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Karlsruhe: Dicke Luft in Karlsruhe: Warum Feinstaub nicht das Problem ist

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Dicke Luft in Karlsruhe: Warum Feinstaub nicht das Problem ist

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    Foto: Tobias Hase
    Foto: Tobias Hase

    In Karlsruhe genießen die Autofahrer das Frühlingswetter- anders ist es allerdings in Stuttgart. Dort herrscht seit dem Wochenende wieder einmal "Feinstaubalarm". Vorerst sind Autofahrer in der Landeshauptstadt aufgerufen, ihre Gefährte stehen zu lassen. Das Problem ist bekannt: In diesem Jahr wurden die Grenzwerte an der Messstation Stuttgart Neckartor bereits 28 Mal überschritten, im vergangenen Jahr waren es ganze 63 Überschreitungen der Feinstaub-Tagesgrenzwerte. 

    Werte auch in Karlsruhe überschritten

    Aber nicht nur in der Landeshauptstadt ist das Thema "Feinstaub" ein Thema: An einer Messstation in der Reinhold-Frank-Straße in Karlsruhe wurden die Grenzwerte in diesem Jahr bereits elf Mal überschritten, an einer Messstation in der Nordweststadt gab es immerhin acht Überschreitungen.

    Betrieben werden die Messstationen von der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW), welche ihren Hauptsitz in Karlsruhe hat. Und die Experten dort sagen: Auch wenn die Feinstaubwerte sowohl in der Fächerstadt, als auch in Stuttgart bereits mehrfach überschritten wurden, wollen die Karlsruher Experten nicht von einem Problem sprechen. 

    Der Grund: Die Luftbelastung mit Feinstaub spielt im Land nur noch im Stuttgarter Kessel eine Rolle. Der Immissionsgrenzwert für den Feinstaub-Tageswert (50 Mikrogramm pro Kubikmeter) wurde beispielsweise in 2015 nur an der Messstelle "Stuttgart Am Neckartor" mit 72 Tagen überschritten. In der Karlsruher Reinhold-Frank-Straße waren es sieben Tage. Zulässig sind 35 Überschreitungen der Werte.

    Im vergangenen Jahr wurde an der Station in der Reinhold-Frank-Straße der Wert nur ein einziges Mal überschritten: "Wobei hinsichtlich der Werte von 2016 zu beachten ist, dass im letzten Jahr die Reinhold-Frank-Straße aufgrund von Bauarbeiten teilweise mehrere Wochen lang nur einspurig befahrbar war. Generell ist der Trend in der Reinhold-Frank-Straße wie in fast allen verkehrsnahen Messstationen rückläufig", berichtet Tatjana Erkert, Pressesprecherin der LUBW. "Die Grenzwerte für Feinstaub werden bereits seit vielen Jahren in Karlsruhe nicht mehr überschritten."

    28 von 34 Messstationen erreichen Stickoxid-Grenzwerte

    Und die blaue Plakette? Mit ihr will die Politik immerhin Abhilfe schaffen. An Tagen mit einer hohen Feinstaubbelastung sollen dann Dieselautos, die nicht der neusten Abgasnorm entsprechen aus Stuttgart verbannt werden. Damit wäre ein Problem behoben - ein anderes bleibt aber bestehen, so das LUBW in Karlsruhe.

    Denn im Gegensatz zu Feinstaub erreichen Stickstoffoxide regelmäßig die Grenzwerte, und das nicht nur im Raum Stuttgart. "Während bei den Benzinern die Emissionsgrenze bereits seit der Abgasnorm Euro 4 erreicht wird und konsequent gesenkt wurde, stoßen Dieselfahrzeuge noch immer weit mehr aus als es die Grenzen zulassen", so Diplomchemiker Sebastian Scheinhardt, Mitarbeiter des Referats Luftqualität an der LUBW.

    Im vergangenen Jahr konnten von den 34 verkehrsnahen Messstationen in Baden-Württemberg nur sechs Stationen im Jahresmittelwert keine Überschreitung der Stickstoffdioxidkonzetration (Immissionsgrenze: 40 Mikrogramm pro Kubikmeter) vorweisen, eine Station war defekt. 

    Relativ saubere Luft in Karlsruhe und Umgebung

    Vergleichsweise gute Luft konnte man so unter anderen in Pforzheim, Karlsruhe und Pfinztal nachweisen, die, wenn auch knapp, mit Werten zwischen 38 und 40 Mikrogramm pro Kubikmeter die Grenzwerte nicht überschritten.

    "Der Immissionsgrenzwert für NO2 im Jahresmittelwert wurde im Jahr 2016 erstmals an der verkehrsnahen Messstation in der Reinhold-Frank-Straße eingehalten. In den Jahren zuvor wurde in Karlsruhe dieser Grenzwert noch wie in vielen Großstädten an der verkehrsnahen Messstation überschritten", so Erkert.

    Der Hauptverursacher für die Stickoxidbelastung? "Der Straßenverkehr", so Scheinhardt weiter. Rund die Hälfte (46 Prozent) lässt sich darauf als Ursache feststellen. Für weitere 22 Prozent zeichnet sich die Industrie verantwortlich.

    "Rückgang wäre wünschenswert"

    Aber, und auch das betont man bei der LUBW: "Moderne Euro 6-, Diesel-Pkw sind trotz Diesel-Skandal viel sauberer als ältere Diesel-Pkw", gibt Scheinhardt an. Und auch wenn die Grenzwerte fast überall im Land überschritten werden: "Die Emissionen und Immissionen sind rückläufig!"

    Tatjana Erkert, Pressesprecherin der LUBW betont: "Im Vergleich zu anderen Ballungsräumen in Baden-Württemberg hat Karlsruhe kein Problem mit der Luftqualität. Ein weiterer Rückgang von Luftschadstoffen ist natürlich immer wünschenswert."

    Der Text wurde nachträglich bearbeitet.

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