Aus den detailliert aufbereiteten Daten wird deutlich, dass Karlsruhe vor allem von der überdurchschnittlich hohen Zuwanderung junger Bevölkerungsgruppen im Alter zwischen 18 und 25 Jahren profitiert hat. Insgesamt zogen 22.812 Menschen zu, und damit 1.339 Personen mehr als die 21.473 Wegzüge aus der Fächerstadt im gleichen Zeitraum. Vergleicht man die Sterbefälle mit den Geburten, so ergibt sich für 2008 ein so genannter Sterbeüberschuss von 80 Personen. Diese Zahl berücksichtigend, stieg die Einwohnerzahl der Stadt im letzten Jahr um 1.259 auf insgesamt 279.312 Personen mit Hauptwohnung an. Hinzu kommen 22.271 Personen, die eine Nebenwohnung im Stadtgebiet angemeldet haben. Zusammengerechnet lebten damit Ende 2008 über 301.600 Menschen in Karlsruhe.
Attraktives Karlsruhe
Seit Beginn des Wintersemesters 2007/2008 führt die Stadt Karlsruhe jeweils zu Semesterbeginn eine Studenten-Erstwohnsitz-
Kampagne durch. Dass diese erste Wirkung zeigt, belegen auch die Zahlen im Jahrbuch: Es melden sich nicht nur mehr Zuziehende gleich mit Hauptwohnung an. Auch die Zahl der Personen mit Nebenwohnung im Stadtgebiet ist – anders als früher – seit 2007 rückläufig. War bis dahin in der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen fast jeder Vierte nur mit Nebenwohnung gemeldet, so ist es heute nur noch jeder Sechste.
Als Ausbildungs- und Studienort hat Karlsruhe nicht zuletzt durch die Elite-Universität an Attraktivität gewonnen. Auch die Hochschule Karlsruhe Technik und Wirtschaft sowie die Berufsakademie verzeichnen seit Jahren steigende Studentenzahlen. Eine Konsequenz aus der Beliebtheit Karlsruhes als Studien- und Ausbildungsort ist auch die jährlich steigende Zahl der Einpersonenhaushalte und eine entsprechend steigende Wohnraumnachfrage. Ende 2008 registrierten die Statistiker knapp 85.000 Singlehaushalte. Bezogen auf alle 164.584 Haushalte lebten somit 51,6 Prozent der Karlsruher allein.
In jedem vierten Haushalt lebt ein Kind
Gestiegen ist im vergangenen Jahr auch die Zahl der Haushalte mit Kindern. Trotzdem leben heute nur in jedem vierten Karlsruher Haushalt Kinder. Nicht zuletzt aufgrund der noch immer hohen Scheidungsrate ist auch die Zahl der Alleinerziehenden, von denen es im letzten Jahr 7.380 in Karlsruhe gab, um 126 Haushalte gestiegen. Derzeit wohnt in jedem fünften Karlsruher Haushalt mit Kindern ein Elternteil mit einem oder mehreren Kindern allein – nicht-eheliche Lebensgemeinschaften sind hier nicht mit gerechnet.
Doch die Zahlen belegen auch, dass alleinerziehende Haushalte in besonderem Maße armutsgefährdet sind. Ende 2008 bezog fast jeder dritte Alleinerziehende SGB II-Leistungen, ihre Zahl ist in den letzten beiden Jahren um zehn Prozent auf zuletzt 2.300 Empfängerhaushalte im Stadtgebiet angewachsen. Die finanzielle Belastung, welche die Stadt insgesamt durch Sozialleistungen zu tragen hatte, ist 2008 deutlich angestiegen und lag mit 132,7 Millionen Euro um 6,1 Millionen Euro über der Nettobelastung für 2007.
Neubauten für noch mehr Karlsruher
Umso erfreulicher ist die Tatsache, dass sich die Wanderungsverluste gegenüber den im "Speckgürtel“ Karlsruhes gelegenen Städten und Gemeinden 2008 deutlich verringert haben. Zwar ziehen noch immer mehr Familien mit Kindern weg als zu, doch sprechen die Zahlen dafür, dass durch die verstärkte Bautätigkeit, beispielsweise in der östlichen Südstadt und Neureut, das örtliche Wohnungsangebot erweitert und Karlsruhe attraktiver gemacht wird. Da die großen Neubaugebiete noch nicht gefüllt sind beziehungsweise erst am Anfang der Bebauung stehen, könnte diese Entwicklung anhalten.