Manchmal ist der plastikfreie Alltag nicht unbedingt einfach. Das weiß Silke Bott nur zu gut, wie sie im Gespräch mit ka-news berichtet. Immer wieder kommt es zu Situationen, wo sie in einer Welt aus Plastik quasi in eine Sackgasse gerät.

Ein Beispiel: Erst vor Kurzem ist die 36-Jährige auf eine ausweglose Situation gestoßen. Für ihre Pflegekinder wollte sie ihr Haus mit kindersicheren Steckdosen ausstatten. "Diese speziellen Steckdosen gibt es leider nur in Form von Plastik", sagt sie. Manche Kompromisse müssen eingegangen werden, ihr sonstiger Verzicht auf Plastik im Alltag klappt allerdings ganz gut.

Seit knapp 15 Jahren versucht Silke Bott ihren Plastikverbrauch auf ein Minimum zu beschränken. "Ich wollte meinen Ökologischen Fußabdruck verkleinern. Wir leben momentan so, als hätten wir drei Erden zur Verfügung", kritisiert Bott.

Unverpackt-Läden boomen

Ein wichtiger Anlaufpunkt von Silke Bott sind die Unverpackt-Läden, die es in Karlsruhe und Ettlingen gibt. Antonia Wucknitz führt die beiden Geschäfte und kennt Silke Bott mittlerweile recht gut. In den beiden Läden kauft sie oft, denn dort findet sie die wichtigsten Dinge für den Alltag - alles ganz ohne die umweltbelastenden Verpackungen.

Im Sortiment sind unter anderem Zahnbürsten aus Bambus. "Das ist ein schnell nachwachsender Rohstoff. Die dazugehörigen Zahnpasta-Tabs sind eine nachhaltige Alternative zu Zahnpasta in Tuben", sagt Antonia Wucknitz im Gespräch mit ka-news. Zwei Beispiele, wie Produkte mit Plastik-Anteilen aus dem Alltag verbannt werden können.

Zahnbürsten aus Bambusholz und Zahnpasta-Tabs.
Zahnbürsten aus Bambusholz und Zahnpasta-Tabs. | Bild: Ingo Rothermund

Und gerade in der Körperpflege gibt es noch zahlreiche weitere Optionen zu den herkömmlichen Produkten. Ihr Deo beispielsweise stellt Silke Bott selbst her. Für diese Deocreme braucht sie nur vier Zutaten, wie sie erzählt: Kokosöl, Mais- oder Kartoffelstärke, Natron und ein Duft nach Wahl. Das Ganze im Wasserbad erwärmen und die Zutaten einrühren. "Nach wenigen Minuten und ohne viel Aufwand hat man sein eigenes Deo. Günstig und einfach hergestellt", erklärt die Ettlingerin gegenüber ka-news. Und vor allem ohne ein Stückchen Kunststoff.

Antonia Wucknitz hinter der Kasse in dem Unverpackt-Laden am Karlsruher Hauptbahnhof.
Antonia Wucknitz hinter der Kasse des Unverpackt-Ladens am Karlsruher Hauptbahnhof.

Plastikfreie Alternativen in vielen Bereichen

Speziell für die Frauen gibt es ebenfalls eine nachhaltige Möglichkeit um auf Damenbinden oder Tampons zu verzichten: Eine Menstruationstasse aus Silikon. "Während Tampons und Binden nach Gebrauch im Mülleimer landen, halten die Tassen bei richtiger Pflege mehrere Jahre", zeigt Silke Bott die Vorteile auf.   

Beim Bäcker klappt der nachhaltige Einkauf mittlerweile problemlos: "Früher wurde ich noch schief angeschaut, wenn ich darum gebeten habe, das Brot in meine mitgebrachte Box zu packen. Das hat sich auch geändert", sagt Silke Bott.

Ein größeres Hindernis ist noch ein Besuch im Restaurant oder Café, dort wird sie noch immer ungewollt mit Plastik konfrontiert: "Trotz eines Hinweises an die Kellnerin wurde mein Getränk mit einem Strohhalm gebracht!"

Antonia Wucknitz mit einem Behälter, aus dem die Kunden so viel Cornflakes entnehmen können, wie sie benötigen.
Antonia Wucknitz mit einem Behälter, aus dem die Kunden so viel Cornflakes entnehmen können, wie sie benötigen. | Bild: Ingo Rothermund

Ähnliche Erfahrungen hat Antonia Wucknitz beim Einkauf im Blumengeschäft gemacht. "Ich habe die Verkäuferin gebeten, den Plastiktopf um die Pflanze zu entfernen. Da habe ich auch nur komische Blicke geerntet", erzählt sie von ihren alltäglichen Erfahrungen. In Obst- und Gemüseabteilungen von vielen Supermärkten gibt es bereits nachhaltige Alternativen zu den Plastiktüten.

Um ihr Wissen weiterzugeben, hält Silke Bott Kurse an der Volkshochschule, bei denen es um den Verzicht auf Plastik geht. "Die Kurse sind immer ausgebucht. Ich merke, dass bei einigen Menschen ein Umdenken stattgefunden hat", sagt Bott, die seit knapp zwei Jahren in Ettlingen wohnt. 

Silke Bott beim Abfüllen der Ware in einen kleinen Glasbehälter.
Silke Bott beim Abfüllen der Ware in einen kleinen Glasbehälter. | Bild: Ingo Rothermund

Das ist auch schon Antonia Wucknitz bei ihren Läden aufgefallen. "Zur Eröffnung vor knapp drei Jahren hatte ich rund 70 Prozent weniger Ware im Angebot. Mittlerweile habe ich mit Platzproblemen zu kämpfen", sagt Wucknitz. Ihre Kundschaft ist bunt gemischt: Familien, Senioren, Studenten - immer mehr Menschen ist es wichtig ihren ökologischen Fußabdruck zu verkleinern. 

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