Oktober 92 - Ein Gutachten des Verkehrswissenschaftlers Wilhelm Leutzbach favorisiert einen Tunnel, um die Kaiserstraße zu entlasten.
Dezember 92 - Der gemeinderätliche Hauptausschuss stimmt dafür, Planungen für einen Tunnel aufzunehmen. Der Gemeinderat beschließt die Schaffung einer zweiten Ost-West-Achse und beauftragt die Verwaltung mit der Planung eines Stadtbahntunnels.
1994 - Der Gemeinderat stimmt einer Unterfahrung der Fußgängerzone grundsätzlich zu.
Anfang März 96 - Bürgermeister Heinz Fenrich stellt die Tunnelplanungen vor: Zwischen Mühlburger Tor und Durlacher Tor soll ein drei Kilometer langer Tunnel entstehen, die Möglichkeit für einen Südabzweig soll in die Planung miteinbezogen werden. Zunächst fahren aber noch einige Straßenbahnen in der Kaiserstraße oberirdisch. 1998 soll bereits mit dem Bau begonnen werden.
Mai 96 - Der Gemeinderat fällt einen Grundsatzbeschluss zugunsten der U-Strab. Mit 33:15 Stimmen spricht sich die Mehrheit dafür aus. Grüne, Karlsruher Liste (KAL) und die FDP stimmen dagegen. Eine Bürgerinitiative gegen den Tunnel sammelt bereits Unterschriften für ein Bürgerbegehren. Um dies zu erreichen, brauchen sie in Karlsruhe 24.000 Unterschriften.
12. Juni 96 - Die Gegner des Tunnels übergeben 28.500 Unterschriften an Oberbürgermeister Gerhard Seiler. Ein Bürgerentscheid über die Tunnelfrage ist damit nicht auszuschließen.
16. Juli 96 - Nach Zählung und Prüfung der Unterschriften gegen den Tunnel gibt der Gemeinderat gemäß der Gemeindeordnung seine Zustimmung zu einem Bürgerbegehren.
Mitte August 96 - Eine Bürgerinitiative "Pro Stadtbahntunnel" wird gegründet.
11. Oktober 96 - OB Seiler gibt bekannt, dass die Finanzierung einer U-Strab durch Bund und Land gesichert sei. Etwa 340 Millionen Mark von den 400 Millionen Mark, die das Projekt kosten soll, könnten danach über das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) finanziert werden.
20. Oktober 1996 - Beim Bürgerentscheid stimmen 67 Prozent der Bürger gegen den Tunnelplan von OB Seiler, 33 Prozent sind dafür. Die Gegner übertreffen das notwendige Quorum knapp mit etwa 600 Stimmen. 45 Prozent der Wahlberechtigten in Karlsruhe nehmen am Bürgerentscheid teil. Beobachter bewerten dies als hohe Beteiligung. Nach der Niederlage der Verwaltung bei der Abstimmung kündigt Seiler die Suche nach alternativen Lösungen an. Kurze Zeit danach wird ein Arbeitskreis ÖPNV ins Leben gerufen.
Herbst 97 - Aus dem Arbeitskreis ÖPNV kommen erste Vorschläge für eine kurzfristige Entlastung der Kaiserstraße, die auch umgesetzt werden: Eine Linie und eine Einsatzlinie werden in der Hauptverkehrszeit aus dem Nadelöhr herausgenommen, Fahrpläne werden entzerrt, die Zugfolge wird optimiert, Doppelzüge eingespart.
Juli 98 - Heinz Fenrich setzt sich im zweiten Durchgang der Oberbürgermeister-Wahlen durch. Schon im Wahlkampf kündigt er an, einen Straßenbahn-Tunnel unter der Fußgängerzone bauen zu wollen.
Dezember 98 - Oberbürgermeister Heinz Fenrich spricht sich bei seiner ersten Haushaltsrede als OB erneut für einen Tunnel aus und verkündet, dass er die Erstellung eines entsprechenden Konzepts in Auftrag gegeben hat.
Mai 99 - Der Arbeitskreis ÖPNV legt seinen Schlussbericht vor. Der Gemeinderat beschließt, den Arbeitskreis beizubehalten, um weitere Überlegungen und Vorschläge für eine Entlastung der Kaiserstraße anzustellen.
