Es ist das ältestes, amtliche Schriftstück der Stadt: Ein Einnahmebuch aus dem Jahr 1718 - zu Lesen sind darin beispielsweise Beträge über 50 Kreuzer. Bei 10 bis 15 Prozent Luftfeuchtigkeit ruht das Buch neben Geburts-, Heirats- und Todesregister, Postkarten, Ratsprotokollen und weiteren historischen Unterlagen in einem der vier Magazinräume.
Im Archiv lagern Millionen Mark
"Hundert laufende Meter an Akten bekommen wir pro Jahr", erzählt Ernst Otto Bräunche, "davon behalten wir aber meist nur rund fünf Prozent." Die Akten stammen aus der Stadtverwaltung und sind Gemeinderats- oder andere Sitzungsprotokolle.

Es können aber auch Entwässerungsakten sein - wie im Falle von Archivarin Angelika Herkert. Sie sichtet derzeit rund 600 Akten über Kanalarbeiten aus dem Jahre 1880. Die Unterlagen wurden zur Vernichtung freigegeben. Das Stadtarchiv bewertet nun, welche Akten Teil der Stadtgeschichte werden sollen.

Schätze gibt es in der ehemaligen Pfandleihe in der Markgrafenstraße einige - im Archiv lagern gar Millionen Deutsche Mark. Bündelweise liegen die Geldscheine aus den 20er Jahren im Stadtarchiv - die geringste Summe beginnt bei 10.000 Mark.

Doch sie waren kaum etwas Wert zu Zeiten der Inflation, diesen Umstand brachte der Zeichner der Geld-Gutscheine humoristisch in seine Entwürfe ein. Hält man den 10.000-Mark-Gutschein aus dem Jahr 1923 gegen das Licht, so scheint der abgebildete Arbeiter am Galgen - eigentlich ein Kran im Rheinhafen auf der Rückseite - zu hängen.

Geziert ist die Illustration der Goldwäscher am Rhein auf der Vorderseite mit dem Spruch "Gold des Rheines münzten eins die Väter hier - Enkel drucken heute Nullen auf Papier." Der blanke Hintern, den ein Goldwäschers dem Betrachter entgegenstreckt, hinterlässt keinen Zweifel mehr an der Meinung des Illustratoren zur Inflation.
Familienaufnahmen sind heiß begehrt
Derzeit arbeitet das Stadtarchiv neben dem Restaurieren auch am Digitalisieren seiner Bestände. Im Haus können jedoch nur Kleinformate bearbeitet werden, alles ab DinA3 muss außer Haus gegeben werden - das sind über 50 Prozent des Gesamtbestands. Bis alles seinen Weg ins Netz gefunden hat, wird es noch eine ganze Weile dauern.

Wie viel Dokumente pro Jahr restauriert werden können, hängt ganz vom zur Verfügung gestellten Geld, der Arbeitskapazität und dem Material ab. Dokumente auf Pergamin oder gar handgeschöpftem Papier sind aufwändiger in der Wiederherstellung als "neueres" Papier nach 1900.

Neben dem Tagesgeschäft Archivierung und Restauration arbeitet man beim Stadtarchiv zur Zeit auch auf den 300. Stadtgeburtstag hin. "Wir sind weiterhin an historischen Dokumenten interessiert", so Leiter Bräunche, "dazu gehören auch schon private Fotoaufnahmen mit der Familie im Zoo." Historische Gebäude oder die Kleidung machen Aufnahmen, die für den Besitzer banal erscheinen möchten, wertvoll für die Archivare.
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