Voraussichtlich spätestens ab Jahresbeginn 2021 soll sie verfügbar sein: Die lange erwartete und heiß diskutierte Impfung gegen das Corona-Virus. Gleich mehrere Impfstoffe sollen dann auf den Markt kommen, die alle unterschiedlich hergestellt werden, unterschiedliche Wirkprinzipien haben und verschiedene Anforderungen an die Lagerung und den Transport stellen.

Doch die dringendste Frage: Wie führt man eine solche Massenimpfung durch? Dafür wird das Land Baden-Württemberg sogenannte Zentrale Impfzentren (ZIZ) eröffnen, denn: Eine Impfung über Arztpraxen wäre aufgrund der Masse zu Beginn nicht tragbar.

Winfried Kretschmann (Bündnis 90/Die Grünen), Ministerpräsident von Baden-Württemberg, spricht.
Winfried Kretschmann (Bündnis 90/Die Grünen), Ministerpräsident von Baden-Württemberg, spricht. | Bild: Sebastian Gollnow/dpa

"Die Landesregierung bereitet sich mit Hochdruck darauf vor, die Infrastruktur aufzubauen, um unmittelbar nach den ersten Lieferungen mit den Impfungen beginnen zu können. Sobald der Impfstoff verfügbar ist, können wir loslegen", sagt Ministerpräsident Winfried Kretschmann am Dienstag.

Wie lauten die Impfziele?

Dem kompletten Planungsprozess der Impfungen übergeordnet sind die sogenannten Impfziele. Sie geben an, was mit den Corona-Impfungen bezweckt werden soll, darunter:

  • Verhinderung schwerer Covid-19-Verläufe und Todesfälle
  • Schutz von Personen mit arbeitsbedingt besonders hohem Ansteckungsrisiko
  • Verhinderung von Viren-Übertragung, vor allem in Umgebungen mit hohem Anteil an Risikopatienten
  • Aufrechterhaltung staatlicher Funktionen und des öffentlichen Lebens.

Wo entstehen die Impfzentren?

Ab dem 15. Dezember soll es zwei bis drei solcher ZIZs pro Regierungsbezirk geben, insgesamt also maximal zwölf in ganz Baden-Württemberg. Die Standorte der Impfzentren müssen zuvor gewisse Kriterien erfüllen, etwa: gute Erreichbarkeit, Anbindung und Erschließung, vorhandener Parkraum, allgemeine Gebäudeanforderungen, Lagerungsmöglichkeiten und eine Verfügbarkeit bis ins Frühjahr/Sommer 2021 hinein.

Mit den Messen in Freiburg, Ulm und Offenburg sind bereits drei Standorte bekannt. Weitere Zentren soll es an den Uniklinik-Standorten Heidelberg und voraussichtlich Tübingen sowie in Stuttgart am Robert-Bosch-Krankenhaus und am Katharinenhospital geben.

Dorothea Gansloser (l.) und Kim Gühler simulieren im Messezentrum Ulm eine Impfung.
Dorothea Gansloser (l.) und Kim Gühler simulieren im Messezentrum Ulm eine Impfung. Das Deutsche Rote Kreuz probte den Ablauf zur Impfung eines Corona-Impfstoffs in dem neben weiteren für das Land Baden-Württemberg geplanten Impfzentren. | Bild: Stefan Puchner/dpa

Die Zentren sollen von 7 bis 21 Uhr geöffnet haben. Zwei weitere Standorte sind noch in Planung. Jedes ZIZ soll in der Lage sein, bis zu 1.500 Impfungen pro Tag durchzuführen. 

Wie geht es im Januar weiter?

Ab dem 15. Januar werden die Impfzentren dann auf sämtliche Stadt- und Landkreise ausgeweitet. Diese Kreisimpfzentren (KIZ) sollen zirka 750 Impfdosen pro Tag bereitstellen können. In den ersten vier Wochen sollen so je KIZ 21.000 Impfungen  vorgenommen werden können. Wo die KIZ sich befinden werden, stehe aber noch nicht fest. Für bettlägerige Personen und Pflegeheime werden mobile Impfteams im Einsatz sein.

Mittelfristig sollen die Impfungen dann in den "Regelstrukturen", also in den Arztpraxen, stattfinden.  Die Durchimpfung der impfwilligen Bürger wird jedoch Monate in Anspruch nehmen, sagt Gesundheitsminister Manne Lucha.

Wer wird zuerst geimpft?

Da zu Beginn nur eine gewisse Zahl an Impfdosen für die Bewohner des Landes verfügbar sein wird, muss die Ausgabe an Bevölkerung nach Angaben des Landes in den ersten Wochen priorisiert werden.

Das heißt: Zuerst werden Personen geimpft, die aufgrund ihres Alters oder vorbelasteten Gesundheitszustandes ein höheres Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf haben, besonders bei erhöhter Kontaktdichte wie in Pflegeheimen und anderen Einrichtungen.

(Symbolbild)
(Symbolbild) | Bild: moritz320@pixabay.com

Danach folgen Mitarbeiter der stationären und ambulanten Einrichtungen der Gesundheitsversorgung, die ein erhöhtes Risiko der Infektion aufweisen, zum Beispiel Rettungsdienste und Altenpflege. Daran anschließend folgen Personen, die in wichtigen Bereichen der Daseinsvorsorge und für die Aufrechterhaltung zentraler staatlicher Funktionen eine Schlüsselstellung innehaben.

Darunter fallen Mitarbeiter der Gesundheitsämter, Polizei- und Sicherheitsbehörden, Feuerwehr, Lehrer und Erzieher. 

Wie oft wird geimpft?

Geimpft werden soll in zwei Dosen im Abstand von 21 bis 28 Tagen. Eine Impfpflicht soll es nicht geben.

Wie werden Termine vergeben?

Die zentrale Terminvergabe soll über die Telefonnummer 116117 für das dem Wohnort nächstgelegene Impfzentrum erfolgen. Wann die Terminvergabe startet, ist noch nicht bekannt.

Wie läuft der Impfprozess in den ZIZ ab?

Der Impfstoff wird von einer Spedition, die mit Sicherheitstransporten vertraut ist, ausgeliefert und bei Minusgraden in Tiefkühl-Geräten gelagert. Die Impfzentren werden vor Ort rund um die Uhr bewacht. 

Nach der Registrierung des Patienten folgt eine erste Aufklärung in Videoform, danach eine persönliche Aufklärung durch einen Arzt. Nach der eigentlichen Impfung erfolgt - ähnlich wie etwa bei der Grippe-Impfung - noch eine kurze Beobachtungsphase.

Dabei sind die Wege im Impfzentrum so gestaltet, dass möglichst wenige Begegnungen stattfinden und sich keine Wege kreuzen. Das Rote Kreuz in Ulm hat die Abläufe schon vorab in einer groß angelegten Übung geprobt:

Ministerpräsident Kretschmann spricht angesichts der anstehenden Herausforderung am Dienstag von einer "Herkulesaufgabe", die auf das Land zukommt: "Wir arbeiten eng mit den Kommunen, der Ärzteschaft, den Unikliniken, den Hilfsorganisationen und weiteren Partnern im ganzen Land zusammen. Diesen Kraftakt können wir als solidarische Gesellschaft nur gemeinsam stemmen", so Kretschmann.

 
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