ka-news:
Gunzi Heil meinte unlängst: "So wie ich Martin Wacker kenne, liebt er einen vollen Terminkalender und ich glaube, wenn keine Termine mehr Platz haben, dann kauft er sich einfach einen größeren Kalender." Hat er recht?
Wacker: Nee, der Kalender ist jedes Jahr gleich groß und auch gleich voll. Klar – es sind viele Termine, aber ich habe auch einfach ein gutes Team, mit dem ich auch sehr gut zusammenarbeiten kann.
Ob das jetzt "Das Fest“ ist oder meine Abteilung bei der KMK. Es ist überall sehr gut organisiert, ich habe gute Leute um mich herum, und dann funktioniert das auch. Also nicht der Kalender ist größer, sondern das Organisieren der Abläufe ist eine größere Herausforderung geworden. Aber ich werde so gut unterstützt, dass das nach wie vor gut funktioniert.
ka-news: Welche Ihrer Aufgaben macht gerade am meisten Spaß und vor allem warum?
Wacker: Die ersten drei Monate des Jahres waren besonders intensiv bei der KMK. Wir haben den vollsten Terminkalender aller Zeiten und haben so schöne und hervorragende Veranstaltungen gehabt. Natürlich gibt es mal Phasen wo ich sage: "Das Fest“ wieder zusammenzuführen hat mir besonders viel Spaß gemacht. Aber dann komme ich wieder zur KMK zurück und sehe, wie hervorragend beispielsweise die art KARLSRUHE läuft, oder dann geht’s mal wieder zum KSC raus und wir gewinnen oder ich habe am Abend eine Theateraufführung und ein begeistertes Publikum.
ka-news: Es gibt also keinen Favoriten?
Wacker: Ich glaube es ist immer situationsabhängig. Obwohl ich im Moment schon sagen muss, dass die Begeisterung und Unterstützung rund um "Das Fest" auch darstellt, was ich immer sage: Wenn der Stress positiv ist, dann ist es kein Stress, sondern eine euphorische Begeisterung. Das unterscheidet sich von Stress schon sehr.
KSC und Theater keine Zusatzaufgabe
ka-news: Bleibt bei dieser Aufgabenfülle überhaupt noch Raum für Freizeit und Familie?
Wacker: Da meine Freizeit die Familie ist, fasse ich das zusammen: Ja. Aber es liegt natürlich auch daran, dass ich eine Partnerin habe, die mit mir zusammen hervorragend versucht, dieses Leben zu organisieren, so dass es funktioniert. Sonst hätte ich ja gar keine Chance.
Ich nehme mir meine Familienzeiten genau so vor, wie ich mir auch berufliche Sachen vornehme. Was sicherlich nicht hilft, ist zu sagen, man kommt irgendwann nach Hause. Nein, man muss auch das genau planen und das tun wir. Was bei uns wenig vorkommt ist, dass der Vater nach Hause kommt und sich aufs Sofa legen kann - das findet bei uns nicht statt.
Ich sehe jetzt beispielsweise auch den KSC und das Theater nicht als Zusatzaufgaben an. In den Wildpark würde ich sowieso gehen - da sind die Kinder ja auch immer dabei. Ins Theater gehe ich, um sozusagen meinen Sport zu machen. Viele sagen, sie gehen abends Tennis spielen - ich gehe Theater spielen.
"Ein unglaublich wichtiger Sieg"
ka-news: Die Kinder sind ja im Wildpark immer dabei. Und Sie sind jetzt auch schon zehn Jahre auf dem Wildpark-Rasen unterwegs – welches Spiel blieb Ihnen am meisten in Erinnerung.
Wacker: Ich hab da immer noch ein Lieblingsspiel, das viele vielleicht gar nicht auf der Rechnung haben. Es war ein Spiel, bei dem wir auf der Kippe standen, in die Dritte Liga abzusteigen. Und Alemania Aachen kam damals als potentielle Aufstiegsmannschaft in die Erste Liga. Also die hätten bei uns gewinnen müssen, um aufzusteigen und wir hätten gewinnen müssen, um nicht abzusteigen.
Es waren 10.000 Alemania-Fans im Stadion. So richtig geglaubt hat an uns niemand. Wir haben dann gewonnen - 1:0. Ein unglaublich wichtiger Sieg, ich glaube sonst wäre der Verein am Ende gewesen und auf diesem Sieg hatte sich dann in den folgenden ein, zwei Jahren aufgebaut, was wir mit dem Bundesligaaufstieg fortgesetzt haben.
"Während gespielt wird, sitze ich oben in meiner Kammer"
ka-news: Macht es denn im Moment Spaß im Wildpark?
Wacker: Es macht immer Spaß im Wildpark. Das ist wie Theaterspielen. Manche meinen "Ja, aber das ist doch 100 mal das Gleiche" - Aber nein, es ist jedes Mal unterschiedlich. Und so ist es beim KSC auch - wir haben natürlich auch mal nicht so schöne Spiele gesehen, aber was immer stimmt, ist die Emotion.
Es ist auch toll, wie stark die Ansprache von außen, von den Fans ist und die Leute sagen: "Mensch, das ist so toll, dass Sie das machen!" Zehn Jahre ist auch keine Zeit, die mir lang vorkommt, sondern eher , als hätte ich gestern angefangen.
ka-news: Wo treiben Sie sich eigentlich während den Halbzeiten herum?
Wacker: Während gespielt wird, sitze ich oben in meiner Kammer vor meinem Mikrofon und muss immer Gewehr bei Fuß sein, wenn ein Tor fällt oder eine Auswechslung ist. Dort sitze ich hinter einer Glasscheibe. Ich reagiere sehr emotional und es ist ganz gut, wenn nicht immer alle hören, was ich sage.
Meine Kinder zum Beispiel setzen sich immer vor mich, vor die Glasscheibe, damit sie nicht hören müssen, wie sehr ich fluchen kann. Bei Auswärtsspielen gehen sie dann teilweise schon in den Garten spielen, um nicht zu hören, wie der Papa fluchen kann.
(Interview: Ramona Deeg)