Anfang des Jahres verfolgte auch Katrin Apelt-Wolf die Nachrichten über den Ausbruch von Covid-19 in China. "Ich habe die Nachrichten damals ohne Sorgen verfolgt, dass es uns hier auch betreffen könnte. Die Ausmaße der Pandemie hätte ich im Januar für unmöglich gehalten", so die 41-jährige Pflegefachkraft gegenüber ka-news.de. "Erst als das Virus in unserer unmittelbaren Nähe Menschen krank werden ließ und die Bundesregierung noch nie dagewesenen Maßnahmen ergriff war allen klar, es betrifft auch uns."

Im Klinik-Alltag bereitet man sich im März auf eine mögliche Vielzahl erkrankter Menschen vor: Operationen wurden abgesagt, Stationen nach und nach leer geräumt, um erweiterte Kapazität in der Versorgung zu haben. In den Karlsruher Krankenhäusern werden Organisationsstrukturen umgestellt - auch auf der Station von Katrin Apelt-Wolf. Die ausgebildete Gesundheits- und Krankenpflegerin ist mit kurzer Unterbrechung seit 2003 bei den ViDia-Kliniken tätig.

"Als man uns sagte, dass unsere Station aufgrund der baulichen Lage und Gegebenheiten zur Anlaufstation werde, war man plötzlich mittendrin", so Apelt-Wolf. Die Krankenschwester arbeitet auf der Station G2 im St. Vincentius Klinikum in der Südendstraße. Normalerweise werden hier Patienten im Schwerpunktbereich Unfallchirurgie behandelt. Das heißt: Die Station übernimmt hauptsächlich Patienten direkt nach einem operativen Eingriff oder nach Unfällen.
Mit Kreativität gegen den Mangel an Schutzausrüstung
Trotz der damals noch leeren Station mit voller Personalbesetzung, haben die Pfleger alle Hände voll zu tun. Aufgrund des zu erwartenden Mangels an Schutzausrüstung ist die Kreativität jedes einzelnen gefragt.
Die Pflegekräfte beginnen, selbst Schutzvisiere herzustellen: Das Gesichtsvisier bildet eine Laminierfolie aus einem gängigen Laminiergerät. Einige Kollegen bestellten sich bei einem Versandanbieter Regenmäntel als Reserve zum Isolieren, erzählt Apelt-Wolf. "Oftmals auch aus eigenen Mitteln."

Notwendig seien die Maßnahmen aus Sicht der Klinikverantwortlichen nicht gewesen. "Wir waren glücklicherweise nie in der Situation, dass wir keine Schutzkleidung hatten", so ViDia-Sprecherin Melanie Barbei, "Die Ansage war immer die, dass wir sparsam damit umgehen müssen, weil die Nachlieferungen nicht zuverlässig ankamen. Aber die Mitarbeiter auf Station waren grundsätzlich mit ausreichend Schutzkleidung wie Brillen und Kitteln ausgestattet. Viele Mitarbeiter sind aber parallel kreativ geworden. Regenmäntel mussten aber glücklicherweise nie zum Einsatz kommen."
Kollegen infiziert und häusliche Quarantäne
Auf der neu umgewidmeten Covid-19-Station G2 zeigt man sich solidarisch unter den Kollegen: "Wir haben alle noch mehr aufeinander aufgepasst. Eine Kollegin, die mit einem Kleinkind alleinerziehend ist, haben wir nicht mehr in die Zimmer gelassen. Sie hat uns die Materialien im Flur angereicht".

"Aufeinander aufpassen und füreinander da sein gilt auch noch außerhalb der Arbeitszeit". Für alleinstehende erkrankte Kollegen in häuslicher Quarantäne gehen andere Kollegen einkaufen. Im März infizieren sich drei Kollegen von Apelt-Wolf mit Covid-19 - für die gesamte Station bedeutet das: Quarantäne. Für eine kurze Zeit steht die Station leer - und wirkt wie eine "Geisterstation".

Auch Aktrin Apelt-Wolf muss 14 Tage zuhause bleiben - Isolation und Ausgangssperre. Zu den üblichen Regeln der Hygiene zieht sich die zweifache Mutter in eines der Kinderzimmer zurück. Dinge die früher selbstverständlich waren, werden zur Hürde - wie beispielsweise das gemeinsame Hausaufgaben erledigen der Tochter. Versorgt wird sie von ihren gesunden Kollegen.

Nachdem die Testergebnisse bei der Krankenschwester negativ sind, darf sie kurz nach Ostern wieder ihrem Beruf nachgehen. Inzwischen hat sich die Arbeit auf der Station wieder normalisiert: Der Betrieb läuft aktuell wieder mit voller Auslastung im Bereich der Unfallchirurgie, so Apelt-Wolf.