Er ist der Mann hinter der Bühne, hinter den Reglern und dem Mischpult: Gerd Gruss sorgt zwar seit 34 Jahren dafür, dass die Bands auf den Fest-Bühnen auch in den abgelegensten Winkeln der Günther-Klotz-Anlage noch gut zu hören sind, währenddessen bleibt der Gründer und Inhaber des Rockshops Karlsruhe selbst aber lieber im Hintergrund.

Gruss ist von Anfang an mit dabei

Dabei dürfte er einer derjenigen sein, die über die Geschichte des Karlsruher Festivals am meisten zu berichten wissen, denn: Gerd Gruss brachte - zusammen mit Rudi Metzler und Dieter Moser vom Stadtjugendausschuss (Stja) - die Fest-Idee Anfang der 80er Jahre auf den Weg. "Ich habe damals noch mit Dieter Moser gesprochen, warum es denn eigentlich kein Festival in Karlsruhe gibt", erinnert sich Gruss im Gespräch mit ka-news.de.

Gerd Gruss, Inhaber des Rockshop Karlsruhe.
Gerd Gruss, Tontechniker und Inhaber des Rockshop Karlsruhe. | Bild: Gerd Gruss

Dann ging alles plötzlich ganz schnell, bereits 1984 fand das erste Open-Air - damals noch nicht unter "Das Fest" - mit lokalen Karlsruher Bands statt. "Da waren wir natürlich initialzündungsmäßig dabei", so Gruss. 800 Besucher lockte das Festival im ersten Jahr an. "Damals konnte man noch mit dem Fahrrad quasi direkt bis vor die Bühne fahren", schmunzelt der 60-Jährige. 

Das Fest Historie
Das erste Fest 1985. | Bild: Gerd Gruss

"Mein 'Baby' ist erwachsen geworden"

Mittlerweile ist Das Fest um einiges gewachsen, zählt jährlich rund 250.000 Besucher und bietet etwa 100 Musik- und Showacts sowie Aktionen an, alles verteilt über vier Bühnen sowie mehrere Veranstaltungsflächen. Der raschen Entwicklung steht Gruss allerdings gespalten gegenüber: "Mein 'Baby' ist erwachsen geworden. Einerseits trauere ich schon meiner kleinen, schönen Welt nach", sagt der Tontechniker etwas wehmütig.

Das Fest Historie
Die Fest-Bühne 1987. | Bild: Gerd Gruss

"Andererseits kann ich ganz gut damit leben, da Das Fest auf sympathische Art und Weise wächst." Besonders die Wirkung des Mount Klotz als natürliches Amphitheater schätze Gruss am Fest sehr. "Wenn man auf die Hauptbühne geht und dann diese Menschenmassen vor sich auftürmen sieht - da sind selbst gestandene Musiker oft sprachlos", lacht er.

Heute steht er nur noch gelegentlich selbst am Mischpult

Früher begleitete Gruss die Acts am Mischpult regelmäßig bei ihren Auftritten, heute springt er nur noch gelegentlich ein, kümmert sich ansonsten um die technische Ausstattung für Bild und Ton. Da braucht man auch mal starke Nerven: "Wir hatten schon mal den Fall, dass der bandeigene Tonmischer plötzlich spurlos verschwand oder - wie damals beim Auftritt von Peter Fox - fast zu spät gekommen wäre!", erinnert er sich.

Das Fest Historie
Das Fest im Jahr 1991. | Bild: Gerd Gruss

Von all den zahllosen Acts, die der 60-Jährige in 34 Jahren Das Fest schon erlebt hat: Welcher ist ihm da besonders in Erinnerung geblieben? "Auf jeden Fall die Auftritte von "Faithless", kommt die Antwort wie aus der Pistole geschossen. "Das war der Brüller!"

 

"Es wird immer Leute geben, die nörgeln"

Aber auch das Klassikfrühstück am Sonntag habe seines Erachtens nach einiges zu bieten. "Auch nach all den Jahren habe ich einfach immer noch Freude an der handgemachten Musik und daran, die Veranstaltung mit unserer neuesten Technik mitzubetreuen", erklärt er im Gespräch mit ka-news.de.

Das Fest Historie
Das Plakat zum ersten Fest 1985. | Bild: Gerd Gruss

Auf Widerstand, beispielsweise bei der Lautstärke der Musik-Acts, sei er zwar auch schon gestoßen, beeinflussen lasse er sich dadurch aber nicht. "Es wird immer Leute geben, die nörgeln", meint er und fügt an: "Letztendlich wollen wir doch aber einfach nur eins: Die Menschen am Ende des Fest-Wochenendes glücklich und mit einem breiten Grinsen im Gesicht wieder nach Hause schicken."