Der Direktor des Landesamtes für Geologie und Bergbau, Professor Dr. Harald Ehse, vermutet, das Abschalten des Kraftwerks hätte Gesteins-Pakete im Untergrund in Bewegung setzen können. "Erdbeben entstehen durch den Auf- oder Abbau von Spannung, die zu Gesteinsbewegungen führt. Das Abschalten der Pumpe war ein solcher Abbau von Spannung und ist deshalb ein möglicher Auslöser des Erdbebens." Für eine nicht-natürliche Ursache des Erdbebens spreche des weiteren, so Ehse, dass dessen Epizentrum nur in einer Tiefe von 2,5 bis vier Kilometer lag. Die Epizentren natürlicher Erdbeben liegen dagegen bei mindestens zehn Kilometern.
Dem widerspricht der Betreiber des Kraftwerks. Nach hauseigenen Berechnungen würde das Epizentrum in einer Tiefe von 9,7 Kilometern liegen. Ehse hat für diese Differenz eine Erklärung: "Wir verwenden neben unseren eigenen Messstellen auch jene des baden-württembergischen Landesamtes und des Karlsruher Instituts für Technologie. Uns stehen deshalb 49 Messstellen zur Verfügung, dem Betreiber lediglich vier. Nach dem Gesetz der Statistik müssten also unsere Ergebnisse gewichtiger sein."
Weitere Erdbeben nicht ausgeschlossen
Noch ein weiterer Grund spricht für die Ergebnisse der Wissenschaftler des Landesamtes. "Es gibt vier verschiedene Geschwindigkeitsmodelle. Das schnellste geht davon aus, dass sich ein Beben pro Sekunde vier Kilometer weit ausdehnt. Der Betreiber könnte dieses Modell zu Grunde gelegt haben. Dann kommt er zu einer wesentlich geringeren Tiefe als mit anderen Modellen. Die beiden Landesämter und das KIT gehen dagegen von einem einheitlichen Modell aus, das eine geringere Geschwindigkeit annimmt."
Das Beben in der Südpfalz wäre nicht das erste, auf Geothermie zurückzuführende, Erdbeben. Zwischen Dezember 2006 und März 2007 gab es in Basel insgesamt fünf Erdstöße mit Stärken zwischen 2,9 und 3,4 auf der Richterskala. Gemeinsamkeiten zwischen den Beben in Basel und dem in der Südpfalz bestehen jedoch keine. "Die angewandte Technik ist eine völlig andere. In Landau wird hydrothermale Geothermie betrieben." In Basel wurde das Hot-Dry-Rock-Verfahren angewandt. Trotzdem will Ehse die Möglichkeit weiterer Erdbeben nicht ausschließen. "Wir hatten dieses Jahr bereits im Mai ein Mikrobeben in Landau und ein weiteres Beben in Insheim. Bisher galt die hydrothermale Geothermie in der Wissenschaft als erdbebenfrei. Das muss jetzt zumindest hinterfragt werden."
Die Hintergründe sollen nun von einer Kommission des Umweltministerium untersucht werden. Die 13 Experten untersuchen den möglichen Zusammenhang zwischen dem leichten Erdbeben Mitte August und dem Betrieb des nahegelegenen Geothermie-Kraftwerks.