Sobald die Sendung in einem der gelben Briefkästen eingeworfen wird, beginnt für die Deutsche Post die Arbeit und vor allem die schwierige Aufgabe, den Überblick zu behalten. Immerhin werden täglich mehrere Millionen Briefe bewegt - und alle sollen möglichst zeitnah im richtigen Briefkasten landen. Einen wichtigen Anteil daran haben die Briefzentren, quasi die regionalen Sortierstellen.

Eine solches Zentrum steht auch in der Fritz-Haber-Straße in Grünwinkel. Lastwagenweise werden dort Sendungen abgeladen, die eines gemeinsam haben: In der Adresse ist die Zahl 76 zu finden - genauer gesagt, steht diese Zahl am Anfang der Postleitzahl, also der Nummer, welche die Zielregion des Briefes angibt.

Briefe von tausenden von Menschen gehen durch Karlsruhe

Das Postleitzahl-Gebiet 76 beginnt mit 76128 für die Karlsruher Innenstadt-Ost und endet mit 76344 und Eggenstein. Auch die Gebiete Ettlingen, Rheinstetten und Baden-Baden fallen in die Zuständigkeit der Karlsruher Postsortierer. Doch nicht nur die Zustellgebiete werden von hier aus versorgt, sortiert wird auch die eingehende Post aus diesen Bezirken.

Insgesamt sorgen 300 "Postler" im Karlsruher Briefzentrum dafür, dass die Briefe ihr Ziel erreichen, egal ob ein Brief aus der Region in die Südliche Weinstraße, nach Berlin oder New York versendet werden soll, oder von dort kommt. Insgesamt sorgen zirka 2.600 Mitarbeiter für die Region 76 dafür, dass die Post im jeweiligen Briefkasten ankommt. 

In der Nacht wird es besonders stressig

Vor allem in den Abend- und Nachtstunden geht es in dem Briefzentrum hoch her. Zwischen 18.30 und 21 Uhr kommen die Standard-, Kompakt, Maxi- und Großbriefe aus den Briefkästen und Post-Filialen der Region nach und nach in der Fritz-Haber-Straße an. Dann werden sie zunächst vorsortiert - zum Teil auch per Hand. " Die rund 80 Beschäftigten, die zu dieser Zeit Schicht haben, sehen sich an einem Laufband mit einer ganzen Flut an unterschiedlichen Sendungen konfrontiert. Das ist notwendig, da die Maschinen nur jeweils bestimmte Sendungs-Größen verarbeiten können.

Die Briefmarken der meisten dieser Sendungen werden automatisch von Maschinen gestempelt. Aber nicht alles ist "maschinenfähig" und dann muss Hand angelegt werden. Nahe des Laufbands hat ein Postmitarbeiter einen Hammer mit einem Stempelkissen an der Spitze in der Hand und schlägt die Markierung auf die Sendung. Die große Zahl der Sendungen verlangt von dem Mitarbeiter dabei eine enorme Stempel-Geschwindigkeit. "Briefe müssen von Hand gestempelt werden, wenn sie zu groß oder zu dick für die Maschine sind", erklärt Markus Bauer, Schichtleiter im Karlsruher Briefzentrum, bei einem Rundgang.

Mit dem "Hammer" bekommen die einzelnen Sendungen ihren Stempel.
Mit dem "Hammer" bekommen die einzelnen Sendungen ihren Stempel. | Bild: Carmele/TMC-Fotografie

Der Barcode sammelt alle Briefinformationen

Im Anschluss an die Vorsortierung werden die Rollwagen in Bewegung gesetzt: Ziel der gestempelten Sendungen sind die "Integrierten Anschriftenlese- und Videocodiermaschinen" (ILVM). Bei diesen ILVM bekommt jede Sendung ihren eigenen individuellen Barcode. "Dieser besteht aus der Postleitzahl, der Straße und der zugehörigen Hausnummer", sagt Bauer.

Dieser Code wird in orangener Farbe auf dem unteren Teil des Briefes notiert. Damit kann der Brief im späteren Ziel-Zentrum einfacher zugeordnet werden. Anschließend wird die Sendung von der Maschine automatisch in eines von 128 Fächer einsortiert - je nach Empfängeradresse. Sobald die Fächer voll sind, schieben Mitarbeiter die abholbereiten Sendungen zu den Rolltoren. Dort werden sie dann nach und nach in die jeweiligen Fahrzeuge verladen und zu den Zielgebieten gebracht.

Auf Rollen kommen die Transportkisten zum verladen.
Auf Rollen kommen die Transportkisten zum verladen. | Bild: Carmele/TMC-Fotografie

Transport auf der Straße oder in der Luft

Bis 21.15 Uhr müssen die Sendungen sortiert sein, welche die 76er-Region verlassen. Dann fahren die Fahrzeuge zu den nächsten Stationen ab: Entweder zum jeweiligen Ziel-Briefzentrum, der Postumschlagstelle oder dem Stuttgarter Flughafen. Briefe, die einen längeren Weg vor sich haben, werden unter anderem in normalen Passagiermaschinen transportiert. "Die Kisten werden dann abgedeckt und auf normalen Sitzen gelagert", sagt Markus Bauer.

Sobald alle auswärtigen Sendungen das Briefzentrum verlassen haben, werden die Maschinen von Abgangs- auf Eingangsbearbeitung umgestellt. Nun wird die Post sortiert, die in der Region 76 zugestellt wird. "Das ist prinzipiell der selbe Ablauf", sagt Markus Bauer. Nach und nach treffen die Sendungen über Nacht von den restlichen Briefzentren, Umschlagstellen oder dem Flughafen ein.

Großumschläge werden sortiert
Großumschläge werden sortiert | Bild: Carmele/TMC-Fotografie

Von den angekommenen Briefen wird der Code, der in den Start-Briefzentren aufgedruckt wurde, von den Maschinen gelesen. Sogenannte Gangfolgesortiermaschinen bringen die Sendungen in die Reihenfolge, in der die Zusteller die Straßen entlang fahren. So muss der Briefträger die Zuschrift nur noch durch den Schlitz im Kasten werfen und der Brief hat sein Ziel erreicht.