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Karlsruhe: Depressive Eltern: Karlsruher Autorin will Kindern helfen

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Depressive Eltern: Karlsruher Autorin will Kindern helfen

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    Die Karlsruher Kinderbuchautorin Claudia Gliemann.
    Die Karlsruher Kinderbuchautorin Claudia Gliemann. Foto: Uwe Janke

    Kurzinhalt: In Claudia Gliemanns Kinderbuch "Papas Seele hat Schnupfen" geht es um das Zirkuskind Nele, deren Vater an Depressionen erkrankt. Seine Seele "bekommt Schnupfen" - und das in einer Welt, in der doch alles so bunt und fröhlich ist, man eigentlich glücklich sein könnte.

    Frau Gliemann, Sie haben das Kinderbuch "Papas Seele hat Schnupfen" geschrieben.  Wie sind Sie dazu gekommen?

    Ich kenne einige Menschen, die selbst unter Depressionen leiden, von denen einige Kinder haben. Eine Depression ist eine sehr langwierige Krankheit, die oft mit Klinikaufenthalten verbunden ist. Damit, dass Väter oder Mütter nicht mehr zu Hause sind, dass Eltern schwach sind, obwohl sie doch eigentlich stark sein müssten.

    Mit meinem Buch möchte ich versuchen, die Situation zu beschreiben und Kindern das Gefühl zu geben, dass sie nicht alleine in ihrer Situation sind. Dass es auch anderen so geht, dass sie die Gefühle haben dürfen, die sie haben, dass sie auch wütend und traurig sein dürfen. Das Buch soll zudem eine Möglichkeit für Eltern und Therapeuten sein, mit den Kindern ins Gespräch zu kommen. Und vielleicht auch für die Freunde der Kinder, damit auch sie besser verstehen, was in den Familien des betroffenen Kindes gerade passiert.

    Woher haben Sie sich die Informationen über diese Krankheit beschafft? Hatten Sie während Ihrer Recherche einen festen Ansprechpartner, zum Beispiel einen Psychologen?

    "Papas Seele hat Schnupfen" ist in Zusammenarbeit mit der "Deutschen DepressionsLiga" entstanden, einem Selbsthilfeverein von Betroffenen für Betroffene. Zusätzlich wurde das Buch von sehr vielen anderen Personen gelesen: Von Ärzten, Psychologen und Betroffenen und Kindern. Bücher wie "Papas Seele hat Schnupfen" veröffentliche ich erst dann, wenn ich von allen Seiten die Rückmeldung bekomme: "Jetzt ist es gut." Vorher würde ich es nicht veröffentlichen, da es ja helfen und vor allem für die Kinder sein soll.

    Eine Kernfrage des Buches ist: "Was empfinden Kinder, wenn ein Elternteil unter Depressionen oder Burnout leidet?" Wie haben Sie das recherchiert?

    Bei Büchern zu schwierigen Themen versuche ich zunächst, mich in die Betroffenen hineinzuversetzen. Bei "Papas Seele hat Schnupfen" in die Kinder, die Eltern, die Familie und die Freunde. Dann habe ich ein Grundgerüst, und dieses Grundgerüst zeige ich ganz unterschiedlichen Personen und unterhalte mich mit ihnen.

    Meine erste Anlaufstelle für dieses Buch war immer die Deutsche DepressionsLiga. Durch die Nachfragen und Rückmeldungen bekommt das Buch manchmal noch eine ganz wichtige Wendung oder es kommen Elemente hinein, an die ich selbst nie gedacht hätte. Wichtig dabei ist mir, dass es Personen sind, die sich auf dem Gebiet auskennen, die beispielsweise mit Kindern in solchen Situationen arbeiten oder auch mit betroffenen Eltern.

    Auf der Rückseite des Buches steht zum Beispiel ein Kommentar von Damaris, einem 11-jährigen Mädchen, das das Buch in der Entstehungsphase gelesen hat. Damaris hat an dem Buch vor allem gefallen, dass sie sich darin wiedergefunden hat. Sie meint dazu: "Das ist ja genau wie bei uns." Solche Rückmeldungen sind für mich sehr wichtig, damit ich weiß, ob ich auf dem richtigen Weg bin oder noch daran arbeiten muss.

    Depressionen und Burnout sind "Volksleiden" geworden. Haben Sie hierfür eine Erklärung?

