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Karlsruhe: Bewerbung der anderen Art: Blind Date mit dem potenziellen Chef

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Bewerbung der anderen Art: Blind Date mit dem potenziellen Chef

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    Großer Vorteil beim Chef-Dating: Der persönliche Kontakt vor der offiziellen Bewerbung
    Großer Vorteil beim Chef-Dating: Der persönliche Kontakt vor der offiziellen Bewerbung

    Es war ein Bewerbungstreffen der etwas anderen Art, das am Dienstag im Berufsinformationszentrum der Arbeitsagentur in Karlsruhe stattfand. 25 Unternehmen aus der Region trafen auf 50 Bewerber, die sich für Jobs als Ingenieure, Informatiker oder betriebswirtschaftliche Stellen bewerben wollten. Jeweils zehn Minuten hatten Bewerber und Personaler Zeit, sich ein Bild vom Gegenüber zu machen - im Anschluss an die Veranstaltung war noch eine Stunde Zeit für Bewerber und Unternehmen, einige Gespräche zu vertiefen.

    Am Ende wurden statt Handynummern Bewerbungsunterlagen ausgetauscht, und das offenbar mit großem Erfolg: "Wir haben sehr positive Rückmeldungen von beiden Seiten bekommen", freute sich der verantwortliche Teamleiter Michael Knopp. Die Firmen seien von der guten Qualifikation der Bewerber überrascht gewesen. Aus insgesamt 300 Bewerbern hatte die Arbeitsagentur in zwei Schritten 50 Arbeitssuchende ausgesucht und eingeladen.

    Sie kamen aus der Region, aber beispielsweise auch aus Freiburg oder Mannheim, einige sogar aus dem Ausland: Die Zentrale für Auslandsvermittlung (ZAV) in Bonn habe einige Bewerber aus China, Spanien, Mexiko und Marokko geschickt, erklärte Teamleiter Alexander Schumm. Der große Vorteil für die Bewerber sei das persönliche Gespräch vor der eigentlichen Bewerbung, sagte sein Kollege Knopp. Das sei normalerweise kaum möglich. "Wenn die Chemie stimmt, ist das ein Riesenvorteil", erklärte der Arbeitsagent.

    Hohe Trefferquote für Bewerber und Personaler

    Denn durch ein positives Vorgespräch bleibe der Bewerber dem Personaler in guter Erinnerung. Die wussten übrigens vorher nichts über die Jobanwärter. Man habe bewusst im Vorfeld keine Informationen über die einzelnen Bewerber an die Unternehmen weitergegeben, um ein vorzeitiges Aussortieren nach formalen Kriterien asuzuschließen, so Knopp. Auch die Firmen habe man sorgfältig ausgesucht. So habe man absichtlich nicht nur die bekannten großen Firmen eingeladen. Auch kleinere Unternehmen mit 5 bis 50 Mitarbeitern, vor allem aus der IT-Branche waren vertreten.

    Das Konzept ging offensichtlich auf: Laut Knopp sind mindestens 2 bis 3 Bewerber in jeder Firma in eine engere Auswahl gekommen. "Normalerweise ist die Quote bei den Bewerbungen viel schlechter", so Knopp. Er sieht dies auch als Verdienst der gründlichen Vorbereitung von Seiten der Arbeitsagentur: "Seit Oktober haben wir auf Hochtouren gearbeitet. Ein Mitarbeiter war die ganze Zeit nur dafür zuständig, Bewerbungsgespräche zu führen", erzählte Knopp. "Die Kandidaten sind handverlesen."

    Schumm ergänzte, dass es auch positive Nebeneffekte gegeben habe: "Manche Bewerber passten zwar nicht auf einen der ausgeschriebenen Jobs, konnten durch das Gespräch aber an freie Stellen in anderen Abteilungen weitervermittelt werden." Für Jasmina Groeger vom Softwareunternehmen Nero war der Tag besonders erfolgreich: Von 13 ausgemachten "Blind Dates" hat sie fünf vertiefende Gespräche geführt, acht Bewerbungsmappen nimmt sie mit in die Firma. "Ich habe sogar während der Gespräche Ideen bekommen, für welche Stellen die Kandidaten noch infrage kommen", freut sie sich.

    Eine Chance auch für Außenseiter

    Das Unternehmen suche derzeit vor allem Mitarbeiter in Entwicklung und Vertrieb, aber auch Werkstudenten, Diplomanden und Mitarbeiter im Marketing und Grafikdesign.  Eine positive Bilanz zieht auch Marina Govorusic vom Kosmetikkonzern L'Oréal. Am Produktionsstandort Karlsruhe sucht sie hauptsächlich Ingenieure und Führungskräfte für Produktion und Logistik. Die Bewerber seien sehr gut vorbereitet gewesen: "Es waren interessante Profile dabei", meint sie. Man werde die Bewerbungen intern noch besprechen. Aber insgesamt habe es sich gelohnt, einen Tag für das Chef-Dating der Arbeitsagentur zu investieren.

    Auch die jungen Berufseinsteiger fanden, dass sich der Besuch in Karlsruhe gelohnt hat. Nicht nur die Chance auf einen Job zog sie in die Karlsruher Arbeitsagentur, sondern auch die Möglichkeit zum Training fürs Bewerbungsgespräch. Außerdem habe man in kurzer Zeit mehrere Unternehmen kennengelernt, von denen man teilweise noch gar nichts wusste, so eine Bewerberin. Die Aktion an sich fand sie spannend: "Das ist halt mal was anderes. Irgendwie griffiger." Der persönliche Kontakt sei besser als die Bewerbung auf Papier.

    Mit strahlendem Gesicht kam auch Klaus Lotsch aus einem Gespräch. Der 44-jährige gehörte eigentlich gar nicht dazu: Der Informatiker und Spezialist für Prozessautomatisierung ist gerade auf Jobsuche und checkte eine Etage tiefer seine E-Mails. Spontan gesellte er sich in der freien Abschlussrunde dazu und hat wahrscheinlich ein Bewerbungsgespräch ergattert.

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