Das neue Waffengesetz beseitigt nicht die akuten Probleme: Von den Besitzern einer "legalen Waffe werden weniger als ein Promille straffällig", so Ludwig. Die meisten Straftaten werden mit "illegalen Waffen begangen und die kriegt das neue Gesetz auch nicht in den Griff."
Es muss ein konkretes Bedürfnis vorliegen
In Karlsruhe gibt es zirka 6.500 Sportschützen und 300 Jäger beziehungsweise Förster. Auf Anfrage bei dem städtischen Referat für Gewerbeangelegenheiten und Jagdwesen hieß es, dass in Karlsruhe 396 Personen mit einem Waffenschein registriert sind. 5.553 Personen besitzen eine so genannte Waffenbesitzkarte. Insgesamt sind in Karlsruhe 21.763 Waffen registriert, so Günter Kranz, stellvertretender Leiter des Referat für Gewerbeangelegenheiten und Jagdwesen gegenüber ka-news.
Natürlich bekommt nicht jeder ohne weiteres eine Waffe, denn die Hürden einen solchen Waffenbesitzschein zu bekommen sind hoch. Wer eine Waffe beantragt, muss nicht weniger als fünf Voraussetzungen erfüllen. Erstens die Mündigkeit: Nur wer mindestens 18 Jahre alt ist, kann eine Waffe bekommen. Hinzu kommt eine "körperliche Geeignetheit", das heißt, dass Waffen nicht an Blinde oder körperlich Behinderte ausgegeben werden dürfen.
Voraussetzung drei ist ein einwandfreier Leumund. Das wird nicht nur beim Bundesanwalt überprüft, sondern auch bei der örtlichen Polizeidienststelle des Bewerbers. Zudem benötigt man auch einen Sachkundenachweis, der beim Regierungspräsidium Karlsruhe oder beim Deutschen Sportschützenverband in Heidelberg beantragt werden muss. Das fünfte Kriterium ist entscheidend: Eine Waffe bekommt nur, wer ein konkretes Bedürfnis anmelden kann. Für einen Sportschützen ist die Ausübung (s)eines Sports ein solches Bedürfnis.
"In Karlsruhe gibt es sehr, sehr viel Waffen"
Die Kriminalitätsschwelle ist bei legalen Waffen minimal: Seit 1982 ist in Karlsruhe kein einziger Fall bekannt. Das hat einen sehr einfachen Grund, nicht nur die Voraussetzungen sind streng, sondern auch die Antragsmodalitäten. Eine Waffe muss gleich dreimal beantragt werden: Beim Sportschützenverein, dem entsprechenden Landesverband und bei der Polizeibehörde.
Kommt es auch nur zu einem kleinen Vergehen - zum Beispiel Alkohol am Steuer - kann dies mit dem Entzug der Waffe geahndet werden. In Karlsruhe versucht die Polizei das Risiko möglichst zu minimieren, das ist auch wichtig, da es in Karlsruhe "sehr, sehr viele Waffen" gibt, so Polizeihauptkomissar Ludwig gegenüber ka-news.
"Geben Sie mir 500 Mark und 24 Stunden Zeit"
Bleibt noch das Problem der illegalen Waffen: In Deutschland gibt es zirka 20 bis 30 Millionen registrierte Waffen, die Dunkelziffer liegt wahrscheinlich um 75 Prozent höher. Seit der Maueröffnung 1989 haben sich die Preise für Waffen geradezu inflationiert. Eine Kalaschnikov ist für 125 Euro zu haben und während eine Handgranate vor der Wiedervereinigung noch zwischen 100 und 400 Euro kostete, sind jetzt gerade noch zwischen drei und acht Euro fällig. Kein Wunder also, dass in den vergangenen drei Jahren die Angriffe mit Handgranaten bei deratigen Schleuderpreisen stark zugenommen haben.
In Karlsruhe sind Schwarzmärkte zwar nicht bekannt, aber Ludwig gibt offen zu, dass er wüsste, wo er sich hinwenden würde: "Geben sie mir 500 Mark und 24 Stunden Zeit." Auch im nahegelegenen französischen Ausland sind die Kriterien weicher als in Deutschland. Ein Waffenkauf ist aber dennoch mit Vorsicht zu genießen: "In dem Waffengeschäft wird ihr Pass kopiert und an die deutschen Behörden geschickt. Es kann ihnen passieren, dass wenige Tage später ein Polizeikommando vor der Tür steht und ihre Wohnung durchsucht", warnt Ludwig.
Dass das Thema Waffen nicht zu verharmlos ist, zeigten die letzten Tage: Am Donnerstag schoß ein Mann einem 38-jährigen in den Oberschenkel. Am gleichen Tag bedroht ein psychisch kranker Mann eine Radfahrerin mit einer Pistole - Gott sei Dank war es nur eine Spielzeugpistole, aber es hätte auch eine echte sein können.