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Karlsruhe: Die Ruhe nach dem Sturm

Karlsruhe

Die Ruhe nach dem Sturm

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    Das Dreifache eines normalen Schlagsverursachte der Orkan (Foto: ka-news)

    Rund 47.000 Festmeter Sturmholz waren das Ergebnis von „Lothar“, das Dreifache eines normalen Jahreseinschlags auf Karlsruher Gemarkung. Die größten zusammenhängenden Kahlflächen entstanden im Hardtwald (rund 14 Hektar), im Grünwettersbacher Wald und im Rissnert (jeweils elf Hektar) sowie im Stupfericher Wald (knapp neun Hektar). Jeweils die Hälfte der Kahlflächen wurde von den zuständigen Forstämtern wieder hergerichtet – der Rissnert war gestern als letztes an der Reihe. Dort wurden 4.000 Buchen angepflanzt. In der anderen Hälfte soll es die natürliche Wiederbewaldung richten – freilich unter sorgfältiger Aufsicht der Waldhüter.

    Ein Naturerlebnis der besonderen Art

    Einer dieser Waldhüter ist Ulrich Kienzler, Amtsleiter beim Staatlichen Forstamt in Karlsruhe. Er besitzt den Überblick über die Situation in den Wäldern der Fächerstadt. „Vieles ist inzwischen aufgearbeitet“, erzählt er gegenüber ka-news, „einzelne Bäume liegen aber noch. Die lassen wir zum Teil auch liegen, wenn keine Gefährdung für den Menschen davon ausgeht.“ Damit soll ein Stück weit demonstriert werden, was der Sturm angerichtet hat und welche Kräfte davon ausgegangen sind. Außerdem habe dies natürlich auch ökologische Gründe, so Kienzler.

    Eigens zu Demonstrationszwecken wurde im Bergwald auf dem Durlacher Geigersberg ein „Lotharpfad“ eingerichtet – ein Stück Wald, das so belassen worden ist, wie es nach dem Sturm an vielen Orten vorzufinden war. Ein Naturerlebnis also, wie es für unsere Vorfahren Alltag gewesen sein könnte – allerdings vor der Industriellen Revolution Mitte des 19. Jahrhunderts. Denn danach ist auch die Natur von Menschenhand geformt.

    Ökologische Korrekturen möglich

    Ein langer Prozess biszur Idylle (Foto: ka-news)

    Was „Lothar“ innerhalb zwei Stunden zerstörte, braucht viele Jahrzehnte, ja vielleicht sogar Jahrhunderte, bis es wieder einen „Schlusswald“ darstellt, so der Fachausdruck. Dieser lange Prozess ist nur mit viel Sachverstand, Ausdauer, aber auch Ruhe und Ausgewogenheit durchzuführen. Schlusswald bedeutet: Ausgewachsene Bäume und ein intaktes Umfeld. Notwendig dafür sei aber zuerst die Pflanzung von beispielsweise Saalweiden, Ahorn oder Kieferbäumen, die Schatten spenden, wenn sie auswachsen, erläutert Waldexperte Kienzler. „Damit ermöglichen sie anderen Baumarten, die im Schatten groß werden können, nachzuwachsen“. Die Mischung macht’s eben.

    Nicht immer sind die guten Seiten eines Negativerlebnisses direkt sichtbar. Doch es gibt sie – zum Beispiel im Rissnert, wo gestern gepflanzt wurde. Vor „Lothar“ bestand der Wald dort aus einer reinen Monokultur, bestehend aus Douglasien, einer Baumart aus Amerika, die aus ökologischer Sicht „eigentlich nicht optimal dorthin gepasst hat, weil der Rissnert ein Flussauengebiet darstellt“, so Kienzler. Jetzt besteht die Möglichkeit, dies zu korrigieren – mit der Pflanzung von Buchen. Hinzu kommt die natürliche „Ansamung“ anderer Baumarten.

    Der Sturm verursacht immer noch Arbeit

    Für Forstamtsleiter Kienzler steht fest: „Der Sturm beschäftigt uns immer noch ausgiebig.“ In diesem Jahr werden er und seine Mitarbeiter die Flächen, die inzwischen bepflanzt worden sind, noch einmal genau unter die Lupe nehmen und nachschauen, „ob es läuft oder nicht“.

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