Dicke Staubschichten und verdreckte Regale: Es ist 8 Uhr morgens in der Marylandschule in der Nordstadt, als mehrere Eltern der Schüler durch Klassenzimmer und Schultoiletten gehen und Fotos machen. Sie wollen Hygiene-Mängel nachweisen, die das Ergebnis von mangelnde Putzleistungen sein sollen - denn am Vortag hätte geputzt werden sollen, doch zu sehen ist davon auf den Fotos nichts: Sie zeigen verdreckte Böden und Regalfächer mit dicken Staubschichten.

Unter den anwesenden Eltern ist auch Mandy Koch, Elternbeiratsvorsitzende der Marylandschule. Einige Zeit später sitzt sie zusammen mit ihrer Stellvertretung Julia Thöres in der ka-news-Redaktion und erzählt von den Zuständen in der Grundschule.
Eltern werden 2017 auf Zustände aufmerksam
"Die Kinder sagen, sie haben staubige Finger, wenn sie ihre Materialien aus dem Schrank holen. Und das, obwohl Lehrer und Schüler selbst immer mal wieder durchwischen", so Koch. Schwarzlichtbilder zeigten Verunreinigungen in Waschbecken und Klassenzimmern, erzählt die Elternbeiratsvorsitzende.
Die pädagogische Ausrichtung der Schule ist auf besonders gründlich Reinigung angewiesen: Die Marylandschule ist Inklusionsschule und bietet einen Montessori-Zug an. Das heißt, die Kinder sitzen viel auf dem Boden, spielen und werden dort auch unterrichtet, so Koch.

Das Problem begleitet die Marylandschule laut Koch schon eine ganze Weile. 2017 habe das Gesundheitsamt bereits bedenkliche hygienische Zustände beanstandet. "Schwarzlichtbilder zeigten Verunreinigungen auch in angeblich frisch geputzten Räumen wie den Toilettenbereichen", sagt Koch im Gespräch mit ka-news.
"Über ein Jahr wurde kein Staub gewischt"
Es folgten Beschwerdebriefe an die zuständigen Ämter - das Ergebnis: eine zusätzliche Grundreinigung sowie mehr Putzintervalle wurden zugesichert. Diese wurden laut Koch 2017 auch durchgeführt. Doch bereits im darauf folgenden Jahr kam es zu erneuten Reinigungsproblemen: "Die Grundreinigung, die in den Sommerferien 2018 stattfinden sollte, ist ausgefallen", so Julia Thöres, stellvertretende Elternbeiratsvorsitzende der Schule, die ebenfalls beim Gespräch in der ka-news-Redaktion anwesend ist.
Grundreinigung bedeutet: Es werden nicht nur Böden gesäubert, sondern alle Gegenstände in den Zimmern gereinigt. "Das heißt: Über ein Jahr wurde kein Staub gewischt, der liegt überall auf den Schränken, den Tischen - das ist furchtbar!" Eine Grundreinigung in den Weihnachtsferien 2018 sollte diesen Zustand beenden: Laut Koch und Thöles fand diese auch nicht statt - der neue Termin liege nun in den Osterferien 2019.
Kinder wollen nicht mehr in der Schule auf die Toilette gehen
Als Folgen der ungründlichen Reinigung nennt Koch, dass sich viele Kinder nicht mehr auf die Schultoiletten trauten und lieber bis zum Schulschluss warteten, um die Toilette zu Hause zu nutzen. Zudem sollen mehrere Kinder von Wurmerkrankungen betroffen sein. "Besonders mit Grundschulkindern ist das nicht einfach", so Koch, die Kontakt zu betroffenen Eltern hat.
