Noch heute liegt die Lokomotive 7,5 Meter tief im Rhein unter Schlamm und Kies begraben. Das Bergungsteam "Jäger der versunkenen Lok" möchte das jetzt ändern und hat für den 21. Oktober eine große Bergungsaktion geplant.

Sie selbst bezeichnen sich als Eisenbahnromantiker: der pensionierte Lokführer Horst Müller, Geophysiker Bernhard Forkmann sowie Volker Jenderny und Uwe Breitmeier vom Verein Bahnwelt Darmstadt-Kranichstein. Gemeinsam mit weiteren Unterstützern haben sie sich viel vorgenommen: Sie wollen die versunkene Lok "Rhein" im Herbst an die Oberfläche zurückbringen.

Der genaue Unfallort war Jahrzehnte lang unklar. Nachdem die "Jäger der versunkenen Lok" aber über 20 Jahre lang geforscht und gesucht haben, sind sie sich sicher, die Lok in der Nähe von Germersheim, rund 50 Meter vom Ufer entfernt, geortet zu haben. Ihre Forschungsarbeit in Archiven wurde von insgesamt 15 Messexpeditionen vor Ort begleitet. Dabei kamen verschiedene Messtechniken zum Einsatz.

Die spannende Geschichte der versunkenen Lok "Rhein" fasziniert die Eisenbahnromantiker Uwe Breitmeier, Bernhard Forkmann, Horst Müller (v.
Die spannende Geschichte der versunkenen Lok "Rhein" fasziniert die Eisenbahnromantiker Uwe Breitmeier, Bernhard Forkmann, Horst Müller (v. l. n. r.) schon seit vielen Jahren | Bild: Bartenbach-Projektbüro

Alle bisherigen Bergungsversuche scheiterten

Doch die Schatzsucher sind nicht die ersten, die die Lok aus ihrem nassen Grab befreien wollen. Schon kurz nach dem Unglück soll es einen ersten Bergungsversuch gegeben haben – allerdings erfolglos. Auch weitere Versuche, die Lok aus dem Rhein zu ziehen, scheiterten.

"Die bisherigen Bergungsversuche im Jahr 1852 scheiterten an der damals noch unzulänglichen Technik. Auch die Versuche, die Lok mit Hilfe von professionellen Tauchern aus London zu bergen, misslangen. Die sehr starke Strömung ließ das Tauchen mit der Taucherausrüstung, die sich damals gerade in der Entwicklung befand, zu einem lebensgefährlichen Einsatz werden", sagt Volker Jenderny gegenüber ka-news. "Eine weitere beabsichtigte Bergung im Jahr 1925 scheiterte an dem enormen Aufwand und den Kosten!"

Der Rhein selbst ist das Problem: Er ist unvorhersehbar

Die Voraussetzungen seien im Jahr 2018 aber deutlich besser: "Wir haben mit den heutigen technischen Möglichkeiten der Messtechnik und der Bergetechnik die Chance, die Lok zu bergen. Wir haben uns gewissenhaft vorbereitet und sind uns daher sicher, dass die Bergung gelingen wird", so Uwe Breitmeier im Gespräch mit ka-news.

Trotz aller Zuversicht wird die Bergung nicht einfach werden. "Der Wasserstand des Rheins ist leider nicht vorhersehbar. Je höher der Wasserstand, desto stärker die Strömung. Das kann die Arbeiten behindern und sie für die Taucher sehr viel anstrengender machen", erklärt Breitmeier weiter. Da die vorbereitenden Arbeiten ungefähr 14 Tage dauern, könne man nicht einfach auf schönes Wetter warten. Deshalb müsse das Bergungsteam alle Gegebenheiten in Betracht ziehen und einkalkulieren. Für die Bergung habe man den Oktober ausgewählt, da der Wasserstand des Rheines für diese Zeit im langjährigen Mittelwert die günstigste Höhe erwarten lasse.

Das Bergungsteam ist sich sicher: Zwischen Germersheim und Lingenfeld, unter dem Flussbett des Rheins, soll die Lok heute noch liegen
Das Bergungsteam ist sich sicher: Zwischen Germersheim und Lingenfeld, unter dem Flussbett des Rheins, soll die Lok heute noch liegen | Bild: Bartenbach-Projektbüro

"Wir werden keinen Rostklumpen vorfinden"

Niemand weiß genau, in welchem Zustand sich die Lokomotive heute befindet. "Da die Lok auf dem Rheingrund liegend relativ rasch mit Geschiebe - also Sand und Kies - überdeckt wurde, liegt sie zwar im Wasser, doch nahezu unter Luftabschluss", erklärt Volker Jenderny vom Verein Bahnwelt. Deshalb hofft das Bergungsteam darauf, dass sowohl die Buntmetalle als auch die Eisen- und Holzbestandteile gut erhalten sind. "Natürlich ist die Lok vom Sturz und von den vergeblichen Bergungsversuchen eventuell beschädigt, doch wir sind uns sicher, dass wir keinen Rostklumpen vorfinden werden", so Jenderny weiter. "Wenn die Bergung der Lok gelingt, wäre sie die älteste im Original erhaltene Dampflok Deutschlands. Das ist es, was mich immer an dieser Lok fasziniert hat", ergänzt der pensionierte Lokführer Horst Müller.

Doch natürlich ist eine Bergung und Restaurierung teuer. Schätzungen gehen von bis zu 500.000 Euro aus. Mittels Spenden beziehungsweise Crowdfunding soll das Geld zusammenkommen. "Die reinen Bergungskosten sind mittlerweile abgedeckt. Jedoch werden der Transport sowie die ausstellungsfähige Herrichtung der Lok noch weitere große Beträge erfordern", berichtet Uwe Breitmeier vom Verein Bahnwelt im Gespräch mit ka-news. Die Eisenbahnromantiker sind aber weiterhin optimistisch, dass sie die benötigte Summe über Spenden zusammenbekommen.

Die Zeichnung zeigt, wie die Lok wahrscheinlich aussah.
Die Zeichnung zeigt, wie die Lok wahrscheinlich aussah. | Bild: Bartenbach-Projektbüro

Wie soll es weitergehen?

"Die Lok wird nach der Bergung in das Eisenbahnmuseum Darmstadt-Kranichstein gebracht und nach der Aufbereitung dort ausgestellt. Die ausstellungsfähige Konservierung und Restaurierung der Lok wird von Fachleuten vorbereitet. Je nach Zustand der Lok und den Erfordernissen des Denkmalschutzes werden diese Arbeiten womöglich mehrere Jahre in Anspruch nehmen", weiß Volker Jenderny.

Die Bergung selbst wird am 21. Oktober sogar live im Fernsehen übertragen. Näher heran kommt man laut Bergungsteam kaum, denn die Fundstelle der Lok ist nur vom Wasser aus erreichbar. "Sicher kann man sich die Aktion auch vom Ufer aus anschauen, doch dort ist man halt relativ weit vom Geschehen entfernt. Für ganz eifrige Spender gibt es die Möglichkeit, VIP-Tickets zu kaufen und mit einem Fahrgastschiff ganz nah an die Bergung heranzukommen", so Volker Jenderny abschließend. Wer das Projekt unterstützen möchte oder Interesse an VIP-Tickets für die Bergung hat, findet alle Infos dazu unter www.startnext.com/jaeger-der-versunkenen-lok.