Mai 2000 - Die Stadtverwaltung, in Person von Stadtplaner Rudolf Schott, betont die "unglaubliche Menge an Potenzialen", die eine Erweiterung der City nach Süden nach sich ziehen würde. Sein Beispiel: Die Kriegsstraße sei unstrittig eine innerstädtische Haupterschließungsstraße. Von den 50 000 Autofahrern täglich fahre jeder zweite zwischen Ettlinger Tor und Karlstor durch. Da könne man doch einmal, so Schott, über einen Tunnel und oberirdisch über eine breit angelegte "Stadtreparatur" nachdenken.
August 2000 - Bei einer Bürgerumfrage sprechen sich 60 Prozent der befragten Bürger für eine Umgestaltung der Kaiserstraße in eine Fußgängerzone ohne Straßenbahn aus, 36 Prozent halten ein solches Vorhaben für sehr wichtig und 24 Prozent meinen, dieses Vorhaben sei mindestens wichtig. Die Umgestaltung der Kaiserstraße rangiert für 37 Prozent der Befragten auch auf Platz zwei der wichtigsten Aufgaben für die Stadt.
Frühjahr 01 - Der Arbeitskreis ÖPNV legt einen weiteren Bericht vor, in welchem er drei Varianten vorschlägt, die zu einer langfristigen Entlastung der Fußgängerzone führen: Zum einen eine rein unterirdische Variante, eine Mischlösung und eine rein oberirdische Variante.
22. Mai 01 - Oberbürgermeister Heinz Fenrich spricht sich für ein Bürgerbeteiligungsverfahren und einen Bürgerentscheid bezüglich der Frage aus, wie die Kaiserstraße entlastet werden soll. Der Gemeinderat folgt dem OB und unterstützt ihn bei dieser Vorgehensweise. OB Fenrich selbst tritt für eine große Tunnellösung mit drei Abzweigen ein.
22. Oktober 01 - Das Bürgerbeteiligungsverfahren "City 2015" wird vom Gemeinderat auf den Weg gebracht.
12. November 01 - Mit dem Bürgerforum I startet "City 2015", das größte Beteiligungsverfahren, das es in der Geschichte der Fächerstadt je gegeben hat.
Anfang April 02 - Die Bürgerinitiative "Stoppt den Stadtbahntunnel" beginnt, Unterschriften gegen den Tunnel auf dem Marktplatz zu sammeln.
Anfang Mai 02 - Ein Bürgerinitiative "Ja zur U-Strab" wird gegründet.
22. Mai 02 - OB Fenrich geht noch vor Abschluss des Bürgerbeteiligungsverfahrens "City 2015" in die Offensive und tritt nachhaltig für eine Tunnel-Lösung mit drei Abzweigen ein, der so genannte Total-Tunnel. Die Workshops bei der Bürgerbeteiligung ergeben mehrheitlich, dass vor allem die Kriegsstraße mit in die Planungen einbezogen werden soll. Eine ÖPNV-freie Fußgängerzone ist mehrheitlich nicht unbedingter Bestandteil der Überlegungen in den Workshops.
11. Juni 02 - OB Fenrich rückt von der Total-Tunnel-Lösung ab und schlägt die "Kombi-Lösung" vor: Bau eines Tunnels mit einem Abzweig am Marktplatz und Umbau der Kriegsstraße, auf der dann Straßenbahnen fahren sollen. Ziel des OB ist eine reine Fußgängerzone ohne Straßenbahn-Verkehr.
3. Juli 02 - Mit dem Bürgerforum II wird das Beteiligungsverfahren City 2015 abgeschlossen. Dorothee Schäfer von der moderierenden Kommunalentwicklung Baden-Württemberg übergibt OB Fenrich ein umfassendes Papier mit den abschließenden Vorschlägen. Nur über die Frage eines Tunnelbaus unter der Fußgängerzone konnte keine Einigung erzielt werden. Über die meisten Ziele wie beispielsweise die Erweiterung der Innenstadt nach Süden besteht Einvernehmen. Fenrich will die Vorschläge aus diesem Papier in die Verwaltungsvorlage einarbeiten und dem Gemeinderat zum Beschluss vorlegen.