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Karlsruhe: Bernd Gnann - Theater-Chef und TV-Bösewicht

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Bernd Gnann - Theater-Chef und TV-Bösewicht

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    Bernd Gnann
    Bernd Gnann Foto: sas

    Bernd Gnann ist froh, sich seiner Stellung als Theaterchef nicht bewusst zu sein. Denn er sieht das Theater locker und eben nicht verkrampft. "Gutes Theater machen zu wollen - das geht nicht. Das passiert einfach", weiß der 37-Jährige aus jahrelanger Erfahrung, darunter zwölf Jahre am Staatstheater Stuttgart. Nach Rollen wie Romeo in Shakespeares "Romeo und Julia" und Haimon in "Antigone" strich der gebürtige Oberschwabe 2006 die Segel: "Das Theater, das ich in Stuttgart produzieren musste, hat mir nicht mehr gefallen".

    "Es ist ein Wunder, dass ich die Stelle bekommen habe"

    Während er sich die folgenden Jahre mit seiner Heinz-Erhardt-Hommage "Die Made" über Wasser hielt, erfuhr der Schauspieler von der vakanten Intendantenstelle in Karlsruhe. Gnann bewarb sich und bekam den Job: "Ich kam dazu wie die Jungfrau zum Kinde. Es ist ein Wunder, dass ich die Stelle bekommen habe."

    Mit neuen Stücken und zahlreichen Gastspielen brachte Bernd Gnann frischen Wind ins alte Gemäuer der ehemaligen Landeszentralbank. Er lockte Richy Müller, Stuttgarter "Tatort"-Ermittler und bekannter TV-Darsteller, in die Fächerstadt, der als Cyrano de Bergerac die Karlsruher Theatergänger begeisterte. Nun tritt Dschungelkönigin Ingrid van Bergen in "Harold and Maude" auf die Theaterbühne.

    "Das Theater ist das fairste Medium im Schauspiel"

    Auch der Chef selbst lässt es sich nicht nehmen, für seine Kabarettprogramme auf den eigenen Bühnenbrettern in unterschiedliche Rollen zu schlüpfen. Das hat der "sexy Schwabe" - wie ihn der Boulevard bezeichnet - von der Pike auf gelernt. Sein Kunstlehrer Thomas Beck am Gymnasium Sankt Johann in Aulendorf hatte das Talent des Schülers erkannt und den Abiturienten Gnann zur Schauspielprüfung an der Staatlichen Hochschule für Musik und Theater in Stuttgart angemeldet. Der bestand beim ersten Versuch.

    Neben seinem Schauspiel-Engagement in Stuttgart kamen mit den Jahren zahlreiche Auftritte in Deutschlands Kult-Krimiserie "Tatort" dazu - vorwiegend als Gegenspieler des Stuttgarter Kommissars Bienzle und dessen Nachfolger Kommissar Lannert alias Richy Müller. Auch Lena Odenthal in Ludwigshafen machte er das Leben schwer. Trotz aller TV-Minuten ist Gnann ein Theatermensch: "Das Theater ist das fairste Medium im Schauspiel."

    "Kultur soll ein Genuss sein. Schlechtes Essen macht auch keinen Spaß"

    Zur Ruhe kommt der "schwäbische Sunnyboy" nur selten: "Ich bin ständig auf Achse und habe ständig neue Ideen. Die sind der Keim und die Wurzel vom Theater." Seine Einfälle findet Gnann im Alltagsleben und aus seinem "konträren Denken" heraus. "Das Erste, was einem einfällt, verwirft man und das Zweite nimmt man dann." Zumal man sowieso nicht alle Ideen umsetzen könne: "Ich hab zehn neue Ideen jeden Tag. Wenn ich die alle umsetzen würde, wäre ich Milliardär oder bankrott."

    Neben dem Kammertheater schmeißt der Theatermensch Gnann zusammen mit seinem Bruder Hamme die "Marktlücke". Das Konzept aus Essen und Kultur geht auf, freut sich Gnann. Schließlich haben beide einiges gemeinsam: "Kultur soll ein Genuss sein. Schlechtes Essen macht auch keinen Spaß", lacht der Teilzeitgastronom. "Das unterscheidet uns von den Affen. Wir betreiben einen Aufwand, um aus einfachem Essen was besonderes zu machen." Das Kochen überlässt er allerdings den Profis. "Ich kann nur Spätzle kochen. Mit Lochbrett und Kreditkarte."

    "Alles, was passiert ist, ist gut so"

    Seit Neuem bietet der passionierte Hobbywinzer im eigenen Lokal seinen eigenen Tropfen an: Einen schwäbischen Landwein mit seinem Konterfei in bester Bacchus-Manier auf dem Flaschenetikett. "Ich bin wahnsinnig stolz, meinen eigenen Wein hergestellt haben zu können."

