Mannheims (Noch-)Oberbürgermeister Gerhard Widder brachte es schon mit einer Resolution des Gemeinderats und in einem Schreiben an den Vorstandsvorsitzenden von DaimlerChrysler, Dieter Zetsche, auf den Punkt: "Es kann ja auch nicht sein, dass die Firma in ihrem Namen den Erbauer des ersten Automobils der Welt verschweigt …", sagte er Mitte Mai. Zur Erinnerung aus der Mannheimer Geschichte: In der in Quadrate eingeteilten Innenstadt von Mannheim, konkret im Haus T 6, 11 (heute T 6, 33) baut Carl Benz sein erstes Automobil. Zusammen mit dem Mechaniker August Ritter kauft er 1871 das Grundstück T 6, 11 mit einem Holzschuppen und nennt das Unternehmen "Carl Benz und August Ritter, mechanische Werkstätte".
Anfang des Jahres 1886 ließ Carl Benz seine Erfindung patentieren. Als später der bereits patentierte Motorwagen nicht die erhoffte Aufnahme beim zahlenden Publikum fand, setzte Benz' Gemahlin, Bertha Benz, die Ehefrau von Carl Benz, sich am 5. August 1888 ohne Wissen ihres Mannes mit ihren beiden Söhnen Richard und Eugen in den Wagen und fuhr 106 Kilometer von Mannheim nach Pforzheim. Diese erste erfolgreiche Überlandfahrt mit dem Wagen trug wesentlich dazu bei, die noch bestehenden Vorbehalte der Kunden zu zerstreuen und ermöglichte in der Folge den wirtschaftlichen Erfolg der Firma.
Im vergangenen Jahrhundert, nach der Fusion der Carl Benz-Werke und der Firma des Schorndorfer Fabrikanten Gottlieb Daimler im Jahr 1926, wuchs auch weiter die Bedeutung badischer Werksstandorte: in Gaggenau entstanden die Unimogs, in Wörth am Rhein (Südpfalz) schlägt das Herz der Daimler-Benz-Lastkraftwagenwerke. Anfang der 80er Jahre wurde ein neues Werk etabliert: seitdem wird in Rastatt in Mittelbaden die neue A-Klasse produziert. Eine lange Tradition haben auch die Motorenwerke in Mannheim.
"Baden ist Kernland der Markenidentität", ließ aus diesem Grund kürzlich ein SPD-Bundestagsabgeordneter wissen. Daimler ohne Benz - das gilt nicht nur aus Mannheimer Sicht als ein Unding. Selbst Ministerpräsident Günther Oettinger kommt in einem Brief an Daimler-Chef Dieter Zetsche zu dem Ergebnis: "Der Name Benz hat auf der Welt einen ebenso guten Klang wie der Name Daimler. Zusammen ist die Marke unerreicht." (ka-news berichtete) Eine der ersten Adressen der deutschen Industrie, die derzeit immer noch DaimlerChrysler AG heißt, hat sich mit der Namensfindung nach der Trennung von Chrysler generell keinen Gefallen getan, sagen auch Wirtschaftsanalysten. Die Logik, dass DaimlerChrysler ohne Chrysler auf Daimler sich besser positionieren lasse, gilt als wenig durchdacht und negiere zudem historische Fakten.
Fakt ist: Im Konzern ist im Mai die Entscheidung für den künftigen Namen Daimler AG gefallen, dies auf Vorschlag Zetsches. Abgestimmt hat bislang allerdings nur der Aufsichtsrat. Die Mitglieder des Aufsichtsrates haben zwar mehrheitlich für diese Firmierung, aber keinesfalls einstimmig votiert. Die Vertreter der Arbeitnehmerseite haben das Management daran erinnert, so ließen Insider schnell wissen, wer das Automobil erfunden hat und unter welchem Namen der in Stuttgart beheimatete Konzern groß und vor allem erfolgreich wurde: unter Daimler-Benz AG.
Eine Unterschriftenaktion des "Mannheimer Morgen", die im Mai startete, hat bislang weit mehr als 21.000 Unterschriften erbracht, welche die Rückbesinnung auf den einst prägenden Namen - mit dem Namensbestandteil Benz - fordern. Dem schließt sich auch ka-news an. Und möchte möglichst viele Leserinnen und Leser dazu animieren, an der Aktion teilzunehmen: und damit für ein einiges Baden-Württemberg zu votieren. Die Wurzeln des heutigen Weltkonzerns liegen gleichermaßen in Baden und in Württemberg. ka-news meint: "Daimler ohne Benz ist wie Baden ohne Württemberg!"