Bund, Länder, Kommunen, Medien - alle haben sie die Bürger bundesweit über den am Donnerstagmorgen stattfindenden Warntag informiert. Und obwohl so nahezu jeder weiß, dass es nur eine Übung ist - als pünktlich um 11 Uhr die Sirene auf dem Dach der Karlsruher Hauptfeuerwache in der Innenstadt anschlägt und einen rund einminütigen, im Wechsel an- und abschwellenden Warnton von sich gibt, wird es einem im ersten Moment doch etwas mulmig zumute.
Erstmals seit der Wiedervereinigung klang es so am Donnerstag nicht nur in Karlsruhe, sondern auch in nahezu jeder anderen Kommune in Deutschland. Bei dem bundesweiten Warntag sollten unterschiedliche Warnmöglichkeiten für den Katastrophenfall getestet werden - das sogenannte Modulare Warnsystem (MoWaS). Dazu gehören Sirenen, Radio- und TV-Ansagen und die Warn-App "Nina" - die Notfall-Informations- und Nachrichten-App des Bundesamts für Bevölkerungsschutz (BBK).

"Die Sirenen sollen heute nicht verunsichern, sondern Sicherheit symbolisieren", erklärt Karlsruhes Sozialbürgermeister Martin Lenz beim Pressegespräch im Hof der Hauptfeuerwache. "Wir wollen den Bürgern damit zeigen: Wir passen auf euch auf."

Dafür, dass diese akustische Nachricht am Donnerstag auch jeden in Karlsruhe erreicht, sind 57 "elektrische Hochleistungssirenen", verteilt in der ganzen Fächerstadt, zuständig. Waren diese im Kalten Krieg noch Sache des Bundes, sind heute die Kommunen selbst für ihre Sirenen zuständig.

Daher wurde das alte Warnsystem in Karlsruhe über die vergangenen Jahre sukzessive gegen ein neues ausgetauscht.

Insgesamt 60 der mit Empfangsmodul und Handykarte ausgestatteten Hochleistungs-Lautsprecher soll es künftig in Karlsruhe geben, erklärt Frank Humpfner, Leiter der Abteilung Katastrophenschutz bei der Feuerwehr Karlsruhe. Kosten für die Umrüstung: rund eine Million Euro.

"Im Ernstfall erreichen sie jeden im Umkreis von wenigen hundert Metern." Ausgelöst wird der Alarm manuell in der Integrierten Leitstelle Karlsruhe (ILS). Dabei kann entschieden werden, ob die Sirenen in der ganzen Fächerstadt oder nur in einzelnen, ausgewählten "Warnbereichen" heulen sollen, von denen es fünf in Karlsruhe gibt.

Von dem Probe-Alarm am Donnerstag zeigen sich die Verantwortlichen der Feuerwehr auf den ersten Blick zufrieden, als nach 20 Minuten die akustische Entwarnung erfolgt. Vorsorglich hatte man die Leitstelle mit zusätzlichem Personal besetzt, sollten doch Anrufe besorgter Bürger eingehen. "Bisher ist das aber nicht der Fall", so Florian Geldner, Leiter der Branddirektion Karlsruhe.
Eine Panne gab es dagegen bei der bundesweiten Warn-App "Nina": Erst eine halbe Stunde nach dem Probe-Alarm taucht auf dem Smartphone eine Warnmeldung auf. Wie User in den sozialen Medien berichten, war das auch in anderen Teilen Deutschlands der Fall.

Das BBK nennt als Ursache auf Twitter eine "nicht vorgesehene zeitgleiche Auslösung einer Vielzahl von Warnmeldungen" - also eine Überlastung des Systems.
Dabei hatte sich die Karlsruher Feuerwehr besonders viel von der Warn-App versprochen: Als "Sirene in der Hosentasche" würde sie im Ernstfall weniger allgemeine Panik hervorrufen wie eine akustische Sirenen-Warnung, so Florian Geldner. Denkbar seien so beispielsweise schnelle Meldungen über große Brände, Amokläufe oder Banküberfälle. Gleichzeitig würden über die App die jeweiligen lokalen Medien informiert.

Eine Installation der "Nina" lege man der Karlsruher Bevölkerung daher - trotz des Zwischenfalls - ans Herz. "Insgesamt macht es aber der Warnmix", so Frank Humpfner, Leiter der Abteilung Katastrophenschutz. Wer im Ernstfall zuerst durch die Sirenen aufmerksam gemacht und dann durch die Warn-Apps sowie Funk und Fernsehen weiter informiert wird, sei am besten beraten.
"Heute ging es darum, die Bevölkerung zu animieren, sich mehr mit genau solchen Katastrophenszenarien auseinanderzusetzen", erklärt Branddirektionsleiter Florian Geldner. So hofft er beispielsweise, dass sich künftig mehr Bürger Grundvorräte anlegen, die im Krisenfall mehrere Tage ausreichen.
Um die Menschen bundesweit weiterhin für das Thema Katastrophenschutz zu schulen, soll der Warntag künftig jährlich an jedem zweiten Donnerstag im September wiederholt werden. "Denn nur weil solche Szenarien sehr selten sind, heißt es nicht, dass man nicht grundlegend darauf vorbereitet sein sollte."