    Zum einen glaube ich, dass es Depressionen und Burnout auch früher gab. Früher hatte man nur nicht die Bezeichnungen dafür und auch noch nicht die Forschung, die belegt, dass Depression tatsächlich eine Krankheit und körperlich bedingt ist.

    Früher hat man sich vielleicht auch Schwäche nicht so sehr eingestanden, oder auch nicht eingestehen können. Zusätzlich glaube ich aber auch, dass unsere heutige Leistungsgesellschaft, in der immer alles schneller, weiter und höher sein muss, ebenfalls ihren Beitrag dazu leistet. Hinzu kommt die Tatsache, dass es die Großfamilien, die früher die Regel waren, immer seltener gibt und viele Familiensituationen dazu führen, dass wir viel mehr leisten müssen als früher und Eltern in ihrer Situation auch oft überlastet sind.

    Wenn dann noch eine Krankheit wie eine Depression hinzu kommt, ist es für die gesamte Familie eine sehr schwierige Situation. Ich glaube, dass das Leben früher langsamer war. Ruhephasen werden immer seltener, und der ständige Stress belastet. Ein weiteres Anliegen bei diesem Buch ist es, dass sich die Kinder nicht für die Depression ihrer Eltern schämen müssen, dass die Depression ihr Stigma verliert. Depressionen können zwar durch äußere Einflüsse wie zum Beispiel Stress ausgelöst werden, aber eigentlich ist es eine körperliche Krankheit wie ein gebrochenes Bein.

    Sie übersetzen seit mehr als 15 Jahren Bücher - meist Kinderbücher- vom Englischen ins Deutsche. Haben Sie ein Lieblings-Kinderbuch?

    Ich liebe Klassiker wie Pippi Langstrumpf, Ferien auf Saltkrokan oder Sams. Vor allem witzige Bücher mag ich gerne. Das Buch, das mich eigentlich meine ganze Kindheit hindurch begleitet hat und das ich auch heute noch in meinem Arbeitszimmer stehen habe, ist ein mittlerweile ziemlich zerfledderter Märchenband der Gebrüder Grimm.

    Sie leben in Karlsruhe, sind Verlegerin im Monterosa-Verlag. Was gefällt Ihnen an Karlsruhe besonders gut?

    An Karlsruhe mag ich die überschaubare Größe. Hinzu kommt, dass man alles super mit dem Fahrrad erreichen kann, notfalls sogar zu Fuß. Außerdem gibt es tolle Kultureinrichtungen in der Stadt. In Karlsruhe wird man als Autor und Übersetzer von den Kultureinrichtungen der Stadt unterstützt und diese stehen den regionalen Kreativen sehr aufgeschlossen gegenüber.

    Mein Büro ist im Gründerzentrum der Stadt in Durlach - ich durfte in diversen Bibliotheken der Stadt schon öfters mit meinen Übersetzungen und eigenen Büchern zu Gast sein, das "Karlsruher Kind" bespricht regelmäßig meine Bücher, die regionalen Buchhandlungen unterstützen mich. Auch bei der Veranstaltung "7x7" im Tollhaus durfte ich im Januar 2015 dabei sein.

    Es ist nicht selbstverständlich, dass die Kreativen einer Stadt in ihrer Stadt selbst wahrgenommen und gefördert werden, und das finde ich an Karlsruhe und den Kultureinrichtungen großartig. Für Gründer ist Karlsruhe meiner Meinung nach eine Stadt, in der man gut aufgehoben ist und an vielen Stellen ein offenes Ohr findet. Auch für Kinder und deren Förderung wird in Karlsruhe sehr viel getan, von Seiten der Stadt genauso wie im ehrenamtlichen und kirchlichen Bereich.

    Ich mag den Mount Klotz im Winter, wenn es schneit, und im Sommer bei "Das Fest". Ich jogge gerne in der Günther-Klotz-Anlage an der Alb oder im Oberwald, und der Runners' Heaven beim Baden-Marathon ist der Beste. Ich mag Karlsruhe, weil das Leben hier trotz allem Stress noch immer sehr entspannt ist. Man kann so sein, wie man ist und muss sich nicht verbiegen, um bestimmte Erwartungen zu erfüllen. Es gibt nicht den Karlsruher an sich. Es gibt ganz viele verschiedene, und das gefällt mir.

    Mehr Informationen zum Buch von Claudia Gliemann gibt's hier. (Link führt zur Website des Karlsruher Monterosa-Verlags)

    Die Fragen stellte Karsten Schäfer.

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