Startseite
Icon Pfeil nach unten
Karlsruhe
Icon Pfeil nach unten

Karlsruhe: Ein Jahrhundert durchlebt

Karlsruhe

Ein Jahrhundert durchlebt

    • |
    • |

    Vital und aufgeweckt wirkte Toni Menzinger, als sie in den Festsaal der Karlsburg kam, auch wenn sie in der Zwischenzeit auf den Rollstuhl angewiesen ist. Zur Begrüßung gaben drei Knirpse im Kindergartenalter ein beeindruckendes Ständchen auf ihren Geigen zum Besten. OB Fenrich, der darauf die erste Ansprache hielt, freute sich über die "generationenübergreifende Feier" und gratulierte der Ehrenbürgerin ganz herzlich. "Es ist das erste Mal, dass ich einem ehemaligen Mitglied des Gemeinderats und einer Ehrenbürgerin zum 100. Geburtstag gratulieren darf, das ist eine besondere Freude", sagte der Oberbürgermeister stolz. Sichtlich beeindruckt erzählte er den Anwesenden die Lebensgeschichte von Toni Menzinger.

    "Sie machte Politik, um Menschen zu helfen"

    Zahlreiche hohe Gäste waren erschienen, um Toni Menzinger zu gratulieren (Foto: ka-news)

    Am 17. März 1905 kam Toni Menzinger in Düsseldorf zur Welt. Sie wurde in eine Zeit hinein geboren, die geprägt war von Krieg und politischem Umbruch. Vor allem durch den Einfluss ihres Bruders setzte sich die überzeugte Katholikin schon in jungen Jahren mit pazifistischen Ideen auseinander. Menzinger studierte Psychologie und machte das Staatsexamen für das Lehramt am Gymnasium. Durch ihre Heirat mit dem Karlsruher Kaufmann Willy Menzinger kam sie 1931 in die Fächerstadt. Als Mutter dreier Kinder gab sie bald ihren Beruf auf, doch Menzinger sah es als ihre Pflicht, sich karitativ zu engagieren. "Toni war eine Anlaufstelle für viele, die Hilfe suchten", betonte auch Fenrich ihre Einsatzbereitschaft. So setzte sich Menzinger in einer Reihe karitativer Organisationen ein, und auch im Dritten Reich stellte sie sich gegen die Ideologie der Nationalsozialisten und unterstützte kirchliche, nicht gleichgeschaltete Gruppen. Laut Fenrich "sprühte" die heute Hundertjährige nur so vor Ideen.

    Im Jahre 1953 begann schließlich Menzingers politische Laufbahn, als sie erstmals für die CDU in den Gemeinderat zog. Als Oberbürgermeisterin vertrat sie ab 1970 die Interessen der Fächerstadt im Landtag, 1976 wurde sie erste Alterspräsidentin. "Toni Menzinger machte Politik, um Menschen zu helfen und Demokratie zu stärken. Sie folgte in ihren Entscheidungen ihren persönlichen Überzeugungen, auch gegen Mehrheitsmeinungen", fasste Fenrich die Ziele der Politikerin zusammen. Im Jahre 1980 beendete Menzinger aus Altersgründen ihre politische Karriere. 1993 wurde sie Ehrenbürgerin der Stadt Karlsruhe.

    "Du hast in deinem Leben viel erreicht"

    Oberbürgermeister Heinz Fenrich überbrachte seine persönlichen Glückwünsche (Foto: ka-news)

    Warum Fenrich der Politikerin indirekt seine heutige Position als Oberbürgermeister verdankt, verriet er am Ende seiner Rede: "Durch meine frühere Tätigkeit in Stuttgart hatte ich die Gelegenheit Toni Menzinger näher kennenzulernen. Oft sind wir zusammen von Stuttgart nach Karlsruhe gefahren. Während dieser Fahrten hat sie mir die Kommunalpolitik näher gebracht, hat mir alles erklärt, was ich wissen muss und so mein kommunalpolitisches Interesse geweckt. Ohne diese Gespräche würde ich heute nicht die Tätigkeit als Oberbürgermeister ausüben, deshalb gebührt Toni Menzinger hier mein großer, persönlicher Dank."

    Auch Ministerpräsident Erwin Teufel ließ es sich nicht nehmen, ein paar persönliche Worte anlässlich Menzingers 100. Geburtstags zu sprechen: "Alle sind heute gekommen, um dir, Toni, ihre Sympathie und Hochachtung entgegen zu bringen. Du hast in deinem Leben viel erreicht, hast große Talente und Begabungen, die du genährt und gepflegt hast", lobte er die Hundertjährige. "Toni Menzinger hat ein ganzes Jahrhundert durchschritten. Als sie geboren wurde, gab es noch kein Frauenwahlrecht, auch studieren durften Frauen erst seit kurzer Zeit." Besonders lobte der Ministerpräsident Menzingers Verhalten in Zeiten des Krieges: "Sie hat die Zeit nicht passiv duldend sondern aktiv handelnd durchschritten. Ihren Optimismus und ihre Fröhlichkeit hat sich Toni bis heute bewahrt." Menzinger habe ein Beispiel gegeben, sie sei aufrecht durch das Dritte Reich gegangen und habe auch in verbotenen Organisationen gewirkt, so Teufel. "Ihre reichen Erfahrungen hat Toni eingebracht in den Aufbau der Demokratie für eine freie Gesellschaft. Sie hat beste Bürgertugenden vorgelebt."

    "Ich möchte dich nicht mehr missen"

    Ein freundschaftliches Verhältnis herrscht zwischen Ministerpräsident Erwin Teufel und Toni Menzinger (Foto: ka-news)

    Auch freundschaftlich sei er dem Geburtstagskind im Laufe seines Lebens sehr nahe gekommen, erzählte Teufel: "In vielen Bereichen schöpfen wir aus den selben Quellen. Toni ist eine unglaubliche Frau, sie hat immer über die Grenzen hinaus gesehen." Des Weiteren lobte er den Fleiß und das Engagement von Menzinger: "Sie war eine Kämpferin für Karlsruhe, sie hat nie weggesehen sondern mit aller Kraft für Verbesserung gekämpft." Vertrauen zu schaffen, sei eine weitere Stärke der Politikerin: "Vertrauen baut sich auf, wenn Worte und Taten nicht allzu weit auseinander liegen. Und genau das ist bei Toni der Fall. Ich bin dankbar für diese Weggenossenschaft, denn ich möchte dich, Toni, in meinem Leben nicht mehr missen." Am Ende war Toni Menzinger sichtlich gerührt von den vielen lobenden Worten, die auf sie niederprasselten. Einem gelungenen Fest stand ganz offensichtlich nichts mehr im Wege.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden