Startseite
Icon Pfeil nach unten
Karlsruhe
Icon Pfeil nach unten

Peking/Seoul/Rom: Coronavirus: Fehlalarm legt Zugverkehr am Brenner lahm, Italien schottet ab

Peking/Seoul/Rom

Coronavirus: Fehlalarm legt Zugverkehr am Brenner lahm, Italien schottet ab

    • |
    • |
    Soldaten mit Schutzmasken in der Innenstadt von Mailand.
    Soldaten mit Schutzmasken in der Innenstadt von Mailand. Foto: Claudio Furlan/LaPresse/ZUMA/dpa

    Die Zahl der Toten durch das Coronavirus ist in China sprunghaft angestiegen. Die Gesundheitskommission berichtete am Montag in Peking weitere 150 neue Covid-19-Todesfälle - so viele wie noch nie innerhalb eines Tages.

    Südkorea: 763 Fälle, 7 Tote

    Auch in Südkorea, wo sich gerade ein größerer Ausbruch entwickelt, wurden zwei neue Tote durch die Lungenkrankheit und 161 neu entdeckte Infektionen gemeldet. Damit gibt es schon 763 Ansteckungen und sieben Todesfälle in Südkorea. In keinem anderen Land außerhalb Chinas, wo das Sars-CoV-2-Virus im Dezember ausgebrochen war, wurden bisher mehr Infektionen gemeldet.

    Auch die kaiserliche Garde Südkoreas trägt Atemschutzmasken. Die Zahl der Infektionen und Todesopfer durch die Lungenkrankheit aus China ist weltweit erneut gestiegen.
    Auch die kaiserliche Garde Südkoreas trägt Atemschutzmasken. Die Zahl der Infektionen und Todesopfer durch die Lungenkrankheit aus China ist weltweit erneut gestiegen. Foto: Ahn Young-Joon/AP/dpa

    In Südkorea konzentriert sich der Ausbruch auf die südöstliche Millionen-Stadt Daegu und Umgebung.  Allein 129 neue Infizierungen wurden wieder unter Mitgliedern der christlichen Sekte Shincheonji-Kirche Jesu gezählt. Mehr als die Hälfte aller Fälle im Land entfällt auf Anhänger der Sekte - möglicherweise durch einen "Superverbreiter". Die Regierung hat die höchste Alarmstufe für Infektionskrankheiten verhängt.

    Europa: Italien verzeichnet 150 Fälle

    In Europa ist Italien mit mehr als 150 Infektionen am schwersten betroffen. Ein Fehlalarm legte am Sonntagabend den Zugverkehr zwischen Italien und Österreich über Stunden lahm. Zwei Eurocitys auf dem Weg von Venedig nach München wurden von Österreichs Behörden am Brenner gestoppt.

    Einer der Züge hatte zwei deutsche Frauen an Bord, die Fieber und starken Husten hatten. Sie wurden aber in Verone nach Angaben des österreichischen Innenministeriums negativ getestet. Danach konnten die 500 Passagiere nach München weiterfahren.

    Leben in Norditalien steht still - Sperrzonen eingerichtet

    In vielen Gegenden in Norditalien steht das öffentliche Leben praktisch still. In der Lombardei wurden zehn Gemeinden in der Provinz Lodi zu Sperrzonen erklärt. Sie liegen in der Nähe des Finanzzentrums Mailand, der zweitgrößten Stadt Italiens.

    Welche Rolle spielen Supermärkte bei der aktuellen Entwicklung der Pandemie?
    Welche Rolle spielen Supermärkte bei der aktuellen Entwicklung der Pandemie? Foto: Claudio Furlan/LaPresse/AP/dpa

    In Venetien wurde die Gemeinde Vo abgeriegelt. Schulen, Universitäten und Museen bleiben geschlossen. Auch der Karneval von Venedig, der bis Dienstag gehen sollte, wurde vorzeitig beendet. Drei Infizierte sind in Italien bisher an der Krankheit gestorben.

    Wie ausgestorben sind die Straßen in Codogno. Italiens Regierung will wegen Coronavirusfällen Städte abriegeln.
    Wie ausgestorben sind die Straßen in Codogno. Italiens Regierung will wegen Coronavirusfällen Städte abriegeln. Foto: Luca Bruno/AP/dpa

    Schutzmasken ausverkauft

    Wegen des neuartigen Coronavirus sind in vielen Apotheken Schutzmasken seit Wochen ausverkauft - und sie bekommen kaum Nachschub. "Es gibt wirklich erhebliche und umfängliche Lieferengpässe" sagte Thomas Porstner, Geschäftsführer beim Bundesverband des pharmazeutischen Großhandels (PHAGRO). Die verstärkte Nachfrage in letzter Zeit sei auf das Coronavirus zurückzuführen, so ein Sprecher der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA).

    Doch ein Grund zur Panik sei das nicht, versicherte der ABDA-Sprecher. "Gesunde Menschen, die in Deutschland unterwegs sind, brauchen keine Maske." Ein einfacher Mund-Nasen-Schutz, wie ihn Pfleger und Ärzte bei Eingriffen tragen, schütze sowieso nicht vor einer Ansteckung mit dem neuen Virus Sars-CoV-2. "Das ist mehr eine Frage der Rücksicht auf andere. Sie sollen mit der Maske vor den eigenen Keimen geschützt werden."

    Ein Mitarbeiter eines Herstellers medizinischer Geräte verpackt Mundschutz-Masken.
    Ein Mitarbeiter eines Herstellers medizinischer Geräte verpackt Mundschutz-Masken. Foto: Wang Quanchao/XinHua/dpa

    Wer sich schützen wolle, solle lieber regelmäßig Hände waschen und Abstand von hustenden und niesenden Menschen halten. "Und im Augenblick ist die Gefahr für eine Infektion mit Coronaviren in Deutschland praktisch null."

    2.592 Tote in China

    Aus rund 30 Ländern und Regionen außerhalb Festlandchinas sind mehr als 2.200 Infektionen und 27 Todesfälle berichtet worden. 

    In China stieg die Zahl der Infizierten bis Montag erneut um 409 auf insgesamt 77.150. Mit den 150 neuen Todesfällen sind 2.592 Tote zu beklagen. Die überwiegende Zahl der Toten und Infektionen wurden aus der schwer betroffenen Provinz Hubei in Zentralchina gemeldet. Am Wochenende besuchte ein Team der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit chinesischen Kollegen die Provinzhauptstadt Wuhan.

    Ärzte und Pfleger betroffen

    Auch viele Ärzte und Pfleger haben sich angesteckt - nach Angaben von Staatsmedien mehr als 3.000. Über das Wochenende starben wieder drei Ärzte, zwei davon in Hubei. Im Alter von 29 Jahren starb Doktor Xia Sisi vom Xiehe Jiangbei Hospital in der Provinzhauptstadt Wuhan.

    Auch Huang Wenjun, Chefarzt der Lungenabteilung des Zentralhospitals in der Stadt Xiaogan, erlag der Lungenkrankheit. Ferner wurde aus Südchina der Tod des 55-jährigen Arztes Du Xiansheng vom Volkskrankenhaus in Haikou auf Hainan gemeldet.

    Eine Passagierin mit Atemschutzmaske am Flughafen von Kuala Lumpur. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erklärte die Ausbreitung des Coronavirus zu einer «gesundheitlichen Notlage von internationaler Tragweite».
    Eine Passagierin mit Atemschutzmaske am Flughafen von Kuala Lumpur. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erklärte die Ausbreitung des Coronavirus zu einer «gesundheitlichen Notlage von internationaler Tragweite». Foto: Vincent Thian/AP/dpa

    Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping sprach am Vortag von der "größten Gesundheitskrise" seit der Staatsgründung 1949. Er rief zu energischen Maßnahmen zur Kontrolle der Epidemie auf. 

    Arbeit soll wieder aufgenommen werden

    Nachdem das wirtschaftliche Leben in der zweitgrößten Volkswirtschaft stark abgebremst worden oder mancherorts sogar zum Stillstand gekommen ist, rief der Präsident nach Angaben der Staatsmedien vom Montag aber auch dazu auf, je nach Einschätzung der Gesundheitsrisiken vor Ort die Arbeit und Produktion langsam wieder aufzunehmen.

    In Regionen, wo die Gefahr "vergleichsweise niedrig" sei, solle sich der Kampf gegen das Virus darauf konzentrieren, eine Einschleppung zu verhindern, während die Produktion und das öffentliche Leben wieder begonnen werden sollten.

    Gebiete mit einem "mittleren Risiko" sollten Arbeit und Produktion je nach der örtlichen Lage der Epidemie wieder anfahren, während Regionen "mit einem Risiko" sich hingegen weiter voll auf Kontrolle und Vorbeugung konzentrieren sollten.

    Wirtschaftshilfen angekündigt

    Wegen der starken Auswirkungen auf die Wirtschaft kündigte Xi Jinping eine aktivere Haushaltspolitik und Hilfen wie Steuererleichterungen besonders für kleine und mittelgroße Unternehmen.

    Auch deutete der Präsident eine Lockerung der Geldpolitik an. Viele Betriebe stehen still. Auch fehlen Firmen, die die Produktion wieder anfahren wollen, die Beschäftigten, weil viele Wanderarbeiter nach dem chinesischen Neujahrsfest noch nicht wieder aus ihren Dörfern zurückgekehrt sind. Immer mehr Unternehmen haben auch Probleme, Gehälter zu bezahlen.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden