Herr Ludwig, wie leben die Menschen 2050 in Karlsruhe?
Karlsruhe wird zu den sogenannten Verdichtungsräumen gehören! Schließlich haben wir uns schon immer als Großregion verstanden und auch die Fächerstadt wird bis 2050 gewachsen sein. Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung werden hier eine Metropolregion schaffen, möglicherweise zusammen mit dem Elsass und bis hinunter nach Offenburg.
Was werden die einschneidendsten Veränderungen sein?
Bis dahin wird die U-Bahn in Karlsruhe noch erweitert worden sein. Als einschneidender sehe ich allerdings, dass der Individualverkehr dann mehrheitlich elektrisch auf den Straßen unterwegs sein wird - jedoch mit weniger eigenen Autos. Hingegen wird Carsharing populärer sein und sich damit Gebrauch und Besitz der Autos verschieben. Im sozialen Bereich wird sich die Spreizung zwischen Reich und Arm wieder verengen. Natürlich gibt es auch dann noch Millionäre und Milliardäre, aber insgesamt weniger. Stattdessen sehe ich wieder mehr Arbeitsplätze, besser auf alle verteilt, wobei für den Einzelnen dann keine 40-Stunde-Woche mehr ansteht. Allerdings bin ich der Meinung, dass die Menschen dann bis 70 oder 72 arbeiten - die Rentenaltersgrenze muss angehoben werden, denn schließlich werden wir in rasantem Tempo zunehmend älter.
Wie sieht 2050 der öffentliche Nahverkehr aus?
Ich denke, dass sich bis dahin gar nicht so viel verändern kann. Vielleicht im Komfort-Bereich. Aber wir fahren bereits elektrisch und auch rückblickend betrachtet hat sich die Fahrgeschwindigkeit seit 1958 nicht wirklich verändert. Da wird es also keine wesentlichen Unterschiede geben.
Nimmt Karlsruhe in rund 40 Jahren immer noch eine Vorreiterrolle zum Beispiel im Bereich Forschung ein?
Ja, Karlsruhe hat bereits jetzt die höchste Forscherdichte und ist in vielen Bereichen in der Vorreiterrolle. Das wird sich bis 2050 auch durch den bereits angesprochenen Verdichtungsraum und die Metropolregion massiv verstärken.
Blicken Sie optimistisch oder pessimistisch in die Zukunft?
Ich blicke grundsätzlich positiv in die Zukunft. Jeder sollte sich bemühen, dass alles noch besser wird - ich bin sogar davon überzeugt, dass wir uns verbessern können. Wir müssen an den Punkt kommen, an dem eben niemand mehr sagen kann "früher war alles besser". Weil dann schlicht alles besser ist.
Sie haben in Ihrem Leben sicher schon einige Prognosen gehört. Treffen die Vorhersagen eigentlich oft zu?
Nunja, die Welt lebt von Visionen! Wir müssen Visionen haben, um überhaupt etwas bewegen zu können. Deshalb sind auch Prognosen wichtig. Sie zeigen, dass wir uns mit der Zukunft auseinandersetzen und sie gestalten wollen.
Eine ganz andere Frage, Herr Ludwig: Sie sind immer noch in beratender Funktion vier Tage die Woche berufstätig. Sehnen Sie sich nicht nach einem beschaulichen Rentner-Leben?
Keinesfalls! Ich werde arbeiten, bis ich nicht mehr kann. Ich muss etwas bewegen - und derzeit bin ich noch ein gefragter Mann.
Das Gespräch führte Tabea Rueß
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