Mehrere Verbindungen könnte man auf jeden Fall zwischen der Mittelfeldregisseurin des ASV Hagsfeld und ihrem fußballerischen Vorbild kreieren: Erstens ist Claudia Weigand wie Thomas "Icke" Häßler mit ihren 1,58 Metern von Kopf bis Fuß körperlich nicht gerade die Größte auf dem Fußballplatz. Und zweitens darf das Fußball-Talent sehr wohl einige Fußball-Atribute des ehemaligen KSC-Kickers für sich selbst geltend machen: "Gutes Spiel, Übersicht und Technik" schätzt sie an ihm.
SV Nassig, Viktoria Hettingen, SC Klinge Seckach, SG Kirchhardt, KSC, ASV Hagsfeld lauten die bisherigen Fußball-Stationen. Zusammen mit ihren ASV-Kolleginnen hat sie jüngst den Aufstieg in die Zweite Fußballbundesliga geschafft. Wie geht's weiter? Winkt gar bald die Nationalmannschaft? "Der letzte Sprung wird nicht reichen.
Da bin ich mir ziemlich sicher", ordnet die 25-jährige Fußballspielerin, die mit 16 schon einmal für die U-16 der DFB-Auswahl spielte und später vom Verband (bislang) leider nicht mehr berücksichtigt wurde, ihre Chancen ein. "Meine Größe passte vielleicht auch nicht in das Konzept des DFB", mutmaßt sie.
Traurig ist sie deshalb nicht. Hatte die einstmalige Teamkollegin von Renate Lingor (beim SC Klinge Seckach) "früher noch Ambitionen", so will sie nun nicht ihr "ganzes Leben dem Fußball verschreiben". Klar sei es wünschenswert, vom Fußball leben zu können, "aber für eine Professionalisierung des Frauenfußballs bräuchte man mehr Zuschauerzahlen", so Claudia Weigand realistisch. Für ihre Aufwendungen erhält sie "einen Händedruck".
Später einmal als Trainerin zu arbeiten, kann sie sich für die Zukunft zwar durchaus vorstellen - dann allerdings eher im Kinder- und Jugend- als im Frauen- oder professionellen Bereich - im Moment allerdings nicht. "Ich sehe, was Martin (Bieser, Trainer der Fußball-Damen des ASV Hagsfeld, Anm. d. Red.) an Zeit reinsteckt."
Viel Zeit investiert sie allein in die Fahrten zu den Heimspielen des ASV Hagsfeld und in die Rückfahrten nach Mainz. Zirka zwei Stunden braucht der Zug von ihrem Wohnort in der Pfalz zum Spielort nach Karlsruhe. Im Abteil sitzt dann mit ihr - auch wenn es die bescheidene Studentin nicht hören mag und ohne die Leistungen der anderen schmälern zu wollen - eine der wichtigsten Spielerinnen des ASV.
"Freude und Respekt", verspürt sie, angesichts der Tatsache in der nächsten Saison gegen Mannschaften wie FFC Braunweiler Pulheim oder VFL Sindelfingen zu spielen. Gesundes Selbstvertrauen dringt aus ihrem Mund: "Wir wissen, man muss sich reinhängen. Wir werden jede Mannschaft ernst nehmen. Ich sehe auf jeden Fall die Chance, dass wir uns halten. Wir sind eingespielt."
Ein eingespieltes Team sind sie und Zwillingsschwester Milena, die auch bei den Hagsfelderinnen kickt. Von klein auf haben die Schwestern mit ihrem Bruder und ihren Cousins im Garten gegen das runde Schweinsleder getreten.
Hatten die Beiden früher parallel zum Fußball auch noch den Tennisschläger geschwungen und auf regionaler Ebene bei Badischen Meisterschaften mitgespielt, mussten sie sich irgendwann entscheiden. Der Teamsport, der Teamgedanke habe den Ausschlag gegeben. Leider sehen sich die Zwillinge zur Zeit seltener, "halt immer dann, wenn Fußball gespielt wird". Dann übernachtet die 25-Jährige nach den Spielen öfter mal bei ihrer Schwester, die in Karlsruhe als Lehrerin arbeitet.
Denn Claudia wohnt in Mainz und studiert im fünften Semester Pädagogik. "Ich wollte etwas Passendes zum Sport finden", so die Fußballspielerin über die Wahl ihre Zweitstudiums. Zuvor hatte sie nämlich ihr Studium der Sportwissenschaften (Abschluss Bachelor) an der Karlsruher Universität abgeschlossen.
Am 18. April 1982 in Würzburg geboren, lebte sie bis zum achten Lebensjahr in Nassig bei Wertheim, zog dann nach Hettingen bei Buchen im Odenwald, wo sie das Burkhardt-Gymnasium Buchen besuchte und die schulische Ausbildung im Jahr 2001 mit dem Abitur abschloss.
