Auf dem Zollgelände nahe Baden-Baden parkt am frühen Vormittag neben drei grünen Zollautos ein bulgarischer Bus. Ausnahmsweise sind heute zehn Zöllner und vier Polizisten anwesend, normalerweise reichen vier Zöllner für eine Kontrolle aus. Das Gepäck der Fahrgäste, die sich noch ein bisschen wundern, ist auf dem Boden verteilt. Der Busfahrer sieht der Kontrolle gelassen entgegen und zeigt sich kooperativ, wie alle Busfahrer in den meisten Fällen. Jeder der Zöllner hat seine Aufgabe, ob es die Beobachtung vom Bus ist, das Kontrollieren im Bus oder der Reisepässe, des Handgepäcks sowie der Gepäckstücke, alles wird untersucht.
Platz eins der sichergestellten Waren sind Zigaretten
Im Bundesgebiet sind derzeit 60 Mobile Kontrollgruppen (MKG) eingesetzt - das sind rund 1.600 Bedienstete im mobilen Einsatz. Das Karlsruher Zollamt deckt geographisch den Bezirk bis Bühl, Ludwigshafen/Mannheim, Freudenstadt und Horb ab. Hier ist eine MKG eingesetzt, die aus 15 Zöllnern besteht. Im Gebiet rund um Rastatt finden ein bis zweimal im Monat Kontrollen statt. Auch mit den französischen Kollegen, die zwar oftmals unterschiedlich arbeiten, kooperieren sie. Hierbei gleichen sie ihre Tätigkeiten einander an, so Matthias Götz, Zollamtmann und Zuständiger für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Hauptzollamt.
Gefahndet wird vor allem nach unverzollten oder verbrauchsteuerpflichtigen Waren - wie Zigaretten oder Alkohol -, nach der Nichteinhaltung von Verboten und Beschränkungen, sowie den Verstößen gegen sonstige Vorschriften. Hauptsächlich konzentriert sich die Suche auf Drogen, Waffen, Geld oder gefälschte Markenartikel. Platz eins der beschlagnahmten Waren halten hierbei weiterhin Zigaretten, von denen im Zollamt Karlsruhe im vergangenen Jahr über 72.000 sichergestellt wurden. Des Weiteren wird auch die Einführung von Lebensmitteln streng kontrolliert, auch um die Maul- und Klauenseuche einzudämmen.
"Bengali" deckt Schuldner auf
Nun wird jeder Fahrgast aufgefordert nacheinander sein Gepäckstück zu nehmen und in das Scan-Mobil, das heute aus Stuttgart mit dabei ist, zu stellen. Die Zöllner in dem Mobil, die meist zu zweit oder zu dritt arbeiten, sehen sich auf den Bildschirmen konzentriert den Inhalt der Koffer an und passen auf, ob darin beispielsweise Medikamente oder andere auffällige Inhalte sind. Auch kuriose Fälle sind den Experten schon untergekommen: neben einem Koffer mit 36 Stangen Zigaretten entdeckten sie bereits ein zwischen Golfschlägern verstecktes Jagdgewehr. Die meisten der Ertappten akzeptieren die Strafe und erregen eher selten Aufsehen. Bei der Arbeit ohne das Scan-Mobil, durchsuchen die Zollbeamten die Koffer eigenhändig. Wie die Zollobersekretärin Melanie Weller bestätigt, bekommt man mit den Jahren eine Routine und entwickelt ein Auge für verdächtige Objekte.
Mit dem informationstechnischen Verfahren "Bengali" können die Beamten offene Forderungen ausländischer Schuldner aufspüren. Bei den ständigen Passkontrollen hat der Zoll die Möglichkeit, festzustellen, ob eine Grenzausschreibung vorliegt. Die Schuldenbegleichung sollte laut Götz sofort vor Ort stattfinden. Bei dem bulgarischen Bus wurde währenddessen ein Fahrgast durch "Bengali" verpflichtet, seine aufgedeckten Schulden zu begleichen. 2007 gab es 174 Fälle, die mit dem Verfahren "Bengali" aufgedeckt wurden - dabei wurden insgesamt rund 50.000 Euro kassiert.
4,5 Milliarden Euro Verbrauchsteuern wurden 2007 vereinnahmt
Vor allem Fahrzeuge aus den Beitrittsländern mit einer Übergangsregelung durchlaufen eine Kontrolle. Neben Lkw-Fahrern aus osteuropäischen Ländern werden auch Reisebusse und Pkws, die nach Deutschland kommen, kontrolliert. Die Zöllner, die 41 Stunden die Woche arbeiten, sind stets bewaffnet und ebenfalls in Selbstverteidigung ausgebildet. Die Durchsuchung eines Busses dauert durchschnittlich eine Stunde. Für die Suche nach Rauschgift wird regelmäßig ein Spürhund eingesetzt, der zurzeit aber Urlaub hat.
Die Ausbildung beim Zoll für den mittleren Dienst dauert zwei, für den gehobenen Dienst drei Jahre inklusive eines theoretischen Studiums. Der FH-Student Niels S. befindet sich gerade im zweiten Studienjahr. Neben der Theorie, die speziell viele Teile des Rechts und der Volks- und Betriebswirtschaftslehre beinhaltet, darf er eine Woche lang eine der MKGen hautnah begleiten. Der junge Student aus Mannheim ist froh, bei der MKG auch eigene Verantwortung übernehmen zu können und in den Ablauf des Zolls eingeplant zu sein. Nach seinem Studium wird Niels bundesweit für den Zoll einsetzbar sein und kann etwa bei der Vollstreckung oder der Fahndung beginnen. "Wir suchen immer qualifizierten Nachwuchs und stellen zum 1. August ein", so Götz über die Ausbildung beim Zoll.
4,5 Milliarden Euro Verbrauchsteuern wurden im letzten Jahr beim Hauptzollamt Karlsruhe vereinnahmt. Die Mobile Kontrollgruppe Karlsruhe umfasste im Jahr 2007 ungefähr 14.000 Kontrollen - hierbei stellten sie 1.141 Unregelmäßigkeiten fest. Die Einnahmen der Zölle gehen direkt an die Europäische Union.