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Karlsruhe: Der Mensch im Mittelpunkt: 50 Jahre Hagsfelder Werkstätten

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Der Mensch im Mittelpunkt: 50 Jahre Hagsfelder Werkstätten

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    Wolfgang Missbach arbeitet seit 32 Jahren in der Holzwerkstatt der Hagsfelder Werkstätten (HWK). Er bestempelt Holzkeile für den Export.
    Wolfgang Missbach arbeitet seit 32 Jahren in der Holzwerkstatt der Hagsfelder Werkstätten (HWK). Er bestempelt Holzkeile für den Export. Foto: ka-news

    Alles begann im Jahre 1962 mit einigen Eltern behinderter Kinder, erinnert sich Norbert van Eickels beim Pressegespräch in der Holzwerkstatt der HWK im Hagsfelder Storrenacker. Während in den Werkstätten weitergearbeitet wird, zeigt sich der Hauptgeschäftsführer der HWK sichtlich stolz auf das, was sich seit dieser Zeit entwickelt hat.

    Behinderte Menschen bildungsunfähig? HWK beweist das Gegenteil

    "Wir zeigen, was die Menschen mit Behinderung leisten können für die Wirtschaft und die Region", so van Eickels. Man müss würdigen, was diese Menschen seit vielen Jahre leisteten. Oftmals würde das nicht beachtet oder einfach vergessen, bedauert er.

    In einer Zeit, in der man bildungspolitisch davon ausging, dass Behinderte bildungsunfähig seien, hätten sich einige Eltern zusammengetan und den Grundstein für die HWK gelegt, berichtet Lothar Werner, Vorstandsvorsitzender der Lebenshilfe Karlsruhe, der "Mutter der Einrichtungen" der HWK. Heute könnten sowohl die Gesellschaft als auch die HWK stolz darauf sein, einen "Riesensprung" in den 50 Jahren gemacht zu haben und soviele Menschen mit Behinderungen in den Werkstätten und bei Auftraggebern zu beschäftigen.

    "Der Mensch und seine Kapazität bestimmen den Rahmen im Arbeitsleben bei uns, nicht anders herum", bekräftig Werner. "Wir fragen nicht, was ein Mensch nicht kann, sondern: Was kann er?" Und die Resultate seien immer zufriedenstellend und sauber. Und so liege der Schwerpunkt der Arbeiten auf industrieller Montage und Verpackung sowie der Produktion in verschiedenen Bereichen wie der Technischen Schreinerei, der industriellen Metallverarbeitung oder der Eigenproduktion in der Medizintechnik.

    Aber auch als Dienstleister für über 150 Unternehmen in der Region habe man sich behauptet. Mit Physiotherapieliegen habe man sich in Europa mit "HWK Medizintechnik" einen Namen gemacht, so van Eickels weiter. Auch die vier CAP-Supermärkte, die von HWK-Mitarbeitern betrieben werden, seien ein Erfolg und erreiche täglich um die 4.000 Kunden.

    Vielfältige Einsatzmöglichkeiten für vielfältige Fähigkeiten

    Seit 32 Jahren arbeitet Wolfgang Missbach nun schon in der Holzwerkstatt der HWK. Er stempelt Holzkeile, die für den Export ins Ausland gekennzeichnet werden müssen. Zum Beispiel, wenn ein Container nach China verschifft wird. Die Arbeit sehe zwar simpel aus, so Missbachs Vorgesetzter, aber sie sei sehr wichtig und bringe viel Verantwortung mit sich.

    Zwei Hallen weiter ist das Reich der Metallverarbeitung. Seit über 20 Jahren ist es auch das von Peter Reichel. Der Mitarbeiter der HWK, der weder Schreiben noch Lesen kann, bedient dennoch schwere, komplexe Maschinen zur Fertigung der Physiotherapieliegen. Mit Hilfe einer Bilderanleitung stellt er die Maschine entsprechend dem folgenden Arbeitsschritt ein und kann so selbstständig arbeiten. Welche Anleitung er für welche Maschine benötigt, entnimmt er einem farbigen Kreis, der auf jedem Arbeitsgerät angebracht ist.

    Ein Stockwerk höher geht es technischer zur Sache, wenn Manuel Heger Schnittstellenmodule für Energiekraftwerke zusammenlötet und kontrolliert. So vielfältig die Menschen und ihre Fähigkeiten sind, die für die HWK arbeiten, so vielfältig seien auch die Einsatzmöglichkeiten innerhalb der Behindertenwerkstatt. Am Hauptstandort in Hagsfeld arbeiten derzeit um die 360 Menschen mit Behinderung, jeweils um die 6,5 Stunden täglich. Insgesamt betreibt die HWK sechs Standorte in Karlsruhe und Umgebung mit über 1.200 Mitarbeitern. Die Tochter der HWK, das Beschäftigungszentrum Karlsruhe (BZKA) hat derzeit 170 Mitarbeiter, alleine 125 davon sind nach Angaben der HWK Schwerbehindert.

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