Der springende Punkt sei die vorgesehene Verkehrsführung: Weil Ampeln auf allen Linien den abbiegenden Bahnen das Fahren ermöglichen sollen, müssten die Züge in bestimmten Gruppierungen über die Kreuzung geleitet werden. Bis zur nächsten Gruppe entstehe theoretisch eine Lücke von 200 Sekunden, in der die Kreuzung leer bliebe. Käme jedoch eine Bahn zu spät, geriete das System in Verzug.
"Bisher fahren die Bahnen in der Kaiserstraße auf Sicht und sind deshalb wesentlich flexibler, sogar leistungsstärker", betont Martin Vieregg von der Vieregg-Rössler GmbH. Er räumt auch ein, dass weitere Faktoren wie ein erhöhter Fahrgastwechsel am zukünftigen zentralen Bahnhof Lammstraße - der sich derzeit auf zwei Haltestellen verteilt - den Zeitablauf besonders zu Stoßzeiten verzögern könne.
"Wir fordern alle Verantwortlichen des Projekts dazu auf, die Planungen so nicht weiter zu vollziehen, sondern bei einer Umplanung verbesserte Kriterien anzulegen", drängt BUND-Landesgeschäftsführer Berthold Frieß. Er sehe in den vorliegenden Bauplänen keinen verkehrstechnischen Nutzen, sondern sogar eine Verschlechterung. Für den BUND stelle sich deshalb vor allem die Frage nach der Leistungsfähigkeit, da ein ressourcenschonender ÖPNV selbsterklärend im Interesse des Verbands liege.
Für die Studie hatte die Firma Vieregg-Rössler einen imaginären Fahrplan erstellt und so die überirdischen Bahnlinien in den Untergrund übertragen. Ohne die vorgesehene Fahrbahnkreuzung unter dem Marktplatz sieht Vieregg keinerlei Probleme, die Planung der Verkehrsbetriebe zu realisieren: Nämlich 33 Züge pro Stunde und Richtung durch die Kaiserstraße zu schleusen. Mit den durch die abbiegenden Bahnen entstehenden Verzögerungen hält er dies schlicht für unmöglich. "Nicht mal unter idealen 'Laborbedingungen' würde das funktionieren", betont er.
Kreuzungsfrei oder Linksabbiegerspur?
Er schlägt deshalb eine Umplanung vor, die seiner Einschätzung nach weitere eineinhalb Jahre in Anspruch nähme. Neben einer kreuzungsfreien Variante führt er alternativ eine separate Linksabbiegerspur an, die zumindest den geradeaus fahrenden Verkehr in der Kaiserstraße nicht beeinträchtigen würde.
Frieß bemerkte abschließend, dass der Bund für Umwelt und Naturschutz durchaus für Mobilität und Entwicklung stehe, dies jedoch immer mit einem leistungsfähigen und klimafreundlichen Konzept vereinbar sein müsse. Da dies bei der geplanten Untertunnelung nicht gegeben wäre, läge es in der gesellschaftspolitischen Verantwortung des Verbands, derlei Entscheidungen zu beeinflussen.