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Karlsruhe: Café Gold Oststadt: Einer Szenen-Oase droht der Untergang

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Café Gold Oststadt: Einer Szenen-Oase droht der Untergang

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    Café Gold Oststadt: Einer Szenen-Oase droht der Untergang
    Café Gold Oststadt: Einer Szenen-Oase droht der Untergang Foto: ka-news

    Schon am Mittwoch soll es losgehen. Dann fährt der Umzugswagen bei Wambolds vor und schifft sämtliche Besitztümer in die Hansestadt. Dort hat Falco Wambold schon seit vielen Jahren die "Gloria"-Bar, die er nun wieder vor Ort betreiben und nicht nur ab und an hin und her düsen wird. Das ehemalige "Gloria Süd" am Werderplatz hat er schon länger abgegeben.

    "Freiburg ist uns meilenweit voraus"

    Fünf Jahre war Wambold in Karlsruhe, lebte hier mit Frau und Kindern. Und trotzdem sei es mit der Gastronomie nicht immer leicht gewesen. "Denn im Gegensatz zum Geist von Forschung und Fortschritt muss die Gastronomie offenbar immer konservativ oder billig sein", wundert er sich. Alles fernab der Schnitzelgastronomie funktioniere nicht auf Dauer.

    "Hier fehlt der Geist sich auf eine moderne Form von Gastronmie einzulassen." Und das, obwohl durchaus ein großes Bedürfnis da sei nach Kreativem und Außergewöhnlichem. Aber: "Die Kreativität wird hier nicht gefördert, Karlsruhe soll schön ruhig und langweilig bleiben", schildert er seinen Eindruck. "Freiburg ist uns da zum Beispiel meilenweit voraus, von Basel gar nicht erst zu sprechen", bedauert Wambold.

    "Dabei haben wir doch kurze Wege hier in Karlsruhe, warum funktionieren die Kommunikation nicht?" Wambold vermutet, dass die Entscheidungsträger ihr Augenmerk beim Thema "wachsende Stadt" vor allem auf Karlsruhes Image als Technologieregion Wert legen. "Ich würde mir hier mehr Gleichgesinnte wünschen", erklärt er. Stattdessen habe er den Wunsch nach einem ruhigen Karlsruhe am eigenen Leib erfahren: Seit bald zwei Jahren läuft ein Nachbarschaftsstreit mit einigen Anwohnern, denen die Außenbewirtschaftung des Cafés sowie der gesamte Betrieb zu weit geht.

    Anwohner: "Der Lärmpegel ist uns einfach zu hoch"

    "Oft bis Mitternacht", erklärt ein Nachbar, "dieser Lärmpegel ist uns einfach zu hoch nach 22 Uhr". Es gehe dabei keineswegs darum, das "Gold" vertreiben oder kaputt machen zu wollen, "ganz im Gegenteil", lediglich ein paar Spielregeln wolle man eingehalten sehen: "Außenbewirtschaftung bis 22 Uhr, sowie eine begrenzte Anzahl von Stühlen und Tischen." Diese stünden nämlich nicht wie meistens sonst auf dem eigenen Gelände, sondern mehr oder weniger fast auf der Straßenkreuzung. "Das hallt unheimlich zu uns nach oben", betont der Anwohner.

    Bisher war die Stadt in dieser Sache sehr liberal, stellte sich vor den Wirt: Außenbewirtschaftung bis 23 Uhr, am Wochenende bis Mitternacht und während der Sommerferien sogar bis 1 Uhr. Weil die Anwohner jedoch Widerspruch eingelegt hatten, musste die Behörde am vergangenen Freitag vom Betreiber den Biergarten räumen lassen. Die Anwohner pochen auf neue Auflagen: Außenbetrieb bis 22 Uhr, drei Tische, zwölf Stühle.

    200 Unterschriften für das Gold

    Für Wambold eine existenzielle Frage: "Wir bestreiten überhaupt nicht, dass es seit dem Betrieb des "Gold" für die Nachbarn lebendiger geworden ist", trotzdem nehme er für sich in Anspruch, moderne Gastronomie in dem von der Stadt erlaubten Rahmen zu betreiben - in einem Gewerbemischgebiet. "Ohne größere Außengastronomie mit mindestens 50 Sitzplätzen ist ein wirtschaftliches Überleben nicht möglich" sagt er kopfschüttelnd. Schon gar nicht in Karlsruhe, das müsse doch jedem sofort einleuchten.

    Viele direkte und liberale Anwohner fühlten sich nicht im geringsten gestört oder "bedroht", sondern begrüßten vielmehr die Belebung der Oststadt. "Wir haben seit der Räumung am Freitag bereits 200 Unterschriften von Anwohnern, die uns unterstützen. Sogar eine 90-Jährige aus dem Bürgerverein-Oststadt hat uns ermuntert nicht aufzugeben."  

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