"Das ist ganz normal bei einem so großen Projekt", gibt der Centermanager des Karlsruher "Einkaufszentrums Ettlinger Tor", Jörg Harengerd, Entwarnung. Bei seinem letzten Auftrag, der ECE-Einkaufsgalerie in Erfurt, war es nichtanders: "Da habe ich noch am Vortag der Eröffnung gedacht, ‚Das schaffen wir nie’, und dann hat es doch geklappt", erzählt Harengerd mit der heiterenGelassenheit des ECE-Routiniers. "Vorne geht der erste Kunde rein, und hinten macht der letzte Handwerker die Tür zu. Das ist bei allen Großprojekten so." Dass in den hinteren und Nebenbereichen auch am 7. September und danach noch die ein oder andere Kleinigkeit gemacht werden muss, versteht sich dabei von selbst und ist ebenfalls nichts Ungewöhnliches, weiß Harengerdgegenüber ka-news zu berichten.
Der Innenausbau im ECE-Center ist weit fortgeschritten: die Geländer sind montiert, die Böden verlegt, die Haustechnik ist komplett fertig, und auch die Rolltreppen sind eingebaut, die Montage der Lichtinstallationen so gut wie abgeschlossen. (Foto: ka-news) |
Bis zu 20.000 Arbeitsstunden an einem Wochenende
Der erste Eindruck täuscht. Die Arbeiten in dem neuen Einkaufspalast zwischen Kriegsstraße, Rondellplatz und Friedrichsplatz sind weiter als es den Anschein hat. "Wir werden fertig", ist sich Harengerd sicher. Aber es wird eine Punktlandung, auch das ist sicher. "Heute muss die Glocke werden! Frisch, Gesellen, seid zur Hand!" Zwar ist es keine Glocke, die hier entsteht, und das Werk muss auch nicht "heute" werden, sondern "erst" in einem Monat. Doch eine Parallele zu Schillers berühmtem "Lied von der Glocke" ist gewiss, wenn der Einkaufspalast bis zur Eröffnung am 7. September in seiner ganzen Pracht erstrahlen soll: "Von der Stirne heiß Rinnen muss der Schweiß"! Und der fließt reichlich: Zwischen 800 und 1.000 Arbeiter, Handwerker und Laden-Mieter arbeiten zurzeit von morgens bis abends auf der Baustelle, auch am Wochenende - fast rund um die Uhr wird gehämmert, geschweißt, geschraubt und installiert.
Baustellen-Atmosphäre herrscht vor: Von dem späteren eleganten Flair ist zurzeit wenig zu spüren. Eine dicke Staubschicht liegt über allem. (Foto: ka-news) |
"Das Tempo, das momentan vorgelegt wird, ist immens groß", gibt Harengerd zu Bedenken. "Bis zu 20.000 Arbeitsstunden werden allein an einem Wochenende abgeleistet." Da sei das Bild der Baustelle von einem Tag auf den anderen kaum wieder zu erkennen, weiß er zu berichten. "Momentan ist die heißeste Phase des Ausbaus", so der Center-Manager weiter. "Alle Gewerke laufen parallel, der Ausbau der Geschäfte und der Ausbau der Ladenstraßen, Galerien und Brücken zwischen den Flaniergängen." Jeder der zahlreichen Handwerkertrupps und jedes Ladenmieter-Team bringt sein eigenes Arbeitsgerät und seine Materialien mit - "und jeder lässt seinen Müll da", merkt Harengerd lakonisch an. Aber wo gehobelt wird, da fallen bekanntlich Späne, und eine Großbaustelle ist nun mal kein Motiv für ein Hochglanz-Prospekt.
Murphy's (Baustellen-)Gesetz
Das elegante Flair, das der Konsumtempel in etwa einem Monat verströmen soll, kann sich zurzeit noch nicht entfalten - zu übermächtig drängen sie sich in den Vordergrund: die zahlreichen Gerüste, die von der Decke hängenden Kabel, die herumliegenden Holzbretter und Spanplatten, Halden aus Werkzeugen und Baugerät, Plastikplanen, Kabeltrommeln und Farbeimer, dazu in jedem Winkel der grelle Schein einer Baulampe. Das ECE-Center führt zurzeit ein Aschenputtel-Dasein: Schönheit und Eleganz liegen unter einer Schicht aus Spanplatten, Schmutz und Staub verborgen. Alles Dekorative bleibt noch unter der Oberfläche: Die hochwertigen Wandverkleidungen sowie die Bodenbeläge - Muschelkalk auf den Brücken, Jura-Marmor auf den Galerien und in den Ladenstraßen - sind mit Spanplatten abgedeckt; an den Geländern sind die Handläufe mit Stoff umhüllt, schlichte Holzlatten ersetzen momentan noch die späteren Glaselemente; der "Erlebnisbrunnen" unter der Glaskuppel mit seinem schillernden Licht- und Wasserspiel liegt unter einer nüchternen Abdeckung verborgen.
