Dicke Luft herrscht in der Halle 2 der Karlsruher Messe. Die stammt von den zahlreichen Lokomotiven, die unaufhörlich auf der Fünf-Zoll-Gleisanlage über insgesamt 800 Meter durch die Halle flitzen. Kleine Kohlestücke werfen ihre Fahrer in den Minikohleofen im Bauch der Lok.
Mit neun Stundenkilometern unterwegs
"Neun Stundenkilometer darf eine Lok höchstens fahren", erklärt Arnold Münchberger, Erster Vorsitzender der Eisenbahnfreunde Bad Schönborn und Organisator der Treffens. "Es ist möglich schnell zu fahren", allerdings müssen die Freizeit-Lokführer Rücksicht aufeinander nehmen. Eine Lok, die Personen befördert, muss noch langsamer fahren, weiß Münchberger: "Die darf aus Sicherheitsgründen nur höchstens sechs Stundenkilometer fahren."
So schnell ist auch der große Dampfzug unterwegs, mit dem die Besucher gegen ein kleines Entgelt durch die Halle fahren können. Auf ihrer Fahrt erhalten Dampflok-Fans einen guten Überblick über die Anlage und das für den Laien manchmal etwas unübersichtliche Gleisnetz.
30.000 Euro für eine Dampflok
"Eine solche Anlage aufzubauen dauert fünf bis sechs Tage", berichtet Münchberger. Nachdem er den Gleisplan erstellt hat, rücken seine Helfer aus dem eigenen Verein und von den Dampflokfreunden Karlsruhe an, verlegen Gleise und bauen Weichen ein. Während des Treffens kümmern sich die Helfer drei Tage lang um die Instandhaltung und Betreuung des Aufbaus.
Das ganze Jahr über machen die Eisenbahnfreunde Dampf - dann aber auf der vereinseigenen Anlage in Bad Schönborn. Zwei Mal in der Woche treffen sie sich dort und schrauben und schweißen an ihren selbstgebauten Bahnen. Bei so viel Technik - ist das nicht ein kostspieliges Hobby? "Ja, wenn man sich alle Bauteile kaufen muss, dann schon", gibt Münchberger zu.
Der Bausatz für eine Dampflok, wie sie in der Karlsruher Messehalle fahren, kostet zwischen 25.000 und 30.000 Euro. Diese Kosten sparen sich die Bad Schönborner. "Die Gleise werden selber gemacht. Wir nehmen herkömmlichen Stahl und schweißen den zusammen." So entstand eine Gleisanlage mit derzeit zirka 1.200 Meter Länge.
Von der Märklin auf die große Dampflok
Große Dampfloks sind jedoch nicht nur etwas für große und junggebliebene Jungs. Einmal in der Woche zeigen die "alten" Eisenbahnexperten den jugendlichen Vereinsmitgliedern, wie man Dampf-, Elektro- und Dieselloks zusammenbaut und fahrtüchtig macht. Das Interesse des Nachwuchs lasse mit 16 leider nach, bedauert Arnold Münchberger. Meist kämen die Jungs aber wieder zurück, wenn sie erwachsen sind.
Einmal angesteckt, sei es schwierig sich der Faszination des Eisenbahnmodellbaus zu entziehen, erzählt der Eisenbahnfan. "Man fängt daheim an in der Wohnung mit einer Märklin- oder Fleischmann-Bahn. Dann steigt man irgendwann um auf die große Dampflok, um das Gefühl zu erleben, selbst auf dem Zug zu sitzen. Das ist etwas ganz Besonderes."