Besonders der Zustand der Behindertentoilette soll Anfang 2019 besonders hervorgestochen sein. "Dort hat man deutlich gesehen, dass offensichtlich seit Monaten nicht mehr richtig geputzt worden ist", so Koch. In darauf folgenden Gesprächen habe sich herausgestellt, dass bislang ungeklärt war, wer für die Reinigung der Behindertentoilette zuständig ist. Zum Zeitpunkt des Gesprächs mit ka-news, würde die Reinigung laut Koch von den Betreuern der Kinder mit Behinderungen durchgeführt werden.
Was sagt das Gesundheitsamt?
Wie sind diese Zustände zu beurteilen - Ausnahme oder doch eher Regelfall an Karlsruher Schulen? ka-news hat mit Peter Friebel, Leiter des Gesundheitsamtes Karlsruhe, gesprochen: In Karlsruhe gebe es immer wieder mal Beschwerden über die hygienischen Zustände in Schulen, so Friebel. "Die Situation an der Marylandschule in Karlsruhe ragt heraus, da sich die Probleme schon lange nicht lösen lassen", sagt Friebel.
Die Räume würden mittlerweile oft genug geputzt, die Reinigung sei allerdings nicht gründlich genug, so Friebel im Gespräch mit ka-news. "Es geht aber primär um Dreck", sagt Friebel, "wir konnten keine aktuelle Gefahr für Infektionen feststellen." Grundsätzlich sieht er jedoch Verbesserungspotential in der Reinigung der Schultoiletten, hier sei eine gründliche Reinigung wichtig, um Infektionsfreiheit weiterhin zu gewährleisten.
"Staub und Staubfusel" in Klassenzimmern, Fluren und Treppenhäusern
Die Stadt reagierte auf Beschwerden von Eltern und Schulleitung: Anfang März wurde bei einem Vor-Ort-Termin mit städtischen Vertretern, Schul- und Sportamt sowie Schulleitung die Reinigung der Marylandschule begutachtet.
Das Ergebnis: "Staub und Staubfusel" sind in Klassenzimmer, Fluren und Treppenhäusern vorhanden - diese Räume werden bislang laut Stadt nur zweimal pro Woche gereinigt. Dies könne sich bei der Marylandschule aufgrund ihrer pädagogischen Ausrichtung problematischer darstellen als in anderen Schularten. Daher hat die Stadt Sofortmaßnahmen zugesichert: Die Reinigungsintervalle sollen vorläufig erhöht werden: Klassenräume, die bislang in jedem zweiten Tag geputzt wurden, sollen vorläufig jeden Tag geputzt werden.
Stadt ist generell mit Reinigung zufrieden, erhöht aber Intervalle
Generell ist die Stadt aber mit den Reinigungen zufrieden: "Bei diesem Termin hat sich auch gezeigt, dass die Bereiche sauber waren, bei denen am Vortag eine Reinigung turnusmäßig erfolgt war. Die Reinigungsqualität des beauftragten Dienstleisters ist daher nicht zu beanstanden."
Auch zuvor habe die Stadt die Leistungen der Reinigungsfirma regelmäßig überprüft: "Die Reinigungsleistungen des Dienstleisters wurden auch von der Stadt unvorangemeldet überprüft und sind nicht zu beanstanden. Die Sanitärbereiche werden dabei täglich gereinigt. Deshalb - und das ist uns als Stadt wichtig - wurden vom Gesundheitsamt auch keine makroskopischen Verunreinigungen festgestellt."
Die erhöhten Reinigungsintervalle zeigen Wirkung: Mandy Koch teilte ka-news am vergangenen Donnerstag mit, dass es eine gründliche Reinigung der Böden und Toiletten gegeben habe. Davon habe sie sich selbst bei einer Begehung ein Bild machen können. Ob die neuen Vorgaben dieses Mal langfristig dafür sorgen, dass die Marylandschule sauber bleibt? Das bleibt abzuwarten.
Der Artikel wurde nachträglich bearbeitet. In einer Erstfassung wurden Zitate in einem missverständlichen Zusammenhang platziert. Wir haben entsprechende Textstellen überarbeitet.