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Karlsruhe: Energie aus der Erde: Geothermie in Oberreut

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Energie aus der Erde: Geothermie in Oberreut

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    Spatenstich in Oberreut: Erste Bürgermeisterin Margret Mergen (2. v.r.) und Bechtle-Geschäftsführer Richard Einstmann (r.) zusammen mit Investitoren und Planern des neuen Bürogebäudes.
    Spatenstich in Oberreut: Erste Bürgermeisterin Margret Mergen (2. v.r.) und Bechtle-Geschäftsführer Richard Einstmann (r.) zusammen mit Investitoren und Planern des neuen Bürogebäudes. Foto: (mda)

    Das IT-Systemhaus Bechtle in Karlsruhe setzt auf Geothermie. In Karlsruhe Oberreut soll ein Bürogebäude entstehen, das mit Hilfe des darunterliegenden Erdreichs die Räume über eine Wärmepumpe beheizt oder kühlt. Damit will das Unternehmen viel Energie und Stromkosten sparen. Außerdem werde die Umwelt geschont, betont Geschäftsführer Richard Einstmann am Tag des Spatenstichs. Denn durch das geothermische Energiekonzept soll der vierstöckige Neubau dauerhaft von der Verbrennung fossiler Rohstoffe unabhängig werden. "Wir gehen den Weg der Naturenergie und wollen damit ein Zeichen setzen", sagt der Bechtle-Geschäftsführer auf ka-news-Nachfrage.

    Wie eine Fußbodenheizung

    Für die Nutzung der Energie aus dem Erdreich werden Erdsonden in der Tiefe installiert. Für diesen Zweck wird auf dem Grundstück in Oberreut an 24 Stellen 100 Meter tief ins Erdreich gebohrt. In diese Bohrlöcher werden Leitungen verlegt, die letztlich durch das gesamte Gebäude verlaufen. "Man kann sich das wie eine herkömmliche Fußbodenheizung vorstellen", erklärt Henning Falkenberg, Projektleiter der Firma Goldbeck. In dem geschlossenen Rohrsystem zirkuliert eine spezielle Flüssigkeit, eine sogenannte Sole. Die 100 Meter-Strecke in das Erdreich reiche aus, um die Flüssigkeit auf eine Temperatur von 14 bis 16 Grad zu bringen, so Falkenberg. Diese Temperatur herrsche dort konstant. Mit einer Pumpe werde die Flüssigkeit in die Tiefe gepumpt und schließlich wieder in das Gebäude transportiert, so der Projektleiter.

    Die Flüssigkeit kühlt somit die Umgebung der Räume wie beispielsweise den Serverraum des Unternehmens. Im Winter sorgt eine Wärmepumpe dafür, dass die Sole komprimiert wird und dadurch mehr Wärme abgibt. Somit entstehen für das Unternehmen keine direkten Heizkosten oder Kosten für eine Klimaanlage. Der einzige Energieverbraucher sei die Pumpe, die den permanenten Kreislauf aufrecht erhalte und somit für Kühlung oder Beheizung im Gebäude sorge, so Falkenberg.

    Nur die Pumpe braucht Strom

    Das IT-Unternehmen spare speziell bei der Kühlung des Serverraums Strom, da die Rechner viel Hitze produzierten, erklärt Bernd Dollmann, Geschäftsführer des Planungsbüros Kreor. Das Unternehmen benötige bisher alleine für den etwa 25 Quadratmeter großen Serverraum eine Energieleistung von zirka 15 Kilowatt. Durch das geothermische Energiekonzept verbrauche zukünftig ausschließlich die Pumpe etwa 500 Watt, so Dollmann. Durch die regenerative Energie würde außerdem die Umwelt entlastet.

    Allerdings könne nicht überall gebohrt werden. "Gewisse Gesteinsschichten dürften nicht angbohrt werden", so der Chefplaner. Daher sei Geothermie nicht überall anwendbar. In Oberreut sei das Verfahren aber unbedenklich, betont Dollmann. Auch wenn das Unternehmen langfristig viel Energiekosten spare, seien die Investitionkosten bei diesem Verfahren sehr hoch - rund vier Millionen Euro für das Gebäude in Oberreut.

    "Nicht die Lösung für die gesamte Stadt"

    "Wärmepumpen-Anlagen sind sehr viel teurer als konventionelle Heizungen, da die Kosten für die Bohrungen sehr teuer sind", bestätigt ebenfalls Michael Schön von den Stadtwerken Karlsruhe gegenüber ka-news. Auch seien in der Fächerstadt aufgrund des Grundwasserschutzes im Innenstadtbereich Bohrtiefen von über zehn Metern nicht erlaubt. Da für Geothermie aber mindestens eine Tiefe von 50 Metern notwendig ist, sei Geothermie daher "nicht die Lösung für die gesamte Stadt". Schön bezeichnet das Verfahren eher als "eine größere Nischentechnologie". Während es sich für Unternehmen im Umland rentiere, vor allem wenn sie wie IT-Unternehmen hohe Ausgaben bei Heiz- und Kühlkosten hätten, lohne sich eine solche Investitioen für Privatpersonen eher nicht, meint Schön.

    Die Verfahren der Tiefenbohrung seien zwar auch auf kleinsten Flächen anwendbar, als Wärmequellen aber verhältnismäßig teuer. Eine Geothermie-Anlage sei höchstens bei einem Neubau mit guter Wärmedämmung sinnvoll. Nach ka-news-Recherchen dürften sich die Gesamtkosten für Bohrung und Installation eine Geothermie-Anlage auf bis zu 18.000 Euro belaufen. Die Stadtwerke fördern die Anschaffung einer mit Erdgas betriebenen Wärmepumpe mit 1.000 Euro. Diese nutzt als Energiequelle die Wärme aus Erdreich, Grundwasser oder Außenluft.

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