Es gibt immer zwei Seiten einer Medaille. Es sei dahin gestellt, ob die Medien ihren Aufklärungsauftrag im Fall der Piratenpartei ausreichend erfüllt haben. Allerdings muss man sich auch ernstzunehmend verhalten, wenn man ernsthaft wahrgenommen werden möchte. Das Außenbild der Partei ist - vorsichtig gesagt - negativ. Attribute wie "Sauhaufen", "Chaoten" oder "Amateure" segeln ihnen voraus.
Es hätte eine FDP-Konkurrenz werden können
Das ist durchaus schade, denn als humanistisch-liberale Partei hätte aus ihnen eine echte Konkurrenz zur neoliberalen FDP werden können. Ohne Struktur wird daraus aber nichts. Wenn weiterhin Themen wie "Wie transparent gestalten wir unsere Politik?" wichtiger sind als die Politik selbst, dann werden sie im großen Teich der politischen Landschaft baden gehen. Es sind nicht die "Themen, die nicht bei den Leuten ankommen", wie es immer so schön als Ausrede heißt. Es sind die Piraten selbst, die nicht bei den Bürgern ankommen.
Warum? Das kann zum einen ein demographisches Problem sein. In einer Gesellschaft, in der der Altersdurchschnitt steigt und es immer noch zahlreiche Menschen ohne Internetkenntnisse gibt, haben Themen wie Datenschutz, Internet und Vorratsdatenspeicherung von Haus aus einen schlechten Stand. Wenn dann noch ein unstrukturierter "wilder Haufen" von diesen Dingen spricht, dann werden die absolut enrstzunehmenden Themen schlichtweg nicht wahrgenommen.
Um politisch wahrgenommen zu werden, braucht es eine klare Linie, eine klare Struktur - keine Selbstblockade. Damit sie auf dem politischen Parkett überhaupt in Zukunft weiterbestehen können, müssen auch die Piraten sich ein Stück weit der Landschaft anpassen. Das bedeutet nicht die Transparanz einzuschränken oder Anzüge zu tragen. Es bedeutet, als Partei aufzutreten und sich wie eine zu verhalten. Diese Lektion müssen sie noch lernen.