Erich Harsch, Jahrgang 1961, arbeitet bereits seit 1981 bei dm-drogerie markt. 2004 wurde der gebürtige Wiener zum Stellvertreter des Firmengründers und Vorsitzenden der Geschäftsführung, Götz Werner, ernannt. Werner hatte die erste Filiale 1973 in Karlsruhe eröffnet, heute residiert dort die Zentrale des Unternehmens, das mittlerweile zur zweitgrößten Drogeriemarktkette in Deutschland hinter dem Hauptkonkurrenten Schlecker aufgestiegen ist. Eine echte Erfolgsstory also, die Harsch nach seiner Ernennung zum Geschäftsführer natürlich fortführen will. Er verspricht, den Führungsstil im Großen und Ganzen beizubehalten. Es werde "sehr viel Kontinuität geben", wobei ständige Weiterentwicklung nötig sei, denn Stillstand wäre Rückschritt.
Für Aufmerksamkeit sorgt immer wieder das betont unautoritäre Konzept von dm. Die Filialen bestimmen vor Ort ihr Sortiment selbst, ebenso wie ihre Dienstpläne, zum Teil die Vorgesetzten und sogar die Gehälter. Alle Auszubildende absolvieren während ihrer Ausbildung ein Theaterprojekt, um Team- und Kommunikationsfähigkeit zu üben. Gründervater Werner ist bekennender Anthroposoph und richtete die Philosophie des Unternehmens deshalb nach den Prinzipien von Persönlichkeitsentwicklung, Vertrauen und Kreativität aus. Das soll auch so bleiben: "An den Grundwerten wird sich nichts ändern", erklärt Harsch. "Ich müsste mich ja fragen, was ich die letzten Jahre gemacht habe, wenn ich jetzt was ändern wollte", sagt er lächelnd.
Sehr angetan ist er außerdem von Werners Forderung nach einem bedingungslosen Grundeinkommen in Deutschland, will aber nicht auch noch dessen Rolle als Vorreiter auf dem Gebiet besetzen. "Ich vertrete das privat."
Am meisten gefällt Harsch an seiner neuen Arbeit die "unglaublich breiten Gestaltungsmöglichkeiten" und die "kollegiale Zusammenarbeit". Einen klassischen Arbeitstag gibt es für ihn nicht, jeder ist anders als der letzte. "Das ist das spannende", meint er. Zwischen Projekten, Tagungen, Vorträgen und Filialbesuchen pendelt sein Leben. Wenn Werner früher Filialen besuchte war er sich nicht zu schade eigenhändig mit Besen und Kehrblech zu hantieren, falls es denn nötig sein sollte. Ein Chef, der vor seinen Mitarbeitern putzt, gehört in Deutschland nicht unbedingt zum Alltag - für Harsch stellt das aber kein Problem dar.
Er würde auch mit gutem Beispiel voran gehen. Bei so viel Einsatz leidet natürlich die Freizeit: "Die Freizeit kommt immer zu kurz", erklärt er. Wenn es dann mal klappt, spielt er gerne Tennis, geht ins Kino oder besucht das Theater. Und: "Für meine Familie und meine Freunde muss immer Zeit sein."
Beschreiben Sie sich mit drei Worten:
Menschenfreundlich, aufgeschlossen, gelassen.
Was ist Ihre größte Stärke?
Mein Organisationstalent.
Was ist Ihre größte Schwäche?
Mein schlechtes Personen- und Namensgedächtnis.
Was war als Kind oder Jugendlicher Ihr Traumberuf? Haben Sie damals jemals daran gedacht, das zu werden, was Sie heute sind?
Als Kind: Kriminalkommissar, wegen der Lust am detektivischen Denken. Sicher nicht, was ich heute mache, weil kaum ein Kind sich einen Handelsmanager vorstellen kann.
Was würden Sie im Leben gerne noch erreichen?
Dass ich mich möglichst lange weiterentwickeln kann.
Was nervt Ihre/n Partner/in am meisten an Ihnen?
Wenn ich mir zuwenig Zeit für sie und uns nehme.
Auf welchen Gegenstand möchten Sie im Leben nicht verzichten?
Auf meinen Palmtop, weil ich es sehr praktisch finde, Organizer und Telefon in einem zu haben.
Wen würden Sie gerne auf den Mond schießen?
Mich selbst, dann könnte ich die Erde mal von oben sehen (aber natürlich nur, wenn ich wieder runter darf ...).
Welcher Mensch beeindruckt Sie?
Meine Lebenspartnerin, weil sie mit viel Engagement und Liebe zum Detail eine Meisterin der ästhetischen Gestaltung ist.
Welche Musik (Interpret und Titel) und welcher Film haben Sie am meisten beeindruckt?
Musik: Als Teen Pink Floyd - "Another Brick in the Wall", als Twen Rainhard Fendrich – "I'm from Austria" und aktuell Yael Naim – "New Soul", Film: "Casablanca" von Michael Curtiz mit Humphrey Bogart und Ingrid Bergmann.
Welches Buch haben Sie als letztes gelesen?
"Siddhartha" von Hermann Hesse.
Sie werden als Tier geboren. Als welches?
Als Orang-Utan.
Sie tauschen einen Tag mit einer Person des anderen Geschlechts - wer wäre das?
Maria Furtwängler (am Tag der Bambi-Verleihung).
Was finden Sie an Karlsruhe reizvoll?
Die Übersichtlichkeit und die gute Infrastruktur.
Was würden Sie an Karlsruhe ändern, wenn Sie Oberbürgermeister/in wären?
Dass für den KSC bald ein zukunftstaugliches Stadion zur Verfügung steht.
Welches sind die markantesten Karlsruher / deutschen Köpfe?
Karlsruhe: Bürgermeister Harald Denecken, Peter Sloterdijk. BRD: Horst Köhler, Franz Beckenbauer.
Sie leben in einem anderen Land. Welcher Grund könnte Sie dazu bewegen beziehungsweise davon abhalten, nach Deutschland einzuwandern?
Dazu bewegen: Die geordneten Lebensverhältnisse und die medizinische Versorgung. Davon abhalten: Die bürokratische Regelungswut.
Es geht um das Glück der Republik. Welche Person, Gruppierung oder Idee sollte mehr Einfluss gewinnen?
Ideen (wie das bedingungslose Grundeinkommen), die helfen, von den antiquierten Macht-Apparaten hin zu besseren Rahmenbedingungen für freie Individuen zu finden.
Wie und wo möchten Sie sterben?
Eigentlich gar nicht, aber wenn, dann glücklich im Schlaf.
Kommen Sie in den Himmel oder in die Hölle?
Das habe nicht ich zu entscheiden.