Die Geschichte des Fußballs in Deutschland ist eng mit dem Namen Walther Bensemann verbunden. Auch in Karlsruhe hatte er maßgeblich zur Fußballkultur beigetragen. Eine Erinnerungsstele am Engländerplatz erinnert seit rund einem Monat an die Verdienste des Volkssportpioniers, jüdischen Glaubens.
Bensemann brachte den Fußball nach Karlsruhe
Mit der Gründung mehrerer Fußballvereine brachte der 1873 in Berlin geborene Bensemann den Fußballsport nach Karlsruhe. Zunächst den Karlsruher Footballclub, später auch die Karlsruher Kickers und den heute noch existierenden Karlsruher FV, der im Jahr 1910 den Deutschen Meistertitel holte und zweimal Vize-Meister wurde (1905, 1912).

Alle Vereine trainierten und spielten auf dem Engländerplatz in der Innenstadt-West. Die Erinnerungssäule auf eben diesem Platz soll nun eine symbolische Verbindung sein: zu Bensemanns Verbreitung des Fußballsports in Karlsruhe und dem Sport weltweit, und England, dem Mutterland des Fußballs.

Bensemann machte Fußballsport salonfähig
Auch der heutige Rekordmeister FC Bayern München und der diesjährige Pokalsieger Eintracht Frankfurt gingen später aus Vereinen hervor, die Bensemann gegründet hatte. Heute gehören die Bayern zu den weltweit bekanntesten und erfolgreichsten Fußballvereinen. Im Jahr 1900 war Bensemann einer der Gründer des Deutschen Fußball-Bundes und organisierte erste Wettkämpfe und Länderspiele des heute weltweit größten Sport-Fachverbandes.

Verfolgt durch die Nazis, Flucht in die Schweiz
1920 legte Walther Bensemann mit der Gründung des Fachmagazins "Kicker" einen weiteren Grundstein der Fußballkultur in Deutschland. Zu Zeiten Bensemanns galt der Sport im deutschen Kaiserreich lange Zeit als englische "Fußlümmelei" verpöhnt und wurde abgelehnt. Auch dank Bensemanns Engagement in Karlsruhe und der gesamten Republik ist Fußball heutzutage Volkssport Nummer 1 - nicht zuletzt dank der erfolgreichen Nationalmannschaft, die vierfacher Weltmeister ist und nun in Russland den Titel verteidigen möchte.
Angesichts der zunehmenden Judenverfolgung durch die Nationalsozialisten, sah sich der Fußball-Pionier gezwungen, wie viele andere Menschen jüdischen Glaubens, 1933 in die Schweiz zu fliehen. Dort starb Bensemann im Jahr 1934 mit 61 Jahren.

"Wie kaum ein Zweiter hat der Umtriebige stets die völkerverständigende Rolle des Fußballs betont. Zugleich musste er einer fatalen Rassenideologie weichen.", schrieb die Stadt in einer Presseerklärung anlässlich der Einweihung der Bensemann-Gedenkstätte. Die Erinnerungsstelle soll auf besondere Weise einen fußballhistorischen Ort mit dem Erinnern an eine menschenverachtende Diktatur und seiner Opfer verknüpfen.
Karlsruhe erinnert:
Die Stadt Karlsruhe erinnert seit 2010 durch besondere Stelen an herausragende Anlässe des Gedenkens, insbesondere an menschenverachtende Ereignisse im Nationalsozialismus und Krieg. Die Stelen ergänzen das bestehende städtische Erinnerungskonzept mit blauen Hinweistafeln und Bronzetafeln an Gebäuden in der Stadt. Sie sind einheitlich gestaltet aus rotem Sandstein mit den Maßen 2,10 Meter (Höhe), 40 Zentimeter (Breite) und 17 Zentimeter (Tiefe) mit jeweils zwei Glastafeln als Informationsträger (95 x 40 Zentimeter). Die schlanke Form sowie das qualitätsvolle Material in Verbindung mit den Informationstexten und erläuternden Fotos und Plänen unterstreichen die besondere Form der Erinnerung.