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Karlsruhe: Dating in der Corona-Pandemie? Diese Frau macht es möglich und organisiert "Single-Walks" in Karlsruhe

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Dating in der Corona-Pandemie? Diese Frau macht es möglich und organisiert "Single-Walks" in Karlsruhe

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    Punkt 14 Uhr in der Fanny-Hensel-Anlage.Es füllt sich
    Punkt 14 Uhr in der Fanny-Hensel-Anlage.Es füllt sich Foto: Verena Müller-Witt

    Es ist Sonntag, der 21. März, und ich habe heute ein Date. Unter diesem Motto haben sich vergangene Woche rund 40 Karlsruher Singles in der Fanny-Hensel-Allee, Ecke Guntherstraße, zusammengefunden.

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    Foto: https://pinguinmituebergewicht.de/

    Der Grund: Hier finden sonntags Spaziergänge statt, die ein erstes "Beschnuppern" zwischen Mann und Frau ermöglichen sollen - natürlich Corona-konform. Das heißt: Zwischen 14 Uhr und 16 Uhr können sich hier die einsamen Herzen an der frischen Luft  treffen und gemeinsam ihre Runden drehen.

    Die Männer im Uhrzeigersinn, die Frauen in die entgegengesetzte Richtung. Wer sich "gut" findet, kann dann den Spaziergang gemeinsam fortsetzen - oder sich an anderer Stelle zu einem Einzeldate zusammenfinden.

    Der Pinguin als Erkennungszeichen

    "Bars, Vereine oder sonstige Orte, die man davor besucht hat, um jemanden kennenzulernen, fallen ja jetzt weg", erklärt die Initiatorin Kerstin. "Im Alltag haben die Menschen dann die Maske auf und das Handy vor der Nase. Da bleibt ja nur noch Tinder, und da geht man in der Regel auch Kaffee trinken oder Essen."

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    Foto: Verena Müller-Witt

    Der "Geistesblitz", der Hoffman schlussendlich zu dem Projekt inspiriert, erfolgte dann bei einem Spaziergang. "Da alles zu hat, bin ich eben viel rausgegangen. Da kam mir die Idee 'wäre, es als Single nicht schlau, dort spazieren zu gehen, wo andere spazieren gehen?'" So entstand die Idee zu "Pinguin mit Übergewicht". 

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    Foto: Verena Müller-Witt

    Der Pinguin ist auch das Erkennungsmerkmal der Singles auf der Grünanlage. Jeder Teilnehmer erhält zu Beginn einen Pinguin-Sticker von Kerstin, der auf der Kleidung angebracht wird. Dann kann es auch schon losgehen. Doch eines vorab: Selbst wer sich nicht traut, die oder den Auserwählten vor Ort anzusprechen, kann nachträglich per Telegram-Gruppe nach der Person suchen. 

    "Masken sind schon ein Abturn"

    Die meisten Teilnehmer sind neu auf der "Dating-Wiese", die am 14. März Premiere gefeiert hat.

    Dennoch: Von jung bis alt scheinen hier auf den ersten Blick sämtliche Altersgruppen vertreten zu sein. In Zweier-Gruppen wird dann der "Single-Walk" gestartet - separiert in "Männlein" und "Weiblein". Zum Teil finden sich auch schon erste "Paare" zusammen. So wie Melissa und Andreas.

    Die zwei wurden von Kerstin gleich zu Beginn des Treffens "losgeschickt" und haben seither kontinuierlich ihre Runden gemeinsam fortgesetzt. "Ich finde die Idee super", erzählt Melissa im Gespräch mit ka-news.de, "Ich habe hier nichts Negatives auszusetzen."

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    Foto: Verena Müller-Witt

    "Negativ" empfindet die Blondine hingegen das ständige Tragen der Mund-Nasen-Bedeckung. Denn diese erschwere es, auf "normalem" Wege jemanden kennenzulernen. "Die Masken sind schon ein Abturn", erzählt sie. Andreas stimmt nickend zu.

    Auch Martin Schaller, Single seit 19 Jahren, empfindet die derzeitige Lage für ledige Menschen durchaus als Stimmungskiller. "Als Single in der gegenwärtigen Situation hat man kaum Kontakte, weil man verunsichert ist", erzählt er während des Spaziergangs in der Parkanlage. "Wenn man da versucht, jemanden normal anzusprechen, heißt es nur 'komm mir bloß nicht zu nahe'."

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    Foto: Verena Müller-Witt

    Darum sei die Neugier umso größer, mit Gleichgesinnten in ein nettes Gespräch zu kommen. An hohe Erwartungen scheint der Besuch der Grünanlage jedoch nicht geknüpft zu sein. "Im besten Falle habe ich immer noch frische Luft geschnappt", erzählt die 53-jährige Stephanie.

    Ob das für ein Wiederkommen ausreicht? Melissa jedenfalls freut sich bereits auf den nächsten Sonntag: "Also, ich würde auf jeden Fall nochmal kommen", erzählt sie. Ihr "Date" Andreas wird sie dann aber wohl nicht im Park treffen. "Ich komme erst übernächstes Wochenende wieder, nächstes bin ich beschäftigt", meint er.

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    Foto: Verena Müller-Witt

    Auf Nachfrage verrät Initiatorin Kerstin, dass sich von den rund 40 Teilnehmern sogar zwei "Paare" gefunden haben, die anschließend zusammen losgezogen sind. Kurzum: Das Projekt "Pinguin mit Übergewicht" kommt gut an. Dennoch stellt sich bei solchen "Menschenansammlungen" die Frage: Gibt es da keine Probleme mit den Behörden?

    "Single-Walks" sollen irgendwann alleine funktionieren

    Dass die Polizei kommen könnte, habe Kerstin bereits auf dem Schirm, doch Sorgen mache sie sich darüber wenig. "Hier wird niemand Hand in Hand spazieren gehen oder Ringelpiez mit Anfassen veranstalten. Es geht hier nur um das Sehen und Gesehen werden", erklärt sie im Gespräch mit ka-news.de. 

    Auch über die wachsende Popularität von "Pinguin mit Übergewicht" hat sich die 38-Jährige bereits Gedanken gemacht. "Wenn es größer werden sollte, würde ich es in verschiedene Altersgruppen unterteilen wollen und an verschiedene Orte legen", erklärt Kerstin. Eventuell eine Aufspaltung in Hetero und Queer - denn da seien schon die ersten Anfragen gestellt worden.

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    Foto: Verena Müller-Witt

    "Meine Idee reicht über Corona hinaus. Denn eigentlich ist es mein Ziel, dass dieses Eck für solche Single-Walks bekannt wird und bestenfalls gar keine Moderation und keine Aufkleber mehr nötig sind und es dennoch anonym, kostenlos, lokal und spontan bleibt", so die Initiatorin. 

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