Von einer Entlassung will das Mitglied des Ettlinger Stadtrats bis heute Vormittag noch nichts gewusst haben. "Mit mir hat sich niemand in Verbindung gesetzt. Und da mir keiner etwas gesagt hat, gehe ich davon aus, noch immer Trainer Kameruns zu sein", so der ehemaliger Übungsleiter des KSC, der mit seinen "unzähmbaren Löwen" 2002 die Afrika-Meisterschaft gewonnen hatte und so zum Volkshelden in dem westafrikanischen Staat avancierte. Iya dagegen ließ keinen Zweifel und bekräftigte, dass die Entlassung perfekt sei.
Schäfer ist ein "stolzer Badener"
Grund für die Trennung von Schäfer, der seinen Dienst in Kamerun am 15. September 2001 angetreten hatte, war unter anderem der schwache Start in der Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland. Bereits vor seinem Rauswurf hatte Schäfer öffentlich bekundet, dass er sich vorstellen könne, wieder in die Bundesliga zurückzukehren. Heute macht gar ein Gerücht die Runde, dass der Mann mit der wehenden Mähne gegenüber einem Radiosender verkündet habe, KSC-Präsident Hubert Raase könne sich ein Engagement von "Winni" als Sportdirektor beim badischen Zweitligisten vorstellen.
Winfried Schäfer ist nicht nur ein Thema, das Fußballfans bewegt. Der in Mayen geborene Ex-Profi von Borussia Mönchengladbach bekundet mittlerweile in fast jedem Interview, dass er ein "stolzer Badener" sei. Mit diesem Lokal-Patriotismus hat sich "Wirbel-Winni" auch in viele Herzen seiner badischen Landsleute katapultiert, die mit dem runden Leder nichts anfangen können. Grund genug für ka-news auf die Straße zu gehen und die Karlsruher Bürger zu dem Thema Winfried Schäfer zu befragen.
Manfred Barth (Foto: ka-news) |
Manfred Barth ist von den Qualitäten des Trainers Winfried Schäfer überzeugt: "In seiner Zeit beim KSC hat er gute Arbeit geleistet." Dennoch spricht sich der Stadtarbeiter gegen eine Rückkehr zum Karlsruher Sportclub aus: "Es wäre nicht das gleiche wie früher. Die Erfolge von damals lassen sich nicht wiederholen." Fraglich sei auch, ob Schäfer überhaupt zurückkommen wolle: "Was man damals mit ihm gemacht hat, war nicht in Ordnung." Zur Entlassung als Nationaltrainer Kameruns hat sich der Karlsruher noch keine abschließende Meinung gebildet: "Es hieß ja immer wieder, dass es Probleme mit dem Verband gegeben habe und seit Monaten kein Geld mehr geflossen sei. So gesehen ist die Trennung nicht überraschend. Aber genaueres weiß ich natürlich nicht."
"Er hat nur nach Karlsruhe gepasst"
Christian Müller (Foto: ka-news) |
Dass Schäfers afrikanisches Abenteuer so abrupt zu Ende ging, hat Christian Müller nicht überrascht: "Er soll ja schon lange kein Gehalt mehr bekommen haben." Der ehemalige KSC-Coach habe es nicht nötig, sich mit "mit dem unprofessionellen Verband" herumzuärgern: "Winfried Schäfer ist in Deutschland besser aufgehoben." Von den Fertigkeiten Schäfers ist der Service-Monteur aus Neuruppin überzeugt: "Der KSC würde mit Sicherheit davon profitieren, wenn er zurückkäme." Noch lieber sähe es der 26-Jährige aber, wenn Schäfer bei seinem Lieblingsverein anheuern würde: "Ich bin Fan von Hansa Rostock. Schäfer wäre mir als Schlünz-Nachfolger lieber gewesen als Jörg Berger."
Hosseini Khorassani (Foto: ka-news) |
Hosseini Khorassani möchte sich zu den Vorgängen in Kamerun nicht äußern: "Ich weiß nicht, was da vorgegangen ist." Eine "Karlsruher Legende" ist "Winni" Schäfer für den Besitzer eines Zeitschriftenladens aber zweifellos. Zugleich gibt er zu bedenken, dass Schäfer nur beim KSC erfolgreich gearbeitet hat: "Er hat nur nach Karlsruhe gepasst. Bei seinen weiteren Trainerstationen ist er gescheitert." Der ehemalige Sportlehrer ist sich unsicher, ob Schäfer bei einer Rückkehr ins Wildparkstadion an seine alten Erfolge anknüpfen könnte: "Bei Sean Dundee hat es funktioniert. Ob es auch bei Schäfer klappen würde, kann ich nicht sagen." Wahrscheinlich sei das Gedankenspiel ohnehin unrealistisch, weil "sich der KSC sein Gehalt nicht leisten kann". Er empfiehlt dem Ettlinger Stadtrat, nach der Demission kürzer zu treten: "Der Trainerjob kostet Nerven. Schäfer hat genug Geld verdient, da kann er sich eine Auszeit leisten."
"Schäfer ist ein guter Trainer"
Obwohl sie sich nicht sonderlich für den KSC interessiert, würde sich Araceli Hocewar über eine Rückkehr Schäfers freuen: "Er würde den Verein voranbringen." Hocewar, die als Tochter spanischer Eltern in Karlsruhe geboren und aufgewachsen ist, sieht in dem gebürtigen Meyener einen echten Karlsruher: "Ich glaube, dass es für jeden Fußballclub von Vorteil ist, wenn der Trainer einen so starken Bezug zur Region hat." Außerdem findet sie, dass Schäfer sich auch als Nationaltrainer Kameruns bewährt hat: "Er war in den letzten drei Jahren dort sehr erfolgreich."
Peter Schätzle (Foto: ka-news) |
Peter Schätzle vermutet, dass die Kameruner Verbandsführung die Entlassung bereits seit längerem geplant hat: "Immer, wenn es gut läuft, werden die einheimischen Trainer vorgezogen." Schäfer hält er "für einen guten Trainer", allerdings gibt er zu bedenken, dass der "Erfolg nicht nur vom Trainer, sondern vor allem von der Zusammenarbeit mit den Vereinsgremien abhängt". Der beste Trainer könne nichts bewirken, wenn die Zusammenarbeit mit Mannschaft und Präsidium nicht funktioniere. Darum wagt er auch nicht zu sagen, ob eine Rückkehr Schäfers dem KSC weiterhelfen würde: "Letztlich entscheiden die vermeintlichen Nebensächlichkeiten über Erfolg und Misserfolg. Ob Schäfer zum heutigen KSC passt, weiß ich nicht."