Was sie später machen will, weiß sie noch nicht genau. In Frage komme auf jeden Fall etwas mit Kindern und Sport, an Schulen oder Verbänden (beim ASV Hagsfeld betreut sie zusammen mit anderen Spielerinnen die Mädchencamps). Aktuell heißt es jedenfalls, sich auf die neue Saison vorzubereiten. Dies tut sie - aber nicht nach einem konkret ausgearbeiteten Trainingsplan: Sie läuft täglich und spielt bei der Unimannschaft in Mainz Fußball. Es soll ja auch noch genug Zeit bleiben, um Freunde zu treffen oder ins Kino zu gehen und Filme wie "Memento" zu sehen.
Aber spätestens am 18. oder 19. August fährt sie wieder regelmäßig von Mainz nach Karlsruhe. Dann beginnt nämlich der Startschuss für die Zweite Fußballbundesliga. Und das Abenteuer soll ja (nicht nur für sie) ein Ereignis von bleibender Erinnerung werden.
Beschreiben Sie sich mit drei Worten:
Ehrgeizig, nachdenklich, hilfsbereit.
Was ist Ihre größte Stärke?
Zielstrebigkeit.
Was ist Ihre größte Schwäche?
Orientierungssinn.
Was war als Kind oder Jugendlicher Ihr Traumberuf? Haben Sie damals jemals daran gedacht, das zu werden, was Sie heute sind?
Kindergärtnerin. Als Jugendliche war ich sportlich gesehen deutlich ehrgeiziger und habe mir erhofft, irgendwann in der Frauen-Bundesliga zu spielen.
Was würden Sie im Leben gerne noch erreichen?
Mein Studium fertig machen, einen Job bekommen, eine Familie gründen, etwas von der Welt sehen.
Was nervt Ihre/n Partner/in am meisten an Ihnen?
Dass ich versuche, alles und jeden zu verstehen.
Auf welchen Gegenstand möchten Sie im Leben nicht verzichten?
Apfel.
Wen würden Sie gerne auf den Mond schießen?
Menschen, die anderen Leid zufügen.
Welcher Mensch beeindruckt Sie?
Da gibt es zwei: Götz Alsmann und Christine Westermann, die Moderatoren der Sendung "Zimmer frei".
Welche Musik (Interpret und Titel) und welcher Film haben Sie am meisten beeindruckt?
Musik: "My Hero" von den Foo Fighters. Film: "Wie im Himmel" von Kay Pollack.
Welches Buch haben Sie als letztes gelesen?
"Erste Person Plural - Die Geschichte meiner vielen Persönlichkeiten" von Cameron West.
Sie werden als Tier geboren. Als welches?
Ich bin nicht die Größte, deshalb vielleicht als Giraffe, um die Welt einmal aus einer anderen Perspektive zu sehen.
Sie tauschen einen Tag mit einer Person des anderen Geschlechts - wer wäre das?
Mit einem männlichen Fußball-Profi, aber keinem Bestimmten.
Was finden Sie an Karlsruhe reizvoll?
Dass Karlsruhe nicht zu groß und nicht zu klein ist. Die Stadt hat eine optimale Größe. Der Schlosspark und der Hardtwald.
Was würden Sie an Karlsruhe ändern, wenn Sie Oberbürgermeister/in wären?
Dass Karlsruhe näher an Mainz liegt.
Welches sind die markantesten Karlsruher / deutschen Köpfe?
Karlsruhe: die Fußballspielerin Renate Lingor, Boxerin Regina Halmich und Torwart Oliver Kahn. Deutschland: Die Bundeskanzlerin Angela Merkel und Johnnes Gutenberg, der Erfinder des mechanischen Buchdrucks.
Sie leben in einem anderen Land. Welcher Grund könnte Sie dazu bewegen beziehungsweise davon abhalten, nach Deutschland einzuwandern?
Ich war eigentlich zu wenig im Ausland, um das beurteilen zu können. Ein Grund nach Deutschland einzuwandern wäre die Landschaft; ein Grund, der mich davon abhalten würde, wäre das schlechte Wetter/Klima.
Es geht um das Glück der Republik. Welche Person, Gruppierung oder Idee sollte mehr Einfluss gewinnen?
Menschen, die sich für Kinder, Gemeinschaft und Umwelt einsetzen.
Wie und wo möchten Sie sterben?
Darüber habe ich bisher noch nicht nachgedacht. Schmerzlos und schnell.
Kommen Sie in den Himmel oder in die Hölle?
Mal schauen. Das werde ich dann sehen.