    Bis auf den häufigeren Einsatz der ungeliebten Mütze im Kindesalter, die ihm - seiner Meinung nach - vor so mancher hartnäckigen Erkältung verschont hätte, fühlt sich der Familienmensch absolut wohl mit dem, was er hat und wer er ist: "Ich möchte nichts ändern. Alles, was passiert ist, ist gut so. Sonst wäre ich wahrscheinlich auch nicht so wie ich bin, mit Zuversicht und Einfachheit."

    Beschreiben Sie sich mit drei Worten.
    "STÄNDIG"; "NEUE", "IDEEN"

    Was ist Ihre größte Stärke, was Ihre größte Schwäche?
    Meine größte Stärke: Menschen von meinen Ideen zu überzeugen.
    Meine größte Schwäche: ich kann nie "nein" sagen.

    Lerche oder Eule? Sind Sie Frühaufsteher oder Nachtmensch?
    Lange Zeit war ich beides! Tendiere momentan eher zur Eule.

    Was war als Kind oder Jugendlicher Ihr Traumberuf? Haben Sie jemals daran gedacht, das zu werden, was Sie heute sind?
    Als Kind wollte ich Lehrer werden. Als Jugendlicher habe ich kapiert, dass Lehrer nix für mich ist, also dann doch lieber in Richtung Chemie. Ich hatte einen guten Chemielehrer. Doch mein Kunst- und Theaterlehrer hat mich auf der Schauspielschule angemeldet.
    Ich habe die Prüfung Gott sei Dank gleich bestanden und habe erst von meinen Studienkollegen erfahren, dass dies nicht unbedingt normal ist. Auf einen Studienplatz bewerben sich 80-100 Männer. Also dann doch nicht Chemie, sondern Schauspiel. Jetzt bin ich sogar Intendant geworden, daran zweifle ich ja heute noch. Aber ich mach's halt und ich bin überrascht, dass es funktioniert. Habe einfach ein tolles Team, das immer hinter mir steht.

    Wenn Sie in Ihrem Leben etwas noch einmal machen könnten, was wäre das?
    Hätte als Kind öfters eine Mütze aufgezogen.

    Sie schlagen morgens die Zeitung auf. Welche Schlagzeile würden Sie gerne über sich lesen?
    Das Titelblatt vom 15.09.2039: 30 Jahre Marktlücke und Kammertheater! Gnann feiert mit seinem Bruder und seinen Freunden und legt den gesamten Marktplatz lahm. Dank der Kombilösung kam es zu keinen Beeinträchtigungen des Strassenbahnnetzes.

    Auf welchen Gegenstand möchten Sie im Leben nicht verzichten?
    Auf Karotten. Ich esse gerne diese Dinger. Und wer in der "Made" war, weiß warum. Die knacken so schön.

    Wen würden Sie gerne auf den Mond schießen?
    Niemand konkreten. Aber alle mutlosen Menschen. Und alle "Ja, aber....-Sager"

    Wenn Sie Ihr eigener Mitarbeiter wären, was würde Ihnen besonders an sich auffallen?
    Die muss ja eitel enden diese Frage! Also, wenn ich mich so sehen würde, dann würde ich vielleicht motzen und sagen, der hat gut reden! Schmeisst uns zwanzig Ideen an den Kopf und wir könnens ausbaden...

    Sie tauschen einen Tag mit einer Person des anderen Geschlechts – wer wäre das?
    Ich will nicht tauschen, warum denn?

    Was würden Sie ändern, wenn Sie König von Deutschland wären?
    Das Steuersystem vereinfachen. Ich habe drei Steuerberater. Hilfe!

    Sie werden als Tier geboren. Als welches?
    Als Kuh .........in Indien!

    Was finden Sie an Karlsruhe reizvoll?
    Durch einen starken Mittelstand ist die Stadt enorm kräftig und kann sich locker gegen andere Großstädte messen lassen. Was die Kultur angeht, ist Karlsruhe sensationell. Die Politik sieht, wie wichtig Kultur für die Bevölkerung ist. Kultivierte Menschen haben ein anderes Menschenbild und sind vielen neuen notwendigen Strukturen gegenüber offen.

    Deutschland gilt auch als das Land der Nörgler und Perfektionisten – warum würden Sie dennoch einwandern?
    Nörgeln ist nur erlaubt, wenn man einen anderen postiven Aspekt in die Runde wirft. Perfektionismus ist toll und unterschreibe ich gerne, auch wenn ich nicht unbedingt so lebe. Aber ohne Perfektionismus wären wir heute nicht da, wo wir sind. 

    Sekt oder Selters – welches Getränk geht bei Ihnen nie aus?
    Sekt.

    Was bewegt Sie dazu, vom Sofa aufzustehen?
    Ab und zu muss man auf die Toilette.

    Meer oder Berge – Action oder Entspannung im Urlaub?
    Meer und Berge! Ich wandere und ich segle gerne!

    Welche Sprache würden Sie gerne noch lernen?
    Gerade hier an der französischen Grenze tut es weh, das grosse Latinum anstatt den großen Cäsar gemacht zu haben.

    Kommen Sie in den Himmel oder in die Hölle?
    In den Himmel, aber ohne Heiligenschein.

    (sas)

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