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Karlsruhe: Ego-Shooter mit Flüchtlingsthema sorgt für Aufsehen

Karlsruhe

Ego-Shooter mit Flüchtlingsthema sorgt für Aufsehen

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    "Frontiers - You've reached the Fortress Europe"
    "Frontiers - You've reached the Fortress Europe" Foto: fse/ps

    In den Medien wird von Flüchtlingen meist nur im Zusammenhang von Katastrophenmeldungen berichtet. Wenn diese von Grenzpolizisten daran gehindert wurde, unerlaubt in ein Land einzureisen. So ist das öffentliche Bild von Flüchtlingen meist nicht das Beste. Die Entwicklerfirma aus Linz möchte die Vielschichtigkeit des Themas offen legen.

    So führt "Frontiers" den Spieler an die Grenzen Europas. Er kann das Leben an der Grenze aus der Sicht des Flüchtlings oder des Grenzwächters erleben.

    Die ersten zwei Level, welche in der Sahara und an der marokkanisch-spanischen Grenze bei Ceuta spielen, gibt es seit Oktober vergangenen Jahres zum kostenlosen Download im Internet. Weitere Level sind in Entwicklung.

    Gleiche technische Voraussetzungen wie "Counter-Strike"

    "Frontiers" ist eine Modifikation des Spiels "Half-Life 2", genauso wie das sehr umstrittene und als "Killerspiel" verrufene "Counter-Strike".

    Mit diesem "Killerspiel" hat "Frontiers" aber nur die Optik gemeinsam. Beide Spiele benutzen die sogenannte "Source" Enginge, unter der viele bekannte Spiele laufen. Laut den Entwicklern wollte man so eine breite Akzeptanz des Spiels fördern. Vom Spielprinzip hat "Frontiers" aber wenig mit "Counter-Strike" gemeinsam.

    "Wir haben bewusst das Medium Computerspiel verwendet, um eine Zielgruppe zu erreichen, die sich sonst wenig mit Politik beschäftigt. Ein Computerspiel ermöglicht es wie kein anderes Medium in eine Situation einzutauchen und diese aktiv zu gestalten", erklärt Karl Zechenter.

    Der Grundstein des Spiels ist der Konflikt zwischen Grenzwächtern und Flüchtlingen. Am Anfang kann sich der Spieler entscheiden, ob er an die Seite der Polizisten oder der Heimatlosen treten möchte. Das Spiel achtet selbstständig darauf, dass niemals eine unfaire Überbesetzung einer Seite besteht.

    Hat sich der Spieler entschieden, startet er bei der jeweiligen Basis. Als Grenzwächter beginnt man auf dem Grenzposten, an dem man sich mit Waffen eindecken kann und auch Zugriff auf Fahrzeuge hat. Nun ist es die Aufgabe zu verhindern, dass die Flüchtlinge über die Grenze kommen.

    Seine Waffe sollte man nur zum Abgeben von Warnschüssen einsetzen, da das Spiel Schüsse auf Menschen nach dem "Human Right Index" bestraft.

    Strafe für unmenschliches Verhalten

    Besonders die Verwendung von Gewalt war in dem Spiel eine Herausforderung für die Entwickler. Zwar tragen die Grenzwächter in dem Spiel, wie in der Realität ja auch, scharfe Waffen - jedoch wird die Verwendung negativ bewertet.

    Das Symbol dafür befindet sich am linken, oberen Bildschirmrand. Eine weiße Friedenstaube fängt an zu bluten, sobald man auf Flüchtlinge schießt, und färbt sich schließlich ganz rot. Durch das Fehlverhalten eines Spielers wird das ganze Team bestraft und bekommt Minuspunkte. Diesen Vorgang kann jeder Spieler in Echtzeit an der Taube beobachten.

    Das Verhaften von Flüchtlingen wird gewaltfrei gelöst. Die Festnahme kann von den Flüchtlingen unterbrochen werden, indem sie davonlaufen.

    Die Landschaften entsprechen den realen Problemgebieten

    So startet man als Flüchtling in einem Flüchtlingslager, dass den echten Lagern in Marokko und Spanien nachempfunden wurde.

    "Bei unseren Recherchen haben wir gesehen, wie sich Flüchtige Zelte aus Müllsäcken gebaut haben, und darin auf einen geeigneten Moment zur Flucht gewartet haben", so ein Entwickler gegenüber ka-news. Genau diese Zelte finde man auch im Spiel.

    Und so versucht man als Flüchtling unbemerkt über die Grenze zu schleichen oder sich in Lastwagen zu verstecken, die dann über die Grenze fahren - immer auf der Flucht vor den uniformierten Grenzhütern.

    Auf der anschließenden Podiumsdiskussion äußerte sich ein Entwickler zu der Möglichkeit, sich in die Flüchtlinge hinein zu versetzen, die das Spiel dem Benutzer bietet:

    "Wir haben großen Wert auf die Authentizität der Spielwelt gelegt. Wenn im Fernsehen ein Bericht über eine erneute Flüchtlingswelle an der spanisch-marokkanischen Grenze läuft und der Spieler diese aus dem Spiel wiedererkennt und sich sagt: 'Da war ich als Flüchtling selbst schon', kann er den Vorgang viel besser nachvollziehen"

    Auch zu der "Amoklauf-Problematik" äußerte sich das Entwickler-Team. Ihrer Meinung nach liegen die Ursachen viel tiefer. Die Problematik allein den Ego-Shootern in die Schuhe zu schieben, so zu kurz gedacht. Vor allem die oftmals freie Verfügbarkeit scharfer Waffen im realen Leben sei das eigentliche Problem.

    Sogar "echte" Flüchtlinge spielten das Spiel

    Die Rückmeldungen zu dem Spiel aus der Community waren sehr gemischt. Viele freuten sich über die Abwechslung und das neue Thema. Sie waren danach auch zu Diskussionen bereit, fragten sich, wie die Situation der Flüchtlinge denn aktuell sei. Andere wollten nicht so viel politische Inhalte in einem Spiel. Für sie ist die Spielwelt ein gesonderter Bereich und sollte es auch bleiben.

    Auf ihren Recherche-Reisen haben die Entwickler auch Flüchtlinge das Spiel spielen lassen. Diese waren nach den Angaben der Entwickler durchaus davon angetan.

    "Wir mussten ihnen natürlich erst erklären, wie es funktioniert und wie es gedacht ist. Aber danach waren sie sehr dankbar, dass ihre Problematik in einem solchen Medium behandelt wird."

    Und genau das wollen die Entwickler auch erreichen. Die Regeln von Ego-Shootern verändern und die Realität in Ausschnitten abbilden, sie dann gezielt verzerren und damit schockieren. Der Spieler soll zum Nachdenken angeregt werden.

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