Ingo Wellenreuther, Bundestagsabgeordneter und Vorsitzender der CDU Karlsruhe, führte durch die Veranstaltung und präsentierte einleitend die "erschreckenden und beängstigenden Fakten": Gab es 2012 noch rund 350 Einbrüche in Karlsruhe, stieg die Zahl 2013 bereits auf über 750, während die Aufklärungsquote von 12,6 auf 4,7 Prozent zurückging. Er warf die Frage auf, ob die Polizei möglicherweise zu sehr mit sich selbst beschäftigt sei, ob die grün-rote Polizeireform an der Misere schuld sei oder ob wo möglich der wachsende Strom an Zuwanderern und Flüchtlingen ein Grund für den Anstieg der Wohnungseinbrüche sei.
Gerhard Regele, der Landesvorsitzende des CDU-Arbeitskreises Polizei, erklärte, wie sehr ein Einbruchsdelikt die Betroffenen in ihrem weiteren Leben einschränkt: Viele Menschen hätten, so Regele, danach Angst, überhaupt wieder unter Menschen zu gehen, sie fühlen sich in ihrem engsten, privaten Umfeld nicht mehr wohl, brauchen psychologische Hilfe und "manche Opfer müssen sogar umziehen, sie halten es in ihrer eigenen Wohnung einfach nicht mehr aus".
Er sprach sich aber auch vehement gegen die Gründung von Bürgerwehren aus. Eine wachsame Nachbarschaft sei zwar wichtig, organisierte Bürgerwehren, besonders aus dem rechten Spektrum seien jedoch keine Lösung: "Für so was haben wir doch die Polizei und dafür sollte sie auch zur Verfügung stehen. Denn dauerhafte Polizeipräsenz schafft Abschreckung, aber Präsenz kostet nun mal Personal - und für das muss letztlich die Landesregierung sorgen."
1.000 bis 1.100 neue Polizisten - wenn die CDU 2016 die Wahl gewinnt
Regele versprach, die Landtagsfraktion der CDU habe schon jetzt beschlossen, bei einem Gewinn der Wahlen 2016, schnellstmöglich zwischen 1.000 und 1.100 neue Polizeibeamte einzustellen um dem Anstieg der Kriminalität in Baden-Württemberg entgegen zu wirken. Denn derzeit sei der "Personalhaushalt auf Kante genäht" und große Personalverschiebungen daher nicht möglich.
Während Gerhard Regele ein recht düsteres Bild der "Ist-Situation" zeichnete, gab Alexander Ebert, der Leiter des Kriminalkommissariats Bruchsal und der BAO (besondere Aufbauorganisation) "Eigentum", einen Einblick in den Arbeitsalltag der Ermittlungsbeamten. Er gab zu: "Wir im Polizeipräsidium Karlsruhe waren auch erschrocken, als wir die Zahlen für 2013 gesehen haben. Man merkt zwar übers Jahr, dass es da einen Anstieg gibt. Aber erst wenn man die Fakten dann ausgewertet sieht, wird das ganze Ausmaß klar. Da weiß man, dass man schnell handeln muss."
So wurde die BAO "Eigentum" eingerichtet, die nun die Polizeiarbeit im Bereich Wohnungseinbrüche koordiniert und steuert. "Es wurde schnell klar, dass die 'Hotspots' in den Innenstädten von Karlsruhe und Pforzheim liegen. Dort gab es einen Anstieg von weit über 100 Prozent", so Ebert. Die Täter seien dabei nicht mehr auf große Beute aus: Schnell müsse es gehen und unauffällig müsse es sein, denn "wenn man ein paar mal am Tag bei jedem Einbruch 200 bis 300 Euro macht, kommt man auch auf eine stolze Summe". Mehrfamilienhäuser in den Innenstädten seien daher ein beliebtes Ziel der Einbrecher, die zumeist tagsüber ans Werk gehen und die Anonymität der Großstädte schätzen.
Erste Ermittlungserfolge der BAO
Man könne aber auch schon erste Erfolge vorweisen. Bei Schwerpunktkontrollen und so genannten "Actiondays" konnten bisher insgesamt 79 Tatverdächtige festgenommen werden, denen man zwischen einer und 50 Taten zuordnen könne. "Allein zwei Georgier waren für an die 50 Einbrüche verantwortlich", so Alexander Ebert. Und ans Publikum gewandt: "Sie sehen, da steigt dann auch mal die Aufklärungsrate mit einer Festnahme gleich wieder immens an."
Insgesamt seien unter den 79 Tatverdächtigen 42 Georgier gewesen, so dass die Ermittler nun wüssten, wo und in welchen Kreisen man noch intensivere Untersuchungen ansetzen müsse. Er zeigte sich durchaus zuversichtlich, dass man den Negativtrend in der Einbruchsstatistik 2014 bremsen könne. "Die Zahlen dieses Jahr sind noch ok, jetzt hängt es davon, ab, das Ganze in der dunklen Jahreszeit nicht eskalieren zu lassen - und da werden wir alles dransetzen", so Ebert abschließend.
Prävention und Selbstschutz sind wichtig - aber nicht den Helden spielen
Dass man auch als Bürger selbst etwas zum Schutz vor Einbrüchen tun kann, gab zum Ende der Veranstaltung Hans-Joachim Rausch von den Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle Karlsruhe, den Zuhörern mit auf den Heimweg. Wachsamkeit sei wichtig, und vor allem solle man verdächtige Beobachtungen sofort der Polizei melden. "Die werden nicht immer gleich mit einem Hubschrauber und Sondereinsatzkommando anrücken, aber wir sind dankbar um jede Information, jede Beobachtung, Täterbeschreibung oder jedes Fahrzeug-Kennzeichen."
Rausch gab Tipps, wie man Türen und Fenster sichern kann und erklärte, dass die Experten der Polizei auch zu Interessierten nach Hause kommen und dort vor Ort individuell beraten. "Wir schauen uns ihr Haus, ihre Wohnung mit den Augen eines Einbrechers an und verraten Ihnen, was Sie tun können, um sich richtig gegen Einbrüche zu schützen." Er riet zur Ruhe und Passivität, wenn man wirklich einmal einen Einbrecher auf frischer Tat ertappen sollte. In der abschließenden Fragerunde empfahl er dem Publikum: "Im Bett liegen bleiben, wenn man nachts Einbruchgeräusche wahrnimmt und wenn möglich, die Polizei rufen - aber auf gar keinen Fall jedoch den Helden spielen."