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Karlsruhe: Chatroulette: Tummelplatz für "Freaks and Fuckers"?

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Chatroulette: Tummelplatz für "Freaks and Fuckers"?

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    Chatroulette
    Chatroulette Foto: ka-news

    Ursprünglich nur für sich und seinen Freundeskreis geplant, löste die Entwicklung des Moskauers Andrej Ternowskij unerwartet einen weltweiten Hype aus. Dabei war die Idee so simpel: Über Skype wurde ihm der Videochat mit seinen Freunden schnell zu langweilig. Der notorische Schulschwänzer wollte mehr Abwechslung. Also programmierte Ternowskij einen Chat mit Zufallsgenerator. Lange dauerte es allerdings nicht, bis sich die ersten Fremden auf seiner Seite einschleusten. Dann ging es Schlag auf Schlag. Inzwischen nutzen die Website rund 1,5 Millionen Besucher pro Tag.

    Um in die Welt des Chatroulettes einzutauchen, ist eine Webcam unabdingbar. So kann sich keiner der User verstecken, obwohl doch einige Chatter versuchen, mit Zettel mit Sprüchen wie "Show me your boobs" oder "Boobs or pussy?" und mit martialischen Wrestlermasken ihr wahres Gesicht zu verbergen.

    Kontakte unterhalb der Gürtellinie

    Mittags um 15 Uhr tummeln sich noch nicht allzu viele Leute vor den Rechnern. Beim Durchklicken landen wir mehrere Male bei den gleichen Usern. Dennoch boomt die Website seit ihrem Launching. Abends sitzen schon mal über 22.000 Menschen vor ihren Webcams und warten darauf, dass das Programm ihnen einen Gesprächspartner zuweist.

    An sich ist die Idee des Gedankenaustausches über das World Wide Web von Angesicht zu Angesicht ganz nett, gäbe es da nicht immer wieder solche Zeitgenossen, die nicht ihr Gesicht in die Kamera halten, sondern dafür tiefer liegende Körperregionen in eindeutigen Aktionen. So ergab unser einstündiger Selbstversuch die Begegnung mit 50 männlichen Geschlechtsteilen in erigiertem Zustand. Die Nutzungsbedingungen verbieten zwar die Äußerung obszöner, aggressiver oder sexueller Inhalte. Allerdings schrecken diese kaum jemand ab.

    "Danke Deutschland für das Geld"

    Es soll eine Möglichkeit existieren, Verstöße dieser Art zu melden. Damit reagierte der Entwickler Ternowskij auf die rasant gestiegene Zahl der "Freaks and Fuckers", wie er sie in einem Spiegel-Interview bezeichnet. Gebrauch davon machen wohl nur wenige. Wir klicken jedenfalls einfach weiter. Für so manchen weniger angenehmen Blick in fremde Schlafzimmer werden wir mit drei netten Smalltalks mit jungen Männern entschädigt.

    Dass es hierbei jedoch auch um flirten und anmachen geht, wird schnell klar. Dennoch lassen wir uns mehr als zehn Minuten auf das Spiel ein, bis uns der charmante Typ aus Stockholm einfach wegklickt. Ein netter Grieche dankt uns sogar für das 22 Milliarden-Hilfspaket für Griechenland. Kein Problem, gern geschehen!

    Plattform für Klaviervirtuosen mit Kultfaktor

    Berühmtheit kann man mit Chatroulette auch erlangen. So wurde der Amerikaner Merton durch seine Sangesimprovisationen am heimischen Klavier bekannt, bei denen er seine Gesprächspartner beim Chatroulette auf kreative Weise kommentierte. Rund 4,7 Millionen Mal klickten Leute sein Video "Chat Roulette Funny Piano Impro#1" auf Youtube an. Zwischen all der Obszönität und Langeweile eine nette Ausgeburt der "Sozialhölle".

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