang musikalisch ab. Neben instrumentalen Nummern gaben a bisele masl zum Abschluss ein Lied zum Besten, das den Herbst des Lebens thematisierte. "Was es bedeutet in den Ruhestand zu gehen, betrifft hier heute auch eventuell den Ein oder Anderen", meint Wini Uhrig in Richtung des ersten Bürgermeisters, und beginnt sein Lied zu singen.