All das nicht aus Angst vor neugierigen Blicken, sondern zum Schutz vor Beschädigungen. Es herrscht das Gesetz der Baustelle, und wie im Dschungel gilt hier das "Recht des Stärkeren": Metall-Leiter schlägt Marmorfliese, Holzbrett zerstört Glasscheibe. "Viele Arbeiten werden hinausgezögert, um Beschädigungen auszuschließen", erklärt Harengerd und zeigt - um zu untermauern, wie berechtigt diese Vorsichtsmaßnahmen sind - auf eine Wandverkleidung aus Naturstein, aus der ein großes Stück heraus gebrochen ist. - Murphy’s (Baustellen-) Gesetz: "Was kaputt gehen kann, geht auch kaputt." Also besser vorsorgen als nachtrauern. Auf den drei Ebenen des Centers sind die verschiedenen Ausbau-Stadien der Mieterflächen fast wie in einem Lehrbuch veranschaulicht. Während die einen so gut wie fertig sind und nur noch auf die Ware warten, haben andere gerade einmal angefangen: Sehr weit sind vor allem die großflächigen Mieter wie Minimal, der Herrenausstatter Anson’s, Appelrath Cüpper, H & M oder Mediamarkt.
Die Eröffnung wirft ihre Schatten voraus
Der Unterhaltungselektronik-Fachmarkt Mediamarkt mit etwa 4.000 Quadratmetern Fläche erhält schon in dieser Woche die erste Ware. "Die brauchen allein drei bis vier Wochen für die Regalierung und das Einräumen der Ware", berichtet Harengerd. Auch die Einzelbetreiber, die später selbst im Laden stehen, haben größtenteils schon sehr früh mit dem Ausbau ihrer Flächen begonnen. Dagegen haben die in nahezu jeder Stadt vertretenen Filialisten mit Flächen zwischen 300 und 1.000 Quadratmetern wie Esprit, S. Oliver, Benetton oder Douglas relativ spät angefangen. "Die machen so eine Ladeneröffnung mehrmals im Monat", erklärt Harengerd, "das geht bei denen ganz schnell."
Anson's gewährt Einblicke: Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussieht, aber der Ausbau ist hier so gut wie abgeschlossen (Foto: ka-news) |
Für den Centermanager Jörg Harengerd bedeutet die "heiße Phase" des Ausbaus eine tägliche Arbeitszeit von 15 Stunden und mehr: von 7 bis 22 Uhr. Die meiste Zeit verbringt er in seinem Projektbüro in der Kriegsstraße direkt neben der neuen Einkaufsgalerie. Vor allem die Eröffnungsvorbereitungen nehmen zurzeit großen Raum ein: Das reicht vom Bestellen des Essens für den Abendempfang bis zum Organisieren von Ballongirlanden. Mehrmals täglich folgt er dem Ruf der Baustelle, wo jede Menge weiterer Aufgaben warten: Die Übergabe der Läden passieren jetzt fast im Stundentakt. Etwa 85 Prozent der insgesamt 130 Ladenflächen sind bereits zum Mieterausbau übergeben, in dieser Woche folgen die restlichen 30 Geschäfte. Freie Flächen gibt es dann nicht mehr: 100 Prozent der Verkaufsfläche sind vermietet.
Von der Baugrube zum "Mittelpunkt einer ganzen Region"
Centermanager Jörg Harengerd (Foto: ECE) |
Für Harengerd ist es die zweite Center-Eröffnung nach seinem Engagement in Erfurt, und der dritte Umzug für die Hamburger ECE Projektmanagement GmbH. Und auch Karlsruhe ist für ihn nur ein - wenn auch mehrjähriges - Intermezzo. "Nach der Markteinführung des Einkaufscenters erwartet mich garantiert eine neue Aufgabe", prognostiziert Harengerd. "Wer einmal mit einer Centereröffnung betraut war, wird oft mit einer weiteren beauftragt, da nur Wenige die nötige Erfahrung haben." Es sei eine spannende Sache, so Harengerd, und biete viele Möglichkeiten, sich persönlich einzubringen: die bauliche Planung des Centers, die nicht immer einfachen Diskussionen mit den Architekten, die Gespräche mit den Mietern, die Gestaltung der Ladenstraßen. "Als ich hierher kam, war es eine Baugrube; wenn ich gehe, ist es hoffentlich ein funktionierendes Einkaufscenter und Mittelpunkt einer ganzen Region", umreißt Harengerd seinen Auftrag und sein persönliches Ziel.
Der zweite und abschließende Teil der Mini-Serie "Countdown für ECE-Center" ist am morgigen Dienstag exklusiv auf ka-news zu lesen.