Etwa, wenn er von seinem Vorbild, der bildungspolitischen Sprecherin der Linksfraktion, Nele Hirsch, spricht. Sie ist die einzige Person, die sein Leben bisher maßgeblich beeinflusst hat. 2004, als er selbst dem Unabhängigen Studierendenausschuss (UStA) beigetreten ist, hat er sie kennengelernt. "Mich beindruckt ihr Herzblut, mit dem sie an eine Sache rangeht. Sie kann Ereignisse klar vorraussehen, plant ihre politische Strategie auf diese Weise und bleibt ihrer Linie treu", so der 25-jährige Bruns. Obwohl ihn die Karriere seiner Mitstreiterin - schließlich hat sie es von der Vorsitzenden des UStA bis zur Politikerin geschafft - beeindruckt, hegt er weder derlei Ambitionen, noch favorisiert er die Linkspartei, der sein Vorbild angehört. "Parteien interessieren mich nur aufgrund ihres pragmatischen Ansatzes, aber ich möchte mich nicht an sie binden."
Bindung scheint überhaupt ein schwieriges Wort für ihn zu sein. Seine Eltern sind seit dem Jahr 1989 geschieden, er hat seit fünfzehn Jahren kein Wort mehr mit seinem Vater geredet. Das Verhältnis zu seiner zwei Jahre jüngeren Schwester und zu seiner Mutter beschreibt er als "gut". Wie weit seine Familienverhältnisse sein Interesse am politischen Engagement und seine Berufswahl beeinflusst haben, darüber schweigt der am 12. Juni 1982 in Köln geborene Informatikstudent.
Warum hat er als Studienfach Informatik gewählt, wenn er, wie sagt, Interesse auch an philosophischen Fragen hat? "Die Informatik ist eine moderne Wissenschaft. Denke ich über sie nach, komme ich ins Grübeln darüber, wie Maschinen das Leben erleichtern. Die Teilaspekte dieser Wissenschaft reichen in alle Bereiche des Lebens hinein.
" Wo bleibt bei soviel Sachlichkeit die Romantik? Bruns lächelt. Es ist ein trauriges Lächeln. Er gibt zu, in den letzten zehn Semestern wenig Zeit für Freunde oder Hobbys aufgewendet zu haben. Eine Partnerin hat er momentan nicht. "Ich möchte jetzt aber wieder mehr Zeit in andere Dinge als Studium oder politisches Engagement investieren."
Als erstes möchte er sich wieder mehr dem Rennrad-Sport widmen. Seit dem Jahr 2001 hatte er sich den Wind um die Nase wehen lassen. "Rad fahren gibt mir das Gefühl von Freiheit von jeglichem Druck. Man kann seinen Gedanken freien Lauf lassen und denkt nur 'Ich mach' jetzt nichts anderes außer treten'." Auch sonst war Bruns in seiner aktiven Zeit ständig in Bewegung.
Fahrten wie zu Veranstaltungen des Bundesweiten Studierendenverbands nach Hamburg sowie die Arbeit als Hilfskraft im Bundestag Ende 2005 hielten ihn ständig auf Trab, sodass er kaum in seiner Wohngemeinschaft (WG) am Europaplatz anzutreffen war.
Trotz dieses Elans hat Bruns keine größeren beruflichen Pläne. "Das Leben ist ein Prozess, man weiß nie, was kommt." Dennoch weiß er jetzt schon, dass er nach seinem Erststudium den Doktor in Informatik machen möchte. Gewusst, dass er Informatik studieren möchte, hat Bruns erst nach dem Abitur vor fünf Jahren, das er am Grimmelshausen-Gymnasium in Gellhausen (Hessen) abgelegt hat. Davor hat der in Köln geborene Bruns seinen Realschulabschluss in Bad Soden (Saalmünster/Hessen) gemacht, wohin er im Alter von fünf Jahren gezogen ist.
Erst seit Beginn seines Studiums wohnt er in Karlsruhe. Die Stadt schätzt er als Informatikstandort mit ihrer Bandbreite an Forschung, Studienmöglichkeiten und anderen hilfreichen Angeboten des Studium Generale.
Warum er sich letztendlich für die UStA engagiert hat, lag an seinem Wunsch, die Missstände im studentischen Bereich aufzudecken. Im Sommer 2003, als der Verwaltungskostenbeitrag von 40 Euro eingeführt wurde, organisierte er aus diesem Grund zusammen mit Mitgliedern der UStA eine Boykottveranstaltung - vergeblich. Doch das "Entsetzen über das politische Geschehen" hielt ihn wach. Das Studium solle nicht nur "Fachidioten" heranzüchten, sondern auch eine Phase der Selbstfindung sein, in der man auch für seine studentischen Rechte und Ziele eintritt. Dieses Ziel hat Bruns sieben Semester lang verfolgt, die letzten drei hat er sich mehr engagiert als studiert.
Mit seinem Kampf gegen Studiengebühren und für die Würdigung politischen Engagements möchte er die Öffentlichkeit sensibilisieren und Vorkämpfer für Menschen mit ähnlichen Problemen sein. Trotz der Ablehnung seines Gesuchs vor dem Verwaltungsgericht Karlsruhe möchte der studentische Vorkämpfer weiterhin alle gerichtlichen Instanzen durchkämpfen, um sein Anliegen durchzusetzen, auch wenn er möglicherweise schon fertig studiert haben wird, bevor eine Entscheidung fällt.
Beschreiben Sie sich mit drei Worten:
Realistisch, akribisch, vorausschauend.
Was ist Ihre größte Stärke?
Der Wille, Sachen auf den Grund zu gehen, selbst wenn es Kraft kostet und aussichtslos erscheint.
Was ist Ihre größte Schwäche?
Ich verrenne mich oft in Ansichten, die mich nicht weiter bringen.
Was war als Kind oder Jugendlicher Ihr Traumberuf? Haben Sie damals jemals daran gedacht, das zu werden, was Sie heute sind?
Ich hatte keinen Traumberuf und wusste erst während des Zivildienstes, dass ich Informatiker werden möchte.
Was würden Sie im Leben gerne noch erreichen?
Ich bin selbst verwundert, weil ich mir im Unklaren über meine Ziele bin. Ich werde nach dem Studium zurückschauen, was ich erreicht habe und dann daran anknüpfen.
Was nervt Ihre/n Partner/in am meisten an Ihnen?
Ich habe keine Freundin, denke aber, sie würde mich als zu wenig spontan empfinden.
Auf welchen Gegenstand möchten Sie im Leben nicht verzichten?
Keine Ahnung.
Wen würden Sie gerne auf den Mond schießen?
Alle Leute, die in Reality-TV-Shows auftreten, weil sie nicht in der Realität leben, sondern einer Scheinwelt angehören.
Welcher Mensch beeindruckt Sie?
Der Dichter Johann Wolfgang von Goethe, weil er das zu seiner Zeit gängige Wissenschaftsbild auf den Kopf gestellt hat. Er hat festgestellt, dass nicht alles beweisbar ist und Widersprüche unvermeidbar sind.
Welche Musik (Interpret und Titel) und welcher Film haben Sie am meisten beeindruckt?
Alle Titel und Alben der Beatles und der Film "Matrix" wegen der philosophischen Ansätze.
Welches Buch haben Sie als letztes gelesen?
"Gödel, Eschen, Bach" von Douglas Hofstater. Generell mag ich Fachbücher, die auch unterhaltsam sein können. Zudem faszinieren mich Bücher des Philosophen Jean-Paul Sartre.
Sie werden als Tier geboren. Als welches?
Als Hund. Diese Tiere sind nicht dumm und können sich durchsetzen.
Sie tauschen einen Tag mit einer Person des anderen Geschlechts - wer wäre das?
Keine Ahnung.
Was finden Sie an Karlsruhe reizvoll?
Das milde Klima, die vielen Außenflächen wie den Schlosspark - eine "Großstadt mitten im Wald".
Was würden Sie an Karlsruhe ändern, wenn Sie Oberbürgermeister/in wären?
Ich würde eine Straßenbahn ins Wildparkstadion legen.
Welches sind die markantesten Karlsruher / deutschen Köpfe?
Götz Werner, der Besitzer der dm-Drogeriemarktkette, weil er ein Mensch ist, der bewusst anders denkt.
Sie leben in einem anderen Land. Welcher Grund könnte Sie dazu bewegen beziehungsweise davon abhalten, nach Deutschland einzuwandern?
Davon abhalten, nach Deutschland einzuwandern, würde mich die deutsche Sprache. Sie ist sehr schwer zu lernen.
Es geht um das Glück der Republik. Welche Person, Gruppierung oder Idee sollte mehr Einfluss gewinnen?
Leute, die hinterfragen und sich mit den Zuständen in der Welt auseinandersetzen, um auf sie Einfluss zu nehmen.
Wie und wo möchten Sie sterben?
Wo es wenig Menschen mitbekommen, wo ich niemanden belaste, ganz plötzlich und schmerzlos eines natürlichen Todes mit der Gewissheit, noch einmal kurz auf das Geschehene zurückblicken zu können.
Kommen Sie in den Himmel oder in die Hölle?
Ich weiß nicht, ob es eine Hölle gibt. Ich bin der Meinung, dass sich jeder durch seine Taten seinen persönlichen Himmel schafft und möchte dorthin, wo gute Menschen hingehören.