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Karlsruhe: Erlöschender Lebenswille

Karlsruhe

Erlöschender Lebenswille

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    In Deutschland sterben jährlich etwa 12.000 Menschen durch Suizid. Das entspricht etwa 1,3 Prozent aller Todesfälle. Somit übersteigt die Anzahl der Suizidopfer die der 5.842 Verkehrstoten in 2004 bei weitem. In Karlsruhe brachten sich 2004 35 Menschen ums Leben, davon waren 25 Personen männlich. Im laufenden Jahr liegt diese Zahl bislang nach Angaben der Polizei sogar bei 47. Vor allem jugendliche Männer sind gefährdet. In dieser Personengruppe ist der Suizid die zweithäufigste Todesursache.

    Verlust des Selbstwertgefühls kann ausschlaggebend sein

    Die Gründe für einen Suizid können mannigfaltig sein, wie Frauke Abegg vom Karlsruher Arbeitskreis Leben (AKL) zu berichten weiß: "Es ist nicht einfach, die genauen Gründe zu identifizieren. Die Lebensgeschichte des Menschen spielt eine große Rolle. Oft werden alte Wunden aufgerissen, die in der Jugend einem Menschen zugefügt wurden." Kommt dann ein akutes Ereignis dazu, das die Lebenssituation des Menschen stark beeinträchtigt, kann dies ein Auslöser sein.

    Der Verlust des Arbeitsplatzes kann so eine einschneidende Veränderung sein. Oder das Ende einer Beziehung. "Häufig sind Beziehungsprobleme Auslöser, dass alte Wunden aufbrechen und die Menschen sich umbringen", so Abegg. Sie schätzt die Zahl der Suizidfälle, die auf Beziehungsprobleme zurückzuführen sind, auf bis zu 80 Prozent. Erschwerend kommt dann zu den Umständen und alten Wunden noch der Verlust des Selbstwertgefühls hinzu. Oft erlischt dann der letzte Lebenswille des Menschen.

    In Karlsruhe gibt es zahlreiche Anlaufstellen

    Wie aber kann man den Betroffenen helfen? Häufig stehen Verwandte und Freunde dem Schicksal eines geliebten Menschen hilflos gegenüber. Dabei kann es zuweilen einfach sein, den Menschen zu helfen. "Freunde und Verwandte müssen den Betroffenen wahrnehmen, ihm Aufmerksamkeit widmen. Bei Verdacht sollte die Familie wachsam sein, im Zweifelsfall immer zuhören", erklärt Abegg. Sollte der Betroffene konkrete Pläne für einen Suizid äußern, was in etwa 70 bis 80 Prozent der Fälle vorkommt, ist Hilfe von außen als auch ein Gespräch mit dem Betroffenen angebracht. Aber auch schon davor kann es niemals falsch sein, den Kontakt zu speziellen Anlaufstellen wie dem AKL zu suchen. Im vergangenen Jahr suchten 220 Menschen die Hilfe des AKL in Karlsruhe. In akuten Notsituationen ist ein Anruf bei der Polizei der letzte Ausweg.

    Neben dem AKL gibt es in Karlsruhe noch andere Anlaufstellen für Betroffene und deren Familien. So kann man sich auch an die Psychiatrische Klinik, die Notfallseelsorge, die Einrichtung "Die Brücke" und die Telefonseelsorge wenden. Zum Gedenken an durch Suizid Verstorbene findet am kommenden Sonntag um 19 Uhr ein ökumenischer Gottesdienst in der Kleinen Kirche in der Kaiserstraße statt.

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