Lange Jahre lag das Areal südlich des Karlsruher Hauptbahnhofes im Dornröschenschlaf - zum Leidwesen der Stadt, die das Gelände 1986 von der Deutschen Bahn kaufte, um es als "Visitenkarte Karlsruhes" baulich aufzuwerten. Doch ein entscheidendes Problem drängte den Beginn des Projektes immer wieder in den Hintergrund: Ein Investor fehlte.

Erst 2017 fand sich dieser in Ralph Dommermuth, Gesellschafter und Vorstandsvorsitzender der United Internet AG. Seitdem hat sich auf dem Areal hinter dem Hauptbahnhof einiges getan: Bereits Anfang 2018 war die Baustelle fertig eingerichtet, im April folgte die Grundsteinlegung der beiden zwölfgeschossigen Bürokomplexe, in denen unter anderem das Internetunternehmen 1&1 einziehen soll. 2020 sollen die Arbeiten beendet sein.
"Der Vorplatz ist einfach nicht mehr zeitgemäß"
Zeitgleich mit der Fertigstellung der Gebäudekomplexe soll sich auch der Bahnhofsvorplatz Süd in neuem Gewand präsentieren. Der zirka 4.900 Quadratmeter große Platz hinter dem Hauptbahnhof wird hierfür komplett umgestaltet. Bei einem Planungswettbewerb konnte sich das Team, bestehend aus dem Raumplanungsbüro Berchtoldkrass Space&Options aus Karlsruhe und dem Landschaftsarchitekturbüro Bauchplan aus München, gegen vier andere Mitbewerber durchsetzen.

"Der Vorplatz ist einfach nicht mehr zeitgemäß. Er braucht einen ganz neuen Auftritt und hat neue Nutzungsanforderungen", erklärt Anke Karmann-Woessner, Leiterin des Stadtplanungsamtes, die zusammen mit Landschaftsarchitekt Gerd Aufmkolk bei einem Pressegespräch am Freitag den Gewinner des Planungswettbewerbs bekanntgibt. So müsse die Fläche dabei vor allem den neu geschaffenen verkehrlichen und baulichen Anforderungen des Gesamtareals gerecht werden.
Areal soll klimatische und verkehrliche Vorzüge bieten
Um die oftmals chaotische Verkehrssituation am südlichen Eingang zu entspannen, soll der neu gestaltete Platz deshalb künftig einen eigenen Haltebereich für Taxen bieten, die Bushaltestelle behält ihren aktuellen Standort aber bei. Zwei Überwege an beiden Seiten des Vorplatzes sollen zudem den dortigen Fußgängerverkehr entzerren. "Gleichzeitig garantieren sie für Fußgänger die jeweils kürzesten Wege", so Karmann-Woessner weiter.

Durch den Einsatz von Begrünung sowie Wasserspielen wolle man zudem zum einen die Aufenthaltsqualität steigern, zum anderen aber auch den künftigen klimatischen Entwicklungen vorbeugen. So soll der Platz mit zwei begrünten Bereichen im Sommer Schatten spenden und zum Verweilen einladen, meint Landschaftsarchitekt Gerd Aufmkolk. "Wasserspiele und Fontänen werden zudem Nebelschwaden erzeugen und bei Hitze so für Abkühlung sorgen."

Beweglicher Vorhang als neuer Bahnhofseingang
Der Blickfang des Planungskonzeptes ist aber ein anderer: Ein Vorhang aus beweglichen Kunststofftextilien, der den neuen Eingang des Bahnhofsgebäudes markieren soll. "Eine aufregende Lösung", so Anke Karmann-Woessner. Inwieweit diese allerdings in der Praxis tatsächlich umsetzbar ist, müsse erst noch geprüft werden.

Auch der Zeit- und Kostenrahmen sowie die Realisierung der Tiefgarage ist nach Aussage der Leiterin des Stadtplanungsamtes aktuell noch nicht geklärt. Das Gewinnerkonzept wird nun dem Gemeinderat zur Abstimmung vorgelegt. "Bahnhofsplätze sind schwierige Aufgaben, stellen sie doch das Tor zur Stadt dar", erklärt Gerd Aufmkolk. "Aber der Anfang ist gemacht, um hier etwas Gutes entstehen zu lassen!"
Interessierte Bürger haben von Montag, 4. Februar, bis Freitag, 8. Februar, die Gelegenheit, die Planungskonzepte im Foyer des Rathauses am Marktplatz